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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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solchen Situationen immer schon getan habe. Ich suche mir einen hohen Baum und beginne hinaufzuklettern. Rennen ist schon schmerzhaft, aber Klettern ist eine Qual, denn es erfordert nicht nur Kraft, sondern auch den direkten Kontakt meiner Hände mit der Baumrinde. Aber ich bin schnell, und als sie meinen Baum erreichen, bin ich schon gut sechs Meter über ihnen. Einen Augenblick halten wir inne und mustern einander. Hoffentlich können sie mein Herzklopfen nicht hören.
    Das könnte es gewesen sein,
denke ich. Welche Chance habe ich gegen sie? Alle sechs sind da, die fünf Karrieros und Peeta, und mein einziger Trost ist, dass sie auch ziemlich mitgenommen aussehen. Trotzdem, da sind ja noch ihre Waffen. Und ihre Gesichter, wie sie mich angrinsen und die Zähne fletschen, über sich die sichere Beute. Es scheint hoffnungslos. Doch dann wird mir etwas bewusst. Sie sind vielleicht größer und stärker als ich, aber sie sind auch schwerer. Es hatte seinen Grund, dass immer ich und nicht Gale die höchsten Früchte gepflückt und die entlegensten Vogelnester ausgeräubert habe. Ich wiege mindestens fünfundzwanzig, dreißig Kilo weniger als die leichtesten der Karrieros.
    Jetzt lächele ich. »Wie geht's denn so?«, rufe ich fröhlich hinunter.
    Das verblüfft sie, aber ich weiß, dass die Zuschauer begeistert sein werden.
    »Ganz gut«, sagt der Junge aus Distrikt 2. »Und selbst?«
    »War ein bisschen warm für meinen Geschmack«, sage ich. Ich kann das Gelächter vom Kapitol fast hören. »Hier oben ist die Luft besser. Warum kommt ihr nicht hoch?«
    »Kannst du haben«, sagt der Junge.
    »Nimm das hier, Cato«, sagt das Mädchen aus Distrikt 1 und reicht ihm den silbernen Bogen samt Köcher. Mein Bogen! Meine Pfeile! Allein der Anblick macht mich so wütend, dass ich schreien könnte; ich ärgere mich über mich selbst und diesen Verräter von Peeta, weil er mich davon abgehalten hat, sie zu bekommen. Ich versuche, Blickkontakt zu ihm herzustellen, aber er schaut mich absichtlich nicht an, während er sein Messer am Hemdsaum abputzt.
    »Nein«, sagt Cato und schiebt den Bogen weg. »Mit dem Schwert geht's besser.« Ich kann die Waffe sehen, eine kurze, schwere Klinge an seinem Gürtel.
    Ich warte ab, bis Cato sich in den Baum gezogen hat, und klettere dann weiter hinauf. Gale sagt immer, die Art, wie ich noch die dünnsten Äste emporhusche, erinnere ihn an ein Eichhörnchen. Zum Teil liegt es daran, dass ich so leicht bin, zum Teil ist es Übung. Man muss wissen, wohin man Hände und Füße setzt. Ich bin noch einmal fünf Meter höher, als ich ein Knacken höre und nach unten schaue. Cato rudert wild mit den Armen und kracht mitsamt dem Ast herunter. Als er aufschlägt, hoffe ich, dass er sich das Genick gebrochen hat, aber er steht schon wieder auf den Füßen und flucht wie der Teufel.
    Das Mädchen mit den Pfeilen, Glimmer nennen sie sie - in Distrikt 1 geben sie ihren Kindern wirklich lächerliche Namen -, diese Glimmer also versucht jetzt ihr Glück, doch als die Äste auch unter ihrem Gewicht brechen, ist sie so schlau, es aufzugeben. Ich befinde mich gut zwanzig Meter über dem Boden. Nun will sie mich abschießen, aber man merkt sofort, dass sie nicht mit dem Bogen umgehen kann. Einer der Pfeile bleibt nicht weit von mir im Baum stecken und ich ziehe ihn heraus. Herausfordernd schwenke ich ihn über ihrem Kopf, als wäre das der einzige Grund, weshalb ich ihn mir geschnappt habe. Dabei bin ich entschlossen, ihn zu benutzen, falls sich die Gelegenheit bietet. Hätte ich diese silbernen Waffen in meinen Händen, ich könnte sie alle töten, einen nach dem anderen.
    Die Karrieros scharen sich unten zusammen. Ich kann hören, wie sie verschwörerisch miteinander tuscheln. Sie sind wütend darüber, dass ich sie wie Deppen dastehen lasse. Aber die Dämmerung bricht schon herein und damit bleibt ihnen keine Zeit für weitere Attacken. Schließlich höre ich Peeta barsch sagen: »Ach, lasst sie einfach da oben. Sie kann ja nirgendwohin. Wir nehmen sie uns morgen vor.«
    Wo er recht hat, hat er recht. Ich kann nirgendwohin. Die Linderung, die das Wasser mir verschafft hat, ist vorüber und ich spüre die Verbrennungen jetzt mit voller Wucht. Ich lasse mich in eine Astgabel hinabrutschen und treffe schwerfällig die Vorbereitungen zum Schlafen. Ziehe die Jacke an. Rolle den Schlafsack aus. Schnalle mich mit dem Gürtel an und versuche, nicht zu stöhnen. Die Hitze im Schlafsack ist zu viel für mein Bein. Ich

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