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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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das Gericht über das Wochenende. Die Besucher der Galerie zerstreuten sich mit ungewöhnlicher Stille und Zurückhaltung. Es war ein unheilverkündendes Zeichen. Die Leute erwarteten keine Überraschungen mehr. Für sie stand das Urteil bereits fest.
    Melville wandte sich ebenfalls zum Gehen, und Rathbone griff nach seinem Arm, wobei er unbeabsichtigt fest zupackte. Er sah Melville zusammenzucken.
    »Sie gehen nicht«, sagte er grimmig. »Nicht bevor Sie mir die Wahrheit gesagt haben. Ich glaube, Ihnen ist gar nicht bewusst, was Ihnen bevorsteht. Diese Sache könnte Ihren Ruin bedeuten.«
    Melville nahm wieder Platz und drehte sich zu ihm. Die Leute um sie herum waren inzwischen weitergegangen. Es war kaum noch jemand im Saal, abgesehen von den Türstehern und den Gerichtsdienern.
    »Sie brauchen sehr viel mehr als nur Talent, um als Künstler Erfolg zu haben«, fuhr Rathbone leise, aber deutlich fort. »Sie brauchen Gönner, in der Architektur dringender als irgendwo sonst. Ihre Pläne sind Totgeburten, solange sie nur auf dem Papier stehen.« Er sah den Schmerz, der Melvilles Gesicht zu einer Maske erstarren ließ, aber er musste weitersprechen. Wenn es ihm nicht gelang, ihn jetzt zum Einlenken zu bewegen, konnte es zu spät sein. »Sie brauchen einen wohlhabenden Mäzen, der an Sie glaubt und bereit ist, zehntausende von Pfund auszugeben, um Ihre Hallen, Häuser und Theater zu bauen. Sie sind noch nicht bekannt genug, um der Gesellschaft zu trotzen, und das werden Sie sehr bald herausfinden, wenn Sie diesen Fall verlieren.«
    Melville errötete. »Ich soll Ihrer Meinung nach also versuchen, Zillahs Namen in den Schmutz zu ziehen?«, fragte er wütend. »Andeuten, dass ich plötzlich etwas so Abstoßendes über sie in Erfahrung gebracht habe, dass ich damit nicht leben konnte? Dass sie eine Diebin ist? Ein lockeres Frauenzimmer? Eine Trinkerin? Eine Verschwenderin, eine Spielerin? Das kann ich nicht. Und wenn ich es könnte«, sagte er und verzog angewidert die Lippen, »würde mich das Ihrer Meinung nach für die Gesellschaft annehmbarer machen? Wie viele wohlhabende Männer würden mich gern zu ihren Bekannten zählen, damit ich ihre Ehefrauen und Töchter beobachte und dann aller Welt von ihren Schwächen berichte?«
    »Ich verlange nicht von Ihnen, dass Sie es aller Welt erzählen!«, versetzte Rathbone mit der gleichen Schärfe. Er hielt immer noch Melvilles Handgelenk fest und achtete nicht auf die wenigen Menschen, die noch im Raum geblieben waren und sie jetzt neugierig musterten. »Ich wollte, dass Sie es mir erzählen, damit ich den Kampf, den ich führen soll, auch verstehen kann. Sie müssen mir nicht erst erklären, dass es Ihnen nichts helfen würde, Zillah Lamberts Namen in den Schmutz zu ziehen, mit oder ohne Grund. Aber mit der Wahrheit könnte ich vielleicht eine außergerichtliche Einigung erwirken. Es wäre kein Sieg, aber es wäre um einiges besser als jede andere Alternative, mit der Sie im Augenblick rechnen müssen.«
    »Ich weiß nichts Nachteiliges über sie«, beharrte Melville.
    »Glauben Sie, ich würde mich nur aus Edelmut von ihrer Familie verklagen lassen, ohne ein Wort zu meiner Verteidigung zu sagen? Glauben Sie das wirklich?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll.« Rathbone drehte sich halb zur Seite, als die letzte Frau den Raum verließ und der Saaldiener ihn fragend ansah. »Aber wenn es nicht an Zillah liegt, dann muss ich daraus schließen, dass Sacheverall Recht hat und es irgendwie an Ihnen liegt.«
    Er wünschte sich so sehr, eine Antwort von Melvilles Augen zu lesen, ein Gefühl der Verletzlichkeit oder der Furcht, irgendetwas, das ihm den dringend benötigten Hinweis lieferte, aber da war nichts. Melville sah ihn nur weiter mit trotziger Verzweiflung an.
    »Lieben Sie vielleicht eine andere?«, fragte Rathbone. »Das würde Ihr Verhalten nicht entschuldigen, aber es doch zumindest erklären.«
    »Es gibt niemanden sonst, den ich zu heiraten wünsche« , erwiderte Melville. »Das habe ich Ihnen bereits gesagt.« Er schauderte ein wenig. »Es hat keinen Sinn, wenn Sie weiter in mich dringend, Sir Oliver. Ich habe Ihnen nichts zu sagen, das von Nutzen sein könnte. Die einzige Wahrheit ist die, dass ich Zillah Lambert niemals gebeten habe, mich zu heiraten. Ich habe nicht die Absicht, jemals irgendjemanden zu heiraten.« Bei diesen Worten lag eine seltsame Resignation in seinen Augen, und einen Moment lang zogen sich seine Mundwinkel nach unten. »Das Ganze wurde

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