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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wurde, bevor mehr daraus werden konnte! Gütiger Gott, was glauben Sie eigentlich, wer ich bin?«
    Monk senkte den Blick und sah, dass Lamberts Hände auf dem Schreibtisch zitterten und die Knöchel weiß hervortraten. Er hätte schwören können, dass die bloße Vorstellung ihn schon entsetzte.
    »Ich beschuldige Sie nicht, Mr. Lambert«, antwortete Monk ruhig. »Ich versuche herauszufinden, warum Keelin Melville einen derart merkwürdigen Zeitpunkt für ihren Tod gewählt hat und wie sie es überhaupt bewerkstelligen konnte. Zu der Zeit, da das Gift dem Polizeiarzt zufolge in ihrem Körper gedrungen ist, hat sie nichts gegessen oder getrunken…. und doch sagt der Mann, sie habe das Belladonna geschluckt. Das ergibt doch keinen Sinn, oder?«
    Lambert runzelte die Stirn und setzte sich, diesmal hinter den Schreibtisch. »Nein… nicht so weit ich sehen kann«, pflichtete er ihm bei. »Aber wenn sie nichts gegessen oder getrunken hat, wie sollte dann jemand anderes sie vergiftet haben?«
    »Das weiß ich auch nicht«, bekannte Monk. »Ich habe einfach zu viele Fragen. Ich habe Keelin Melvilles Bauwerke gesehen, ihre Visionen und etwas von dem, was in ihrer Seele war. Ich kann die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen, ohne alles in meiner Macht Stehende zu tun, um herauszufinden, was mit ihr passiert ist.«
    Lambert schluckte. »Verflucht! Ich auch nicht! Ich würde Sie, wenn nötig, mit dem Fall beauftragen. Was wir auch unternehmen, nichts kann sie zurückbringen. Ich kann nichts tun, um meinen Anteil an alldem ungeschehen zu machen, aber ich kann herausfinden, was sie endgültig gebrochen hat, um zu lernen, damit zu leben… oder wenn es ein anderer war, dann werde ich dafür sorgen, dass der Betreffende zahlt.« Es senkte den Kopf und schlug die Hände vors Gesicht. »Hören Sie! Werde ich am Ende gar entdecken, dass der Mann, den ich bestrafen möchte, ich selber bin?«
    Plötzlich empfand Monk ein überwältigendes Mitleid mit dem anderen Mann. Sie waren so unterschiedlich wie nur möglich, sowohl in körperlicher Hinsicht als auch in der Entwicklung ihrer Lebensumstände oder was ihre Persönlichkeit betraf, und doch war er einmal an genau derselben Stelle gestanden: Er hatte nach etwas gesucht, das er für ein Ungeheuer hielt, erfüllt von der Angst, dass es, wenn er es endlich fände, sein eigenes Gesicht tragen könnte.
    »Werden Sie sich selbst nicht ohnehin bestrafen?« Er wandte den Blick nicht von Lambert ab, und dieser hob langsam den Kopf.
    »Doch. Aber so oder so. Ich muss die Wahrheit wissen, wenn Sie sie denn herausfinden können.«
    »Was ist aus Hubert Gibbons geworden?«
    »Was? Ich habe keine Ahnung. Kann das jetzt noch wichtig sein?«
    »Ich weiß es nicht. Fällt Ihnen ein anderes Ereignis in Zillahs Leben ein, von dem jemand sich wünschen könnte, dass ich mich damit nicht näher befasse?«
    »Davor habe ich keine Angst!« Ein Teil der früheren Entrüstung kehrte in Lamberts Stimme zurück. »Es hätte tragisch enden können, aber das ist nicht passiert. Meine Frau hat der Sache ein Ende gemacht, bevor sie zu weit ging.« Über seinem Gesicht lag kein Schatten. Wenn an der Sache mehr daran gewesen sein sollte, so hätte Monk geschworen, dass Lambert nichts davon wusste. Eine kluge Mutter mochte es durchaus für besser halten, den Vater nicht einzuweihen. Möglich, dass sie seine Reaktion fürchtete, seinen Ärger, seine Empörung. Er konnte allzu leicht die Beherrschung verlieren und, ohne es zu wollen, gerade das Unglück herbeiführen, das zu vermeiden seine Frau sich so sehr bemüht hatte.
    Lambert sah den Zweifel in seinem Gesicht. »Es ist nichts passiert!«, erklärte er grimmig.
    »Was ist mit Hubert Gibbons?«, fragte Monk noch einmal.
    »Könnte er sich später mit einer anderen jungen Frau eingelassen haben, deren Mutter vielleicht nicht so schnell reagiert hat?«
    »Ich habe keine Ahnung! Was für eine Rolle könnte das spielen?« Lamberts Augen weiteten sich. »Wollen Sie andeuten , Gibbons sei in den Gerichtssaal gekommen und habe Melville vergiftet, damit Sie der Sache nicht weiter nachgehen? Das ist lächerlich. Wie sollte das möglich gewesen sein? Warum haben wir ihn nicht gesehen? Und wie hätte er überhaupt von Ihnen erfahren sollen? Was hätten Sie in der Angelegenheit schon unternehmen können, wenn Sie etwas herausgefunden hätten? Sie würden wohl kaum einfach spaßeshalber eine andere junge Frau ruinieren. Das hätte Melville nicht geholfen.« Seine Stimme

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