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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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sich? Ein Feuer in der Abenddämmerung, das wäre vertretbar gewesen. Zu dem Zeitpunkt wären diejenigen, die am Füllhorn gekämpft haben, mit ihrer überlegenen Körperkraft und den üppigen Vorräten noch nicht nah genug gewesen, um den Flammenschein zu sehen. Aber jetzt, da sie wahrscheinlich schon seit Stunden auf der Suche nach Opfern den Wald durchkämmen - da könnte man genauso gut eine Fahne schwenken und rufen: »Hier bin ich!«
    Und ich liege hier, nur einen Steinwurf entfernt vom größten Schwachkopf der Spiele. Festgeschnallt in einem Baum. Und wage nicht zu fliehen, weil mein Standort in diesem Augenblick jedem interessierten Killer verkündet wird. Ich weiß natürlich, dass es hier draußen kalt ist und nicht jeder einen Schlafsack hat. Aber dann beißt man eben die Zähne zusammen und hält durch bis zum Morgengrauen!
    Die nächsten Stunden liege ich grübelnd in meinem Schlafsack und denke tatsächlich, dass ich von meinem Baum hinuntersteigen und meinen neuen Nachbarn problemlos ausschalten könnte. Mein erster Impuls war zu fliehen, nicht zu kämpfen. Aber offenbar ist dieser Mensch lebensmüde. Dumme Leute sind gefährlich. Und wahrscheinlich besitzt der hier keine nennenswerten Waffen, während ich ein exzellentes Messer mein Eigen nenne.
    Der Himmel ist immer noch dunkel, doch ich spüre die ersten Anzeichen der Morgendämmerung. Jetzt denke ich allmählich, dass wir - damit meine ich den Menschen, dessen Tod ich gerade plane, und mich - vielleicht wirklich unbemerkt geblieben sind. Aber dann höre ich sie. Mehrere Fußpaare, die losrennen. Die Feuermacherin muss eingenickt sein. Sie sind über ihr, bevor sie fliehen kann. Ich weiß jetzt, dass es ein Mädchen ist, ich höre es an ihrem Flehen und dann an dem gequälten Schrei. Dann höre ich Gelächter und Beglückwünschungen von verschiedenen Stimmen. Jemand ruft: »Zwölf erledigt und noch elf vor uns!«, was mit zustimmendem Gejohle beantwortet wird.
    Sie kämpfen also in einer Meute. Was mich nicht besonders überrascht. In den frühen Phasen der Spiele bilden sich oft Bündnisse. Die Starken schließen sich zusammen und jagen die Schwachen, und wenn die Spannungen zu groß werden, fallen sie übereinander her. Es ist nicht schwer zu erraten, aus wem dieses Bündnis besteht. Es werden die verbliebenen Karrieretribute aus den Distrikten 1, 2 und 4 sein. Zwei Jungen und drei Mädchen. Die immer gemeinsam zu Mittag gegessen haben.
    Eine Weile durchsuchen sie das Mädchen nach Vorräten. An ihren Bemerkungen höre ich, dass sie nichts Brauchbares gefunden haben. Ich frage mich, ob Rue das Opfer ist, verwerfe den Gedanken aber gleich wieder. Sie ist zu schlau, um in der Nacht ein Feuer zu machen.
    »Lasst uns abhauen, dann können sie die Leiche holen, bevor sie anfängt zu stinken.« Ich bin mir fast sicher, dass das der brutale Junge aus Distrikt 2 ist. Ich höre zustimmendes Gemurmel und merke dann zu meinem Entsetzen, dass die Meute in meine Richtung kommt. Sie wissen nicht, dass ich hier bin. Woher sollten sie? Und ich bin in der Baumgruppe gut getarnt. Zumindest solange die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Dann wird mich mein schwarzer Schlafsack nämlich nicht mehr tarnen, sondern zum Problem werden. Wenn sie einfach weitergehen, sind sie gleich vorbei.
    Aber die Karrieretribute bleiben zehn Meter entfernt auf der Lichtung stehen. Sie haben Taschenlampen, Fackeln. Durch das Geäst sehe ich hier einen Arm, da einen Stiefel. Ich erstarre und wage nicht zu atmen. Haben sie mich entdeckt? Nein, noch nicht. An ihrer Unterhaltung merke ich, dass sie mit den Gedanken woanders sind.
    »Wieso hören wir nicht langsam mal die Kanone?«
    »Stimmt. Was sollte sie davon abhalten, sie jetzt gleich abzuholen?«
    »Es sei denn, sie ist nicht tot.«
    »Sie ist tot. Ich habe sie höchstpersönlich abgestochen.« »Und wo bleibt dann die Kanone?«
    »Einer von uns sollte zurückgehen. Nachgucken, ob die Sache auch wirklich erledigt ist.«
    »Ja, ich hab keine Lust, sie zweimal aufzuspüren.« »Ich hab doch gesagt, dass sie tot ist!«
    Sie streiten sich, bis eine Stimme die anderen verstummen lässt: »Wir verlieren hier nur Zeit! Ich gehe zurück und erledige sie und dann nichts wie weiter!«
    Ich falle fast vom Baum. Die Stimme gehört Peeta.
     

12
     
    Wie gut, dass ich mich festgeschnallt habe. Ich bin von der Astgabel gerutscht und hänge jetzt bäuchlings über dem Boden, gehalten nur von meinem Gürtel und einer Hand, während ich mich mit den

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