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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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berichtete ihr von seiner fruchtlosen Suc he nach Informationen, die Rathbone von Nutzen sein konnten. Er erwähnte auch, dass Melville anscheinend im Ausland studiert hatte, da er bis vor fünf Jahren niemanden in England bekannt war. Schließlich erzählte er ihr noch die Geschichte von Barton Lambert und dem namenlosen Lord, der mit dem fehlerhaften Bauplan zu tun hatte.
    Das alles waren Dinge, zu denen Hester kaum etwas beitragen konnte; es tat Monk einfach gut, mit ihr zusammen zu sein und seine Gedanken zu klären, indem er sie in Worte fasste.
    Es war fast eine ganze Stunde vergangen, als Martha Jackson eintrat. Zuerst ärgerte er sich über diese Störung. Aber Martha war eine sympathische Person und wirkte aufrichtig, was ihm gefiel.
    Hester kam auf die Kinder von Marthas Bruder und ihre Behinderung zu sprechen und auf die Tatsache, dass niemand etwas über ihren Verbleib wusste.
    »Wie lange ist das jetzt her?«, fragte Monk Martha.
    »Einundzwanzig Jahre«, erwiderte sie, und die Hoffnung in ihrem Blick erlosch. Sie hatte in der Vergangenheit gelebt und ihm davon erzählt, als sei das alles erst kürzlich geschehen, zu einer Zeit, da es noch möglich gewesen wäre, etwas zu unternehmen. Jetzt war es töricht, auch nur daran zu denken.
    Er war überrascht. Samuel musste ein älterer Bruder Marthas gewesen sein. Mitfü hlend betrachtete er ihr müdes Gesicht, in das die Trauer zurückgekehrt war, das Begreifen, dass die Kinder nicht mehr gefunden werden konnten, dass man ihnen nicht mehr helfen oder ihnen die Liebe geben konnte, die sie vor langer Zeit verloren hatten.
    Er sah hastig zu Hester hinüber. Sie beobachtete ihn, und ihr Blick war so direkt, dass er das Gefühl hatte, sie könne seine Gedanken lesen und in sein Herz sehen. Zu seiner eigenen Verwunderung hatte er nichts dagegen.
    Was ihm missfiel, war die Tatsache, dass er sie würde enttäuschen müssen. Er konnte nicht tun, was sie wollte.
    Martha blickte auf ihre Hände hinab. Dann zwang sie sich, Monk anzulächeln. »Es würde nichts helfen, selbst wenn ich sie finden könnte«, sagte sie leise. »Was könnte ich für sie tun? Ich konnte sie damals nicht zu mir nehmen, und ich könnte es heute nicht. Ich wünschte einfach, ich wüsste Bescheid. Ich… wünschte, sie wüssten, dass sie jemanden haben… dass es jemanden gibt, der zu ihnen gehört, dem sie am Herzen liegen.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte Monk leise, wohl wissend, dass er ein Narr war. »Vielleicht ist es nicht ganz unmöglich.«
    Ein Hoffnungsfunke glomm in Marthas Augen auf. »Würden Sie das tun?« Dann erlosch das Leuchten wieder. »Aber ich habe nur sehr wenig Geld gespart…«
    »Ich glaube nicht, dass ich Erfolg haben werde«, sagte er aufrichtig. »Und für einen Fehlschlag würde ich nichts berechnen«, log er. Er mied Hesters Blick, obwohl er spürte, dass sie ihn ansah. »Bitte machen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen. Es ist sehr unwahrscheinlich. Ich werde es einfach nur versuchen.«
    »Ich danke Ihnen, Mr. Monk«, sagte Martha so ruhig sie konnte. »Es ist sehr freundlich von Ihnen… wirklich sehr freundlich.«
    Er stand auf. Es war keineswegs freundlich, es war idiotisch. Wenn er Hester das nächste Mal traf, würde er mit klaren Worten sagen, wie lächerlich das ganze Unterfangen war.
    »Sparen Sie sich Ihren Dank, bis ich irgendetwas herausgefunden habe«, erwiderte er schroffer als beabsichtigt.
    Er fühlte sich plötzlich schuldig. Er hatte es für Hester getan, und dabei wusste er, dass er dieser Frau nicht würde helfen können. »Auf Wiedersehen, Miss Jackson. Es wird höchste Zeit, dass ich gehe. Ich muss Sir Oliver noch Bericht erstatten. Gute Nacht, Hester.«
    Sie stand auf, trat auf ihn zu und lächelte. »Ich begleite Sie zur Tür. Und ich danke Ihnen, William.«
    Er warf ihr einen Blick zu, bei dem sie hätte erstarren müssen, der auf sie allerdings keinerlei Wirkung zu haben schien.

6
    Als Rathbone am Montagmorgen im Gericht erschien, hatte er nicht mehr Beweise in der Hand als am vorhergehenden Freitag. Er hatte mit Monk gesprochen und sich angehört, was dieser zu berichten wusste, aber es war nichts dabei gewesen, was ihm von Nutzen hatte sein können. Es war dumm von ihm gewesen, sich überhaupt Hoffnungen zu machen.
    Die Galerie füllte sich nur langsam. Das Publikum hatte das Interesse an diesem Fall verloren.
    Rathbone sah Melville von der Seite an. Er saß vornübergebeugt da wie ein Mann, der sich vor einem Schlag zu

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