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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Sacheverall. Ich habe das Gefühl, dass Sie meinen Argumenten bereits vorgegriffen haben.« Er lächelte breit, um Sacheverall zu verunsichern und gleichzeitig zu reizen. Dann wandte er sich Zillah zu; er lächelte immer noch, aber jetzt war sein Lächeln sehr sanft. »Miss Lambert, Sie haben meinem gelehrten Freund soeben erklärt, Sie wüssten keinen Grund, warum Mr. Melville Ihr Verlöbnis gebrochen haben könnte. Es liegt keinerlei Schatten über Ihrer Familie, Ihrer finanziellen Situation oder Ihrem persönlichen Ruf.«
    Auf der Galerie wurde ein Murren laut, und die Gesichter der Geschworenen verfinsterten sich.
    Rathbone lächelte nach wie vor. »Ich habe keinen Grund , daran zu zweifeln, dass Ihre Worte in jedem Punkt der Wahrheit entsprechen. Verlieren Sie leicht die Geduld, Miss Lambert, oder neigen Sie zu Verdrossenheit?«
    Sie sah überrascht auf. »Ich glaube nicht, Sir. Jedenfalls hat mir nie jemand etwas dergleichen gesagt.«
    »Tratschen Sie vielleicht gern?«
    »Nein, Sir. Ich betrachte das als eine verachtenswerte Angewohnheit.«
    Wieder wurde ein Raunen der Missbilligung von der Galerie laut, und mehrere Geschworene warfen ihm unfreundliche Blicke zu.
    Richter McKeever runzelte die Stirn, unterbrach ihn jedoch nicht.
    Melville trommelte angespannt mit den Fingern auf das Pult vor ihm. Sacheverall sah ungemein selbstzufrieden aus.
    »Und Sie erfreuen sich einer guten Gesundheit?«, fuhr Rathbone fort. »Sie haben keinerlei chronische Krankheiten, nicht mehr als die üblichen Wehwehchen, die uns alle von Zeit zu Zeit heimsuchen?«
    »Meine Gesundheit ist hervorragend, Sir.« Sie schien immer noch ganz verwirrt zu sein.
    »Ihre Geduld mit meinen aufdringlichen Fragen legt Zeugnis für Ihr ausgeglichenes Temperament und Ihr freundliches Wesen ab, Miss Lambert«, sagte Rathbone liebenswürdig. »Und es ist für jeden von uns hier deutlich zu sehen, dass Sie eine bemerkenswert angenehme Erscheinung sind!« Er ignorierte ihr Erröten. »Und Sie beweisen eine Bescheidenheit, die Ihnen gut zu Gesicht steht. Oh… ich habe zu fragen vergessen, sind Sie vielleicht extravagant?«
    Sie blickte auf ihre Hände herab. »Nein, Sir, das bin ich nicht.«
    »Und der große Erfolg Ihres Vaters sichert Sie in finanzieller Hinsicht ab. Alles in allem scheinen Sie eine Braut zu sein, die zu erringen jeder Mann sich glücklich schätzen dürfte.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, warum Killian Melville diese Gelegenheit ungenutzt lassen will, aber der Fehler liegt bei ihm , gewiss nicht bei Ihnen.«
    Melville hob ruckartig den Kopf.
    Sacheverall starrte erst Rathbone, dann den Richter an. McKeever beugte sich nach vorn. »Worauf wollen Sie hinaus , Sir Oliver? Sie scheinen mir Ihren eigenen Mandanten zu verunglimpfen.«
    »Ich will darauf hinaus, Mylord, dass Miss Lambert nicht zu den jungen Damen gehört, die nur einen einzigen Heiratsantrag bekommen«, erklärte er jovial und sah sie an, während er sprach. »Sie ist in jeder Hinsicht überaus begehrenswert. Sie scheint keine gravierenden Fehler zu haben, abgesehen von den kleinen menschlichen Schwächen, die man wohl bei jedem erwarten darf. Sie wird zweifellos noch viele weitere Heiratsanträge erhalten, die mindestens so viel versprechend sind wie der von Mr. Melville. Sie könnte leicht das Herz eines Mannes gewinnen, der Titel und Vermögen besitzt. Ich kann meinem gelehrten Freund Mr. Sacheverall nicht Recht geben«, sagte er und deutete in Zillahs Richtung, »dass sie auf eine schlimme Art und Weise verletzt wurde, so wie es auch ihre Mutter, Mrs. Lambert, angedeutet hat. Ich spreche dabei natürlich nicht von ihren Gefühlen, die unleugbar verletzt wurden. Man hat sie gekränkt, und ihr Vertrauen wurde missbraucht, aber ihre Zukunft in dieser Welt hat keinen Schaden genommen. Unglücklicherweise können wir unsere persönlichen Gefühle vor den Verletzungen der Liebe nicht schützen. Wer sich auf das Leben einlässt, muss auch die Risiken in Kauf nehmen.«
    »Also, wirklich!«, protestierte Sacheverall. Er stand auf und trat vor.
    McKeever hob seine schütteren Augenbrauen, und seine großen blauen Augen blickten unschuldig. »Ja, Mr. Sacheverall?«
    »Ich…« Sacheverall gab sein Vorhaben mit sichtbarem Abscheu auf und kehrte an seinen Platz zurück.
    »Benötigen Sie sonst noch irgendwelche Informationen von Miss Lambert?«, fragte McKeever die Anwälte.
    Beide lehnten dankend ab, und er vertagte das Gericht auf den folgenden

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