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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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in ihr Lager zurückziehen? Dann wäre alles umsonst.
    Mir wird klar, dass es nur eine gute Gelegenheit gibt, unbemerkt zu sägen, nämlich wenn die Hymne gespielt wird. Was jeden Moment passieren kann. Ich schäle mich also aus dem Schlafsack, kontrolliere, ob mein Messer sicher im Gürtel steckt, und klettere den Baum hinauf. Das an sich ist schon riskant, weil die Äste selbst für mich gefährlich dünn werden, aber ich schaffe es. Als ich den Ast erreiche, an dem das Nest hängt, wird das Summen lauter. Für Jägerwespen ist es allerdings eigentümlich gedämpft.
Der Rauch,
überlege ich.
Er hat sie betäubt.
Das war übrigens auch die Methode, mit der die Rebellen die Wespen bekämpft haben.
    Das Wappen des Kapitols erscheint über mir und die Hymne ertönt.
Jetzt oder nie,
denke ich und beginne zu sägen. Die Brandblasen an meiner rechten Hand platzen auf, als ich ungeschickt das Messer vor und zurück zerre. Als ich einen Rhythmus gefunden habe, muss ich mich weniger anstrengen, aber die Arbeit übersteigt fast immer noch meine Kräfte. Ich beiße die Zähne zusammen und säge weiter, schaue ab und zu in den Himmel und stelle fest, dass es heute keine Toten gegeben hat. Das ist nicht weiter schlimm. Die Zuschauer werden zufrieden sein, dass ich verletzt auf einem Baum gefangen bin und unter mir die Meute wartet. Aber als die Hymne verklingt, habe ich erst drei Viertel des Astes durchgesägt, der Himmel verdunkelt sich und ich muss die Arbeit unterbrechen.
    Was jetzt? Ich könnte den Rest wahrscheinlich nach Gefühl erledigen, aber das wäre vielleicht nicht so schlau. Wenn die Wespen noch zu benommen sind oder ihr Nest auf dem Weg nach unten im Geäst hängen bleibt, während ich zu entkommen versuche, dann könnte alles umsonst gewesen sein. Besser, überlege ich, wenn ich im Morgengrauen erneut hinaufklettere und das Nest dann auf meine Feinde fallen lasse.
    Im matten Schein der Fackeln der Karrieretribute hangele ich mich zurück zu meiner Astgabel und finde dort die schönste Überraschung meines Lebens vor: Auf meinem Schlafsack liegt eine kleine Plastikdose, sie hängt an einem silbernen Fallschirm. Mein erstes Sponsorengeschenk! Haymitch muss es während der Hymne geschickt haben. Die Dose hat problemlos auf meiner Handfläche Platz. Was mag es sein? Bestimmt kein Essen. Ich schraube den Deckel ab und erkenne am Geruch, dass es eine Arznei ist. Vorsichtig tippe ich auf die Salbe. Das Pochen in meiner Fingerspitze verschwindet.
    »Oh, Haymitch«, flüstere ich. »Danke.« Er hat mich nicht im Stich gelassen. Ich stehe nicht ganz allein da. Der Preis für diese Arznei muss astronomisch sein. Wahrscheinlich haben sogar mehrere Sponsoren zusammengelegt, um dieses winzige Töpfchen zu erstehen. Für mich ist es unbezahlbar.
    Ich tauche zwei Finger in das Gefäß und streiche die Salbe vorsichtig auf meine Wade. Die Wirkung ist fast märchenhaft, der Schmerz verschwindet augenblicklich, zurück bleibt nur ein angenehm kühlendes Gefühl. Das hier ist keine Kräutermixtur, wie meine Mutter sie herstellt, das ist ein Hightech-Medikament aus den Labors des Kapitols. Nachdem die Wade versorgt ist, schmiere ich auch meine Hände dünn ein. Ich wickle das Töpfchen in den Fallschirm und verstaue es sicher in meinem Rucksack. Jetzt, da der Schmerz nachgelassen hat, bleibt mir nur, mich wieder in den Schlafsack zu legen und einzuschlafen.
    Ein Vogel, der nur ein, zwei Meter von mir entfernt hockt, gibt mir Bescheid, dass ein neuer Tag anbricht. Im grauen Morgenlicht untersuche ich meine Hände. Die Salbe hat die entzündeten roten Flecken in zartes Babyrosa verwandelt. Mein Bein fühlt sich immer noch flammend heiß an, aber die Verbrennung war auch viel tiefer. Ich trage noch einmal die Salbe auf und packe leise meine Sachen zusammen. Was auch geschieht, ich werde rennen müssen, so schnell ich kann. Ich zwinge mich, einen Kräcker und einen Streifen Rindfleisch zu essen und ein paar Tassen Wasser zu trinken. Gestern habe ich fast nichts im Magen behalten und ich spüre bereits die Auswirkungen des Hungers.
    Unter mir auf dem Boden schläft die Meute der Karrieros, einschließlich Peeta. Glimmer lehnt am Baumstamm, sie sollte wohl Wache halten, aber offenbar hat die Müdigkeit sie überwältigt.
    Blinzelnd versuche ich den Nachbarbaum auszumachen, aber ich kann keine Rue erkennen. Da sie mich gewarnt hat, finde ich es nur fair, sie auch zu warnen. Und sollte ich heute sterben, dann wünsche ich mir, dass Rue

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