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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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sich alle schon entweder durch Stärke oder Gefährlichkeit oder Schläue hervorgetan. Ob sie annehmen, dass ich Peeta mitgebracht habe? Fuchsgesicht und Thresh wissen wahrscheinlich gar nicht, dass er verletzt ist. Falls sie denken, er gibt mir Deckung, wenn ich den Rucksack holen gehe, umso besser.
    Wo ist der Rucksack überhaupt? In der Arena ist es jetzt hell genug, dass ich die Brille absetzen kann. Ich höre die Morgenvögel singen. Wird es nicht Zeit? Eine Sekunde lang packt mich die Panik, ich könnte am falschen Ort sein. Aber nein, ich bin mir sicher, dass Claudius Templesmith das Füllhorn erwähnt hat. Da steht es. Und hier bin ich. Also wo, bitte, ist mein Fest?
    Als der erste Sonnenstrahl das goldene Füllhorn erstrahlen lässt, tut sich was auf der Ebene. Der Boden vor der Öffnung des Füllhorns teilt sich und ein runder Tisch mit schneeweißer Decke wird in die Arena hinaufgefahren. Auf dem Tisch thronen vier Rucksäcke, zwei große schwarze mit den Nummern
2
und
11,
ein mittelgroßer grüner mit der Nummer 5 und ein kleiner orangefarbener - ich könnte ihn gut und gern am Handgelenk tragen -, der mit einer
12
gekennzeichnet sein muss.
    Kaum steht der Tisch, als eine Gestalt aus dem Füllhorn huscht, sich den grünen Rucksack schnappt und davonrennt. Fuchsgesicht! Sie ist schlau und risikofreudig, das muss man ihr lassen. Da hocken wir anderen noch irgendwo am Rand der Ebene und peilen die Lage und sie hat ihren Rucksack schon. Und uns sind die Hände gebunden, denn keiner will ihr hinterherjagen, solange der eigene Rucksack noch so gefährdet auf dem Tisch steht. Fuchsgesicht hat die anderen Rucksäcke absichtlich dagelassen, denn sie wusste, dass sich sofort jemand an die Verfolgung machen würde, wenn sie einen der anderen stehlen würde. So hätte ich es mal anstellen sollen! Während ich erst überrascht, dann bewundernd, verärgert, neidisch und frustriert bin, schaue ich zu, wie die rote Mähne weit außer Schussweite im Wald verschwindet. Hm. Bisher habe ich immer die anderen gefürchtet, aber vielleicht ist Fuchsgesicht ja der eigentliche Gegner.
    Und sie hat mir Zeit gestohlen, denn jetzt muss ich auf jeden Fall als Nächste am Tisch sein. Jeder, der vor mir da ist, kann sich mühelos meinen Rucksack schnappen und sich aus dem Staub machen. Ohne zu zögern, renne ich los. Ich spüre die aufkommende Gefahr, bevor ich sie sehen kann. Zum Glück kommt das erste Messer von rechts angezischt, sodass ich es höre und mit dem Schaft meines Bogens ablenken kann. Ich drehe mich um, spanne den Bogen und ziele mit dem Pfeil direkt auf Cloves Herz. Sie kann sich gerade noch so weit abwenden, um den tödlichen Treffer zu vermeiden, aber die Spitze trifft sie in den linken Oberarm. Pech, dass sie mit rechts wirft, aber sie hält erst einmal inne, um den Pfeil aus dem Arm zu ziehen und die Wunde in Augenschein zu nehmen. Im Weiterrennen lege ich automatisch den nächsten Pfeil in die Sehne ein, wie es nur erfahrene Jäger können.
    Ich erreiche den Tisch und meine Finger schließen sich um den winzigen orangefarbenen Rucksack. Mit der Hand schlüpfe ich durch die Träger und zerre ihn über den Arm, denn für jeden anderen Körperteil ist er zu klein, drehe mich um und will wieder schießen, als das zweite Messer meine Stirn trifft. Aus der klaffenden Wunde über der rechten Augenbraue ergießt sich ein Strom über mein Gesicht, nimmt meinem rechten Auge die Sicht, füllt meinen Mund mit dem durchdringenden metallischen Geschmack meines eigenen Blutes. Ich taumele rückwärts und kann den vorbereiteten Pfeil noch grob in die Richtung meiner Angreiferin abschießen. Schon als ich loslasse, weiß ich, dass er danebengeht. Sofort ist Clove über mir, wirft mich auf den Rücken und drückt mit den Knien meine Schultern auf den Boden.
    Das war's,
denke ich und hoffe um Prims willen, dass es schnell geht. Aber Clove möchte den Moment auskosten. Sie weiß, dass sie Zeit hat. Zweifellos ist Cato in der Nähe und deckt sie, während er auf Thresh und womöglich Peeta wartet.
    »Na, wo ist dein Freund, Distrikt 12? Hält er noch durch?«, fragt sie.
    Solange wir reden, lebe ich. »Er ist wieder auf den Beinen. Und jagt Cato«, fauche ich sie an. Dann schreie ich, so laut ich kann: »Peeta!«
    Clove schlägt mit der Faust gegen meinen Kehlkopf und bringt mich damit sehr wirkungsvoll zum Verstummen. Aber sie schaut schnell nach links und rechts und ich weiß, dass sie zumindest einen Moment lang in Betracht zieht,

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