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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Antwort war nichts davon anzumerken.
    »Ich kenne ihn seit einiger Zeit. Ich weiß nicht, nach welchen Maßstäben ich meine Bekanntschaft mit ihm Ihrer Meinung nach messen soll.«
    Sacheverall machte eine ausladende Geste. »Oh! Das werden Sie gleich, Mr. Wolff, das werden Sie. Es ist nämlich genau der Punkt, auf den ich hinaus will. Erlauben Sie mir, es auf meine Art zu tun. Wie haben Sie Mr. Melville kennen gelernt?«
    Der Richter sah Rathbone an und forderte ihn mehr oder weniger dazu auf, Einspruch zu erheben, dass die Frage irrelevant sei. Rathbone wusste, dass es keinen Sinn gehabt hätte. Er schüttelte den Kopf, und McKeever wandte den Blick wieder ab.
    »Mr. Wolff?«, hakte Sacheverall nach. »Sie werden sich doch gewiss daran erinnern?«
    Wolff lachte und zeigte dabei seine Zähne. »Es war vor geraumer Zeit, etwa vor zwölf Jahren. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich genau erinnere.«
    Das war nicht die Antwort, die Sacheverall hatte hören wollen. Er verriet seinen Unmut mit einer ruckartigen Armbewegung.
    »War es ein gesellschaftlicher Anlass, Mr. Wolff, oder ein beruflicher?«
    »Ein gesellschaftlicher.«
    »Dann erinnern Sie sich also?«
    »Nein. Wir haben nur keine gemeinsamen beruflichen Interessen.«
    Rathbone erhob sich mehr der Form halber und nicht weil er damit Sacheveralls Vorhaben unterlaufen wollte. Die Anspannung war beinahe körperlich zu spüren. Melville saß stocksteif neben ihm am Tisch.
    »Mylord…«
    »Jaja«, stimmte McKeever ihm zu. »Mr. Sacheverall, wenn Ihre Fragen auf etwas Bestimmtes abzielen, dann kommen Sie jetzt bitte zur Sache. Mr. Wolff hat eingeräumt, dass er Mr. Melville kennt. Wenn diese Tatsache irgendeinen Einfluss auf dessen Eheversprechen Miss Lambert gegenüber hat, dann legen Sie dies bitte jetzt offen.«
    »Oh, die beiden Dinge haben in der Tat miteinander zu tun , Mylord, unbedingt«, sagte Sacheverall leidenschaftslos. »Sehr zu meinem Bedauern, wie ich hinzufügen möchte.« Er drehte sich wieder zum Zeugenstand. »Sind Sie verheiratet, Mr. Wolff?«
    »Nein.«
    »Sind Sie es je gewesen?«
    »Nein.«
    McKeever runzelte die Stirn. »Mr. Sacheverall, es fällt mir schwer zu glauben, dass es das sein soll, worauf Sie hinauswollen.«
    »Oh, aber genau das ist es, Mylord«, antwortete Sacheverall.
    »Ich komme gleich zur Sache.« Und ohne auf McKeever zu achten, wendete er sich wieder Wolff zu. »Sie leben allein, Mr. Wolff, aber Sie sind kein Einsiedler, sondern pflegen vielmehr eine enge Freundschaft, nicht wahr? Ich spreche von Ihrer Freundschaft mit Mr. Killian Melville.«
    Wolff erwiderte seinen Blick, aber seine Miene war starr, und seine Augen wirkten hart.
    »Ich betrachte Mr. Melville als einen guten Freund. Und das seit einiger Zeit.«
    Rathbone war klar, was Sacheverall als Nächstes sagen würde, aber er hatte keine Möglichkeit, es zu verhindern. Jeder Protest hätte jetzt die Sache nur noch schlimmer gemacht. Es wäre der Eindruck entstanden, er selbst hätte über diese Dinge Bescheid gewusst, was die Schlussfolgerung nahe legte, dass sie der Wahrheit entsprach. Er fühlte eine jähe Leere in sich.
    Sacheverall machte sich nicht einmal die Mühe, ihn anzusehen.
    »Ist das alles, Mr. Wolff?« Er hob fragend die Augenbrauen.
    »Würden Sie ihn nicht eher als einen intimen Freund bezeichnen mit all den subtilen und mannigfaltigen Bedeutungen, die dieses Wort haben kann? Ich benutze es mit Vorbedacht.«
    Auf der Galerie schnappten mehrere Zuschauer hörbar nach Luft. Einer der Geschworenen legte die Hand vor den Mund, ein anderer schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen.
    Ein Dritter war blass vor Zorn.
    McKeever räusperte sich, sagte aber nichts.
    Rathbone sah Melville an. Seine Augen brannten, und seine helle Haut war gerötet. Er starrte stur geradeaus.
    »Sie können jedes Wort benutzen, das Ihnen gefällt, Sir« , antwortete Wolff mit belegter Stimme, aber äußerlich scheinbar gelassen. »Wenn Sie damit andeuten wollen, dass meine Beziehung zu Killian Melville in irgendeiner Weise unnatürlich ist, dann befinden Sie sich im Irrtum.« Auf der Galerie brach ein Tumult aus; jemand stieß einen empörten Aufschrei aus, und eine jähe Bewegung lief durch die Reihen. Ein Journalist zerbrach einen Bleistift und fluchte. »Diese Unterstellung entspringt einzig Ihrer Phantasie«, fuhr Wolff fort und hob die Stimme, um sich Gehör zu verschaffen. »Ich stehe unter Eid, und ich schwöre, dass es so ist. Ich habe no ch nie in meinem Leben

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