Toedliche Spiele
herauszusaugen. Erst als ich sie schon an die Lippen halte, sehe ich genauer hin. Die Beeren, die ich für Blaubeeren gehalten hatte, haben eine etwas andere Form, und als ich sie auseinanderbreche, sind sie blutrot. Ich erkenne die Beeren nicht, vielleicht sind sie essbar, aber ich vermute eher einen miesen Trick der Spielmacher. Die Pflanzenexpertin im Trainingscenter hat uns ja auch extra eingeschärft, keine Beeren zu essen, solange wir nicht hundertprozentig sicher sein können, dass sie ungiftig sind. Das wusste ich zwar schon, doch jetzt bin ich so durstig, dass ich es nur aufgrund dieser Mahnung über mich bringe, sie wegzuwerfen.
Erschöpfung macht sich breit, doch es ist nicht die übliche Müdigkeit, die auf eine lange Wanderung folgt. Häufig muss ich anhalten und ausruhen, obwohl ich weiß, dass ich das Heilmittel gegen den Durst, der mich plagt, nur finde, wenn ich weitersuche. Ich probiere eine neue Taktik aus und klettere auf einen Baum, so hoch ich es in meinem wackligen Zustand wage, um nach Anzeichen von Wasser zu suchen. Aber so weit ich in alle Richtungen sehen kann, überall erstreckt sich derselbe erbarmungslose Wald.
Ich beschließe, bis zum Einbruch der Nacht weiterzumachen, und laufe, bis ich über meine eigenen Füße stolpere.
Erschöpft schleppe ich mich auf einen Baum und binde mich fest an. Obwohl ich keinen Appetit habe, sauge ich an einem Kaninchenknochen, damit mein Mund etwas zu tun hat. Die Nacht bricht herein, die Hymne erklingt und hoch oben am Himmel sehe ich das Bild des Mädchens, das offenbar aus Distrikt 8 stammte. Und dem Peeta den Rest gegeben hat.
Mein brennender Durst ist drängender als die Angst vor der Meute der Karrieros. Abgesehen davon sind sie in die andere Richtung gegangen und werden jetzt auch ausruhen müssen.
In Anbetracht des Wassermangels mussten sie vielleicht sogar zurück zum See, um ihre Vorräte aufzufüllen.
Möglicherweise wird auch mir nichts anderes übrig bleiben.
Der Morgen beginnt mit Schmerzen. Mein Kopf pocht mit jedem Herzschlag. Einfachste Bewegungen jagen stechende Schmerzen durch meine Gelenke. Ich falle eher vom Baum, als dass ich springe. Ich brauche mehrere Minuten, um meine Sachen zusammenzusuchen. Im tiefsten Innern weiß ich, dass das falsch ist, dass ich besser aufpassen, mich schneller bewegen müsste. Aber mein Verstand ist wie benebelt, es fällt mir schwer, zu überlegen. Ich lehne mich an den Baumstamm, fahre mir mit dem Finger vorsichtig über die Zunge, die sich anfühlt wie Sandpapier, während ich meine Möglichkeiten abwäge. Wie kann ich an Wasser kommen?
Zum See zurückgehen. Kommt nicht infrage. Das würde ich nie schaffen.
Auf Regen hoffen. Keine Wolke am Himmel.
Die Augen offen halten. Ja, das ist meine einzige Chance. Aber dann kommt mir ein anderer Gedanke und die Woge der Wut, die darauf folgt, bringt mich zur Besinnung.
Haymitch! Er könnte mir Wasser schicken! Ein Knopfdruck und in wenigen Augenblicken würde es mir mit einem silbernen Fallschirm geliefert. Ich muss Sponsoren haben, wenigstens einen oder zwei, die sich einen halben Liter Wasser für mich leisten können. Es ist teuer, ja, aber diese Leute haben Geld wie Heu. Und sie haben auf mich gesetzt. Vielleicht merkt Haymitch nicht, wie dringend ich es brauche. So laut ich mich traue, sage ich: »Wasser.« Hoffnungsfroh warte ich darauf, dass ein Fallschirm vom Himmel fällt. Aber nichts geschieht.
Da stimmt was nicht. Habe ich mich getäuscht und ich habe gar keine Sponsoren? Oder hat Peetas Verhalten sie zögerlich werden lassen? Nein, das glaube ich nicht. Da draußen ist jemand, der mir Wasser kaufen will, aber Haymitch weigert sich, es durchzulassen. Als mein Mentor hat er die Kontrolle über die Geschenke meiner Sponsoren. Ich weiß, dass er mich nicht ausstehen kann. Er hat keinen Hehl daraus gemacht. Aber würde er mich auch sterben lassen? Verdursten? Das kann er doch nicht machen, oder? Wenn ein Mentor seine Tribute schlecht behandelt, wird er von den Zuschauern zur Rechenschaft gezogen, von den Leuten zu Hause in Distrikt 12. Nicht mal Haymitch würde das riskieren, oder? Über meine Handelspartner auf dem Hob kann man sagen, was man will, aber ich glaube nicht, dass sie ihn dort willkommen heißen würden, wenn er mich auf diese Art sterben ließe. Wo sollte er dann seinen Schnaps herbekommen? Also ... was ist los? Lässt er mich leiden, weil ich nicht auf ihn gehört habe? Lenkt er alle Sponsoren auf Peeta? Ist er einfach nur zu
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