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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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von Zillah in Misskredit brachte.
    Die erste Zeugin war eine Lady Lucinda Stoke-Harbury, ein Mädchen in Zillahs Alter, das sich jüngst mit dem zweiten Sohn eines Earls verlobt hatte, eine Frau von makellosem Ruf. Sie stand mit hoch erhobenem Haupt da, den Blick nach vorn gerichtet, und gab klar und deutlich Auskunft. Sacheverall hätte keine bessere Zeugin finden können, und die ein wenig großspurige Art, mit der er vor dem Zeugenstand auf und ab paradierte, sprach von seiner Zuversicht. Er lächelte wie ein Schauspieler, der seine Kunst vorführte und felsenfest davon überzeugt war, dass der Rest des Ensembles so reagieren würde, wie es im Manuskript stand.
    »Lady Lucinda, würden Sie wohl so freundlich sein, uns zu sagen, wie lange Sie Miss Lambert kennen?«
    »Oh, mindestens fünf Jahre«, antwortete die Zeugin munter.
    »Wir sind seither gute Freundinnen.«
    Sacheverall war entzückt; das war genau die Ant wort, die er wollte. Er zögerte gerade lange genug, um sicherzustellen, dass die Geschworenen diese Bemerkung verarbeitet hatten, dann fuhr er fort.
    »Haben Sie viele gemeinsame Freunde?«
    »Natürlich. Wir besuchen dieselben Feste, Abendgesellschaften, Bälle und so weiter. Und wir sind oft zusammen in Kunstgalerien und bei Vorträgen gewesen.«
    »Sie kennen sie also recht gut?«
    »So ist es.«
    Es war alles sehr durchschaubar, und Rathbone konnte nichts dagegen tun. Hätte er versucht, Lady Lucindas Urteil oder ihre Aufrichtigkeit in Zweifel zu ziehen, hätte er damit Sacheverall nur in die Hände gespielt. Er würde die Geschworenen gegen sich und indirekt gegen Melville aufbringen und seine Hilflosigkeit offenbaren, denn wenn er über irgendwelche eigenen Beweise verfügt hätte, hätte er sie vorgelegt, statt Lady Lucinda zu schmähen.
    Sacheveralls Begeisterung wuchs zunehmend, und er fand immer neue Wege der Befragung, um Lob und Anerkennung für Zillah zu erheischen.
    Rathbone sah sich auf der Galerie um. Er konnte die unterschiedlichen Gefühle auf den Gesichtern der Menschen, die sich voller Eifer vorbeugten und sich kein Wort entgehen ließen, nachvollziehen.
    Mehr als einmal bemerkte er, dass jemand ihn musterte. Die Leute fragten sich wohl, wie er vorgehen würde, was er wusste und mit welchen Offenbarungen er sie zum gegebenen Zeitpunkt überraschen würde.
    Er wünschte, er hätte etwas in der Hand gehabt!
    Melville ließ die ganze Verhandlung tiefunglücklich und schweigend über sich ergehen. Er machte seinen Anwalt auf keinerlei Widersprüche aufmerksam und hatte auch keine Vorschläge, die hilfreich gewesen wären.
    Rathbone lehnte das Angebot, Lady Lucinda zu befragen, ab.
    Es gab nichts, nicht das Geringste, was er von ihr hätte erfahren wollen.
    Die nächste Zeugin war ebenfalls eine junge Frau von untadeligem Ruf, und sie bekräftigte alles, was bisher gesagt worden war.
    Der Richter sah Rathbone fragend an.
    »Nein danke, Mylord«, sagte er, erhob sich kurz und nahm gleich wieder Platz.
    Sacheverall war entzückt. Seine Verachtung, die nicht nur Melville, sondern auch Rathbone galt, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Er rief den Ehrenwerten Timothy Tremaine in den Zeugenstand und bat ihn um seine Meinung bezüglich der überaus bewundernswerten Miss Zillah Lambert. Während er sprach, wurde seine eigene Bewunderung für die junge Frau immer deutlicher. Er lächelte und sah ihr in die Augen. Er sprach mit einer Wärme von ihr, in der mehr als bloße Zuneigung lag. In Rathbones Kopf nahm eine Idee Gestalt an, noch undeutlich und schemenhaft, aber etwas anderes hatte er nicht.
    »Ihr Zeuge, Sir Oliver«, sagte Sacheverall schließlich und wandte sich mit einer ironischen und nur angedeuteten Verbeugung zu Rathbone um.
    Rathbone stand auf. »Vielen Dank, Mr. Sacheverall.« Er war sich nur allzu deutlich der Tatsache bewusst, dass jetzt aller Augen auf ihm ruhten. Eine jähe Stille senkte sich über den Gerichtssaal, als erwarteten die Anwesenden eine verblüffende Wendung. Er würde sie enttäuschen, und diese Tatsache ärgerte ihn mehr, als er gedacht hätte. Er konnte die Niederlage bereits spüren.
    »Mr. Tremaine«, begann er leise. »Sie haben von Miss Lambert gesprochen, als seien Sie recht gut mit ihr bekannt. Darf ich voraussetzen, dass dem so ist?«
    »Ja, Sir, das dürfen Sie«, antwortete Tremaine höflich. Auch er musste auf irgendeinen Gegenschlag gewartet haben.
    Rathbone lächelte. »Und Sie haben erkennen lassen, dass Sie selbst einige Wertschätzung

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