Tödliche Täuschung
Wolff erzählt hat?«
Delphine zuckte zusammen.
»Was das betrifft, brauchen wir uns keine Vorwürfe zu machen!«, sagte Sacheverall eilig. Eine zornige Röte hatte sein Gesicht überzogen.
Zillah schien ihn nicht zu beachten. Sie sah weiterhin zu Monk. »Ich weiß nicht, was es war, Miss Lambert«, antwortete er. »Wenn das der Grund für ihren Selbstmord war, verstehe ich nicht, warum sie nicht die Wahrheit gesagt hat. Es hätte ihren Ruf als Architekt in diesem Land zerstört, aber es gibt noch andere Länder, und sie hätte in einem davon weiter leben und arbeiten können. Das wäre doch gewiss besser gewesen als der Tod? Das einzige Vergehen, dessen man sie bezichtigte, hätte sich so leicht erklären lassen.«
»Leicht!«, rief Sacheverall erstaunt. »Vielleicht in Ihren Kreisen, Monk, aber kaum in der Gesellschaft, in der er - sie - sich bewegte und bei den Personen, die als ihre Geldgeber fungierten. Sie vergessen, dass sie ihrem Beruf in den allerbesten Kreisen nachging. Ihre Auftraggeber waren nicht von dem Schlag, dass sie derartige… Perversionen… für akzeptabel gehalten hätten.«
Zillah fuhr zu ihm herum und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Es war keine Perversion!«, widersprach sie ihm hitzig. »Sie hat nichts Schlechtes und nichts… Anormales getan. Sie hat sich lediglich als Mann verkleidet; sie hat sich nicht wie ein Mann benommen - nicht in persönlicher Hinsicht.« Auch ihre Wangen waren gerötet, aber vor Verlegenheit, weil sie nach Worten für eine Sache suchte, von der sie nicht genug wusste und über die zu sprechen unschicklich war. »Sie versuchen zu behaupten, dass sie in irgendeiner Weise verrückt gewesen sei, und das war nicht der Fall.«
»Meine liebe Zillah, Sie haben ja keine Ahnung, was sie getan haben könnte… in der Abgeschiedenheit ihres eigenen Heims!« , entrüstete sich Sacheverall.
»Das haben Sie auch nicht!«, gab sie zurück. »Sie deuten etwas Hässliches an, aber wissen können Sie gar nichts.«
»Wir wissen, dass sie sich das Leben genommen hat«, sagte er sanft. »Das ist unbestreitbar. Junge, gesunde Menschen mit ausreichenden finanziellen Mitteln und einem gefestigten Charakter nehmen sich nicht das Leben. Es ist ein Verbrechen gegen Gott wie auch gegen den Staat.« Er schien mit seiner Antwort sehr zufrieden zu sein.
Zillah wandte sich wieder zu Monk um. »Ist das wahr?«
»Es ist ein Teil der Wahrheit«, erwiderte er.
»Und der Rest?«
»Zillah…«, sagte Delphine warnend.
»Was ist mit dem Rest?« Sie ließ Monk keine Sekunde aus den Augen.
»Der Rest ist, dass ich mich frage, ob sie sich selbst getötet hat oder ob es ein anderer war, jemand, der den Prozess beendet sehen wollte, bevor ich weitere Nachforschungen anstellen und etwas Unangenehmes he rausfinden konnte«, erwiderte er.
Sie schien vollkommen verwirrt zu sein, als machten seine Worte keinen Sinn für sie.
Sacheverall brach in schallendes Gelächter aus.
»Was für Nachforschungen haben Sie denn angestellt?«, fragte Zillah. »Wegen Killian? Ich - ich meine Keelin… ich verstehe nicht sehr viel vom Gesetz, aber wenn da irgendetwas war, dann hätte sie es doch gewiss Sir Oliver erzählt, und er hätte Stillschweigen darüber bewahrt. War er als ihr Rechtsanwalt nicht dazu verpflichtet? Außerdem, was hätte das sein können?« Sie legte die Stirn in Falten. »Und warum haben Sie Nachforschungen über Keelin angestellt? Sir Oliver sollte sie doch verteidigen. Er stand auf ihrer Seite!« Sie war sichtlich entrüstet. Sie hatte das Gefühl, als sei sie einem Vertrauensbruch auf die Spur gekommen.
»Nein, Miss Lambert«, antwortete er leise. »Ich habe Nachforschungen über Sie angestellt.«
»Über mich?« Sie war erstaunt. »Ich habe nichts zu verbergen.«
»Was ist mit Hubert Gibbons?«
»Oh!« Sie wandte den Blick ab, und die Röte schoss ihr erneut in die Wangen. »Nun, das war alles ziemlich töricht damals. Ich nehme an, ich war ein wenig indiskret…«
»Zillah!«, sagte Delphine warnend.
Sacheverall runzelte die Stirn und stand vollkommen reglos da. Es war das erste Mal seit Monks Eintritt, dass er eine gewisse Unsicherheit verriet.
Zillah achtete nicht auf ihre Mutter. Sie sah immer noch Monk an. »Ich habe mich nicht besonders gut benommen. Heute wüsste ich es besser. Ich würde mir nicht gestatten, so… überschwänglich zu reagieren. Es sei denn, ich wäre verheiratet.« Sie holte tief Atem, weigerte sich aber, den Blick zu senken.
Monk fühlte sich
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