Tödliche Täuschung
huschte der Anflug eines Lächelns über ihre Lippen. Eine süße Erinnerung war in ihr wach geworden, und sie durchdrang sogar den Schmerz der Gegenwart.
Sacheverall starrte sie an. Vielleicht ohne sich dessen bewusst zu sein, machte er einen Schritt rückwärts und schuf so einen größeren Abstand zwischen ihnen. Der eifrige Ausdruck war aus seinen Zügen gewichen. Delphine hatte es bemerkt. Zillah stand noch immer mit dem Rücken zu ihm.
»Über deinen Ungehorsam unterhalten wir uns später noch« , sagte Lambert zu ihr, aber die Strenge in seiner Stimme war geheuchelt. »Es liegt bei Mr. Monk, ob er Nachforschungen über den jungen Gibbons anstellen möchte. Ich habe ihn mit dem Auftrag betraut, die Wahrheit über Melvilles Tod herauszufinden.«
»Das ist selbstverständlich Ihre Entscheidung«, sagte Sacheverall mit merklicher Kühle. »Ich habe meine Pflicht in dieser Angelegenheit getan. Mein letzter Rat an Sie…« Er sah Lambert an, nicht Zillah, »… wäre der, dass Sie die ganze Angelegenheit zu den Akten legen und Ihr gewöhnliches Leben wieder aufnehmen. Verbannen Sie das Ganze aus Ihren Gedanken. Sie haben sich sowohl juristisch als auch moralisch einwandfrei benommen, und es gibt nichts, was Sie sich vorwerfen müssten. Persönliche Irrtümer der Vergangenheit gehen niemanden etwas an. Ich werde sie nicht erwähnen, und ich nehme an, dass Mr. Monk es auch nicht tut, obwohl ich natürlich nicht für ihn sprechen kann.«
»Das brauchen Sie auch nicht!«, erwiderte Monk heftig. »Ich betrachte Miss Lamberts Ruf als über jeden Verdacht erhaben.«
Sacheverall warf ihm einen seltsamen Blick zu, eine Mischung aus Verachtung und Belustigung darüber, dass Monk der jungen Frau seiner Ansicht nach irgendwelche Gefühle entgegenbrachte und es in Erwägung zog, sie zu umwerben.
Um Zillah nicht in Verlegenheit zu bringen, versagte Monk es sich, ihn über seinen Irrtum aufzuklären.
Sacheverall verabschiedete sich förmlich und verließ den Raum.
Er war kaum gegangen, als Delphine mit bleichem Gesicht und schmalen Lippen aufstand.
»Du Närrin!«, zischte sie Zillah wütend an. »Wie konntest du nur so unglaublich dumm sein? Du hättest, was diesen erbärmlichen Gibbons angeht, kein Wort zu verlieren brauchen! Du hättest sagen können, ich sei mit dir weggefahren, weil er dich belästigte!« Sie war so erregt, dass ihr das Atmen Mühe bereitete. »Du hättest alles Mögliche sagen können, ein Dutzend Antworten wären durchaus glaubwürdig gewesen und hätten deinem Ruf nicht geschadet! Und jetzt sieh, was du angerichtet hast!« Sie machte eine weit ausholende Geste. »Du hast weniger Verstand als bei deiner Geburt! Oder jedenfalls in deiner Kindheit! Manchmal frage ich mich, woher du deine Dummheit hast. Von mir bestimmt nicht!« Sie zeigte mit dem Finger auf die Tür, die sich inzwischen wieder geschlossen hatte. »Er hätte dich geheiratet! Er war vollkommen vernarrt in dich! Du warst alles, was er wollte. Er kommt aus einer hoch angesehenen Familie, er hat Verstand, gute Manieren und die allerbesten Zukunftsaussichten. Sein Ruf ist tadellos. Glaubst du, ich würde mich nicht über diese Dinge informieren, bevor ich erlaube, dass jemand dir den Hof macht? Glaubst du das?«
Zillah holte Luft.
»Nun?«, fragte Delphine mit zornigem Blick. »Habe ich nicht immer bestens für dich gesorgt, alles für dich getan, für dein Wohlergehen und deine Zukunft? Jetzt hast du mit einem einzigen idiotischen Gespräch wieder einen Mann aus deinem Leben vertrieben.« Sie zeigte noch einmal auf die Tür. »Und er wird nicht zurückkommen - mach dir da keine Hoffnung! Er glaubt, du hättest deine Tugend an Gibbons verloren, und nichts, was du jetzt noch sagen könntest, wird seine Meinung ändern! Er wird dich nicht wieder ansehen, es sei denn mit höflicher Verachtung. Und glaubst du, die Leute würden nicht erraten, warum?« Ihre Stimme wurde immer lauter und unbeherrschter , und ohne sich dessen bewusst zu sein, ging sie auf Zillah zu.
»Zwei Männer haben sich zu dir hingezogen gefühlt und dich dann sitzen gelassen - zwei Männer in genauso vielen Monaten!
Daraus kann man nur einen Schluss ziehen, wenn man auch nur einen Funken Verstand im Kopf hat!«
»Delphine…«, unterbrach Lambert sie und machte einen Schritt auf sie zu.
Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Mach dich nicht lächerlich, Barton! Sieh der Wirklichkeit ins Gesicht! Die Menschen werden sie vielleicht mögen, junge Männer werden sie
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