Tödliche Täuschung
begehren - der Himmel weiß, dass sie schön genug ist, dafür habe ich gesorgt! Aber heiraten werden sie sie nicht! Ihre Mütter werden es nicht erlauben, ganz gleich, was sie selbst denken!« Sie fuhr abermals zu Zillah herum, und ihre Augen glühten in ihrem schneeweißen Gesicht. »Willst du dich damit zufrieden geben? Dass man dich mag und begehrt, während all die erstrebenswerten Männer andere Mädchen heiraten? Ich kann dir sagen, es wird noch ein oder zwei Jahre ganz in Ordnung sein, aber in fünf Jahren, wenn deine Freundinnen Häuser und Familien haben und du immer noch hier bei uns sitzt, wird die Sache ganz anders aussehen! Die Einladungen werden ausbleiben. Du wirst immer mehr Zeit haben, allein herumzusitzen und über deine maßlose Dummheit nachzudenken.«
»Delphine, hör auf damit!«, befahl Lambert.
Aber nichts konnte sie jetzt me hr aufhalten, - die Erregung ließ sie alle Hemmungen verlieren. »Und wenn du dreißig bist, eine alte Jungfer und deine Schönheit verflogen ist, was dann? Wer wird für dich sorgen? Was wirst du tun?«
»Ich werde für sie sorgen, falls diese Situation eintritt!« , erwiderte Lambert wütend. »Und sie wird tun, was ihr beliebt.«
»Es wird aber nichts geben, was ihr beliebt«, bemerkte . Delphine. »Siehst du nicht, was sie angerichtet hat? Bist du so blind, dass du es immer noch nicht begreifst?« Mittlerweile waren ihr Tränen des Kummers und der Enttäuschung in die Augen getreten. »Dass ein Verehrer sie sitzen lässt, darüber hätte man vielleicht hinweggesehen, aber nicht bei zweien!« Sie senkte die Stimme, und ihre nächsten Worte trieften vor Sarkasmus. »Oder willst du andeuten, dass mit Sacheverall irgendetwas nicht stimmt? Dass er vielleicht eine verkleidete Frau ist?«
Lambert wusste für einen Augenblick nicht, was er antworten sollte.
»Er ist ein berechnender Feigling, der Zillah nicht liebt«, griff Monk voller Abscheu in das Gespräch ein. »Und jede Frau hat mehr verdient als das.« Er war so voller Hass auf das ganze System, in dem Schönheit und ein guter Ruf der Maßstab für den Wert eines Menschen darstellten, dass er es für besser hielt, nicht weiter darüber zu reden. »Es ist kein Unglück, dass er sein wahres Wesen gezeigt hat, bevor Sie sich nicht mehr mit Anstand von ihm hätten trennen können.« Diese letzten Worte waren an Zillah gerichtet. Dann wandte er sich wieder Barton Lambert zu. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir Ihre Zeit gewidmet haben, Sir. Ich werde so viel wie möglich über Melvilles Tod in Erfahrung bringen und Ihnen dann berichten, ob eine weitere Verfolgung des Falls sinnvoll ist oder nicht. Auf Wiedersehen.« Mit diesen Worten verneigte er sich vor den beiden Frauen und ging.
Als er einige Zeit später am Nachmittag noch einmal über das Gespräch nachdachte, kam ihm zu Bewusstsein, wie seltsam einige Bemerkungen waren, die Delphine in Bezug auf Zillah gemacht hatte. Es hatte beinahe so geklungen, als habe sie sie in ihren ersten Lebensjahren nicht gekannt. Außerdem schien sie jede Verantwortung für Zillahs ererbte Eigenschaften weit von sich zu weisen. War Barton Lambert früher schon einmal verheiratet gewesen und Zillah seine Tochter, aber nicht ihre? Zillah war anscheinend ein Einzelkind, was keineswegs den normalen Verhältnissen entsprach.
Konnte dieser Umstand eine Bedeutung haben? Melvilles Tod war davon wohl kaum betroffen. Wenn er der Sache nachging , würde er es einfach aus persönlicher Neugier tun und weil er nicht zu den Briefen zurückkehren wollte und jener lästigen Schwägerin, mit der er sich zuvor beschäftigt hatte. Es würde nicht weiter schwierig sein, so etwas herauszufinden. Er hatte schon zuvor festgestellt, dass Zillah kein außereheliches Kind sein konnte, weil die Lamberts öffentlich einen Hochzeitstag gefeiert hatten, der diese Möglichkeit ausschloss. Aber natürlich hatte niemand eine Heiratsurkunde oder etwas Ähnliches verlangt. Vielleicht hätte er gründlicher sein müssen? Jetzt war die Frage natürlich ohne jede Bedeutung.
Dennoch würde er es herausfinden, und sei es nur zu seiner eigenen Befriedigung.
Er brauchte den Rest des Tages und musste viele wohl überlegte Fragen stellen und etliche Papiere durchgehen, aber er erfuhr, dass Barton Lambert, Alter achtunddreißig Jahre, und Delphine Willowby, Alter zweiunddreißig Jahre, genau zu dem Zeitpunkt geheiratet hatten, den sie angaben. Aber in der Pfarrgemeinde, in der sie wohnten, gab es keine Unterlagen dafür, dass
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