Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
Vom Netzwerk:
mit einem kleinen Schwätzchen, Senior
Hernandez?“
    Sein Arm rutschte von der Theke, er verschüttete
sein Bier und drehte sich überrascht um. „Scheiße! Geh mir aus den Augen!“
    „Aber, aber, Fabiano, so spricht man nicht mit
seiner Tante.“
    Die Männer neben ihm sahen mich an. „Ich bin die
Schwester seiner Mutter“, erklärte ich und zuckte verlegen die Schultern.
„Sie hat ihn seit Tagen nicht mehr gesehen. Er will nicht mit ihr reden.
Deswegen hat sie mich gebeten, ihn zu finden und zur Vernunft zu bringen.“
    Er versuchte, in dem engen Platz zwischen seinem
und meinem Stuhl aufzustehen. „Du lügst, du dumme Kuh! Du bist nicht meine Tante!“
    Ein Mann weiter vorn lächelte unsicher. „Dann bist
du eben meine Tante, wenn er dich nicht will, Schätzchen.“
    Dafür heimste er Gelächter von ein paar Männern
ein, aber der Mann zur Linken Fabianos sagte: „Vielleicht ist sie wirklich
nicht seine Tante. Vielleicht soll sie den Wagen beschlagnahmen?“ Das brachte
die Männer noch mehr zum Lachen. „Ja, oder die Bullen haben sie geschickt,
damit sie ihn seinem rechtmäßigen Besitzer zurückbringt.“
    „Er gehört mir, Mann“, sagte Fabiano wütend. „Hier
sind die Papiere.“ Er holte ein Blatt Papier aus seiner rechten Hosentasche.
    „Wahrscheinlich hat er die auch geklaut“, meinte
der Mann zu seiner Linken.
    „Ein neues Auto, sobrino?“ sagte
ich beeindruckt.
    „Ich bin nicht dein Neffe“, schrie er und spuckte
mich an. Er hatte einfach keine Fantasie.
    „Jetzt reicht's.“ Der Barkeeper kam auf ihn zu.
„Egal, ob sie deine Tante ist oder nicht, so behandelt man keine Dame, Fabiano.
Jedenfalls nicht bei mir. Und wenn du mich fragst, ich glaube, sie ist deine
Tante - kein Mensch würde freiwillig zugeben, mit dir verwandt zu sein, wenn
er es nicht ist. Also geh raus und sprich mit ihr. Ich halt dir deinen Platz
frei, und wir können in Ruhe weiter das Spiel anschauen.“
    Fabiano folgte mir widerwillig unter den
Hurra-Rufen und Pfiffen der anderen nach draußen. „Du hast mich vor meinen
Freunden blamiert. Das lasse ich mir von dir nicht gefallen, Warshawski.“
    „Was willst du tun - mich zu Tode prügeln wie
Malcolm Tregiere?“ fragte ich boshaft.
    Seine verdrossene Miene war plötzlich verflogen.
Alarmiert sah er mich an. „Hey, das wirst du mir nicht anhängen. Keine Chance. Ich
hab ihm kein Haar gekrümmt. Ich schwör's. Ich hab ihm kein Haar gekrümmt.“
    Ein paar Meter vom Kneipeneingang entfernt stand
ein hellblauer Eldorado. Er konnte nicht älter als zwei oder drei Jahre sein,
und sein Zustand war erstklassig. Nachdem alle anderen Autos auf der Straße
aussahen, als seien sie vom Schrottplatz, folgerte ich, daß die Männer ihn
wegen dieses Wagens aufgezogen hatten.
    „Dein Auto,
Fabiano? Ein schöner Schlitten, für
jemand, der sich vor zwei Monaten nicht einmal einen Ring für seine Frau
leisten konnte.“
    Ich sah, wie er den Mund verzog, und schlug ihm
hart ins Gesicht, bevor er wieder spucken konnte. „Laß das. Ich will mir keine
Krankheit bei dir holen... Erklär mir, wie du zu dem Auto kommst.“
    „Ich brauch dir gar nichts zu erklären“, zischte
er.
    „Da hast du recht. Dann wirst du's eben der Polizei
erklären. Ich werd sie anrufen und erzählen, daß du ein neues Auto hast, das
leicht seine fünf- bis zehntausend Dollar wert ist. Und ich werd ihnen zu
verstehen geben, daß du 'ne Menge Kleingeld von den Löwen eingesackt hast
dafür, daß du Tregiere erschlagen hast. Dann werden die mit dir reden. Und
während dich die Bullen auseinandernehmen, spreche ich mit Sergio Rodriguez.
Dem werd ich erzählen, daß du diesen tollen Schlitten nur deshalb fährst, weil
du für die Garbanzos mit Rauschgift handelst. Und dann werd ich mir jeden Tag
die Todesanzeigen vornehmen. Damit ich deine nicht verpasse, Fabiano.“
    Ich machte kehrt und ging auf meinen Wagen zu.
Fabiano hatte mich eingeholt, als ich die Tür aufschloß. „Das kannst du mir
nicht antun!“
    Ich mußte lachen. „Klar kann ich. Ich bin dir
nichts schuldig. Um die Wahrheit zu sagen, ich freu mich schon auf deine
Todesanzeige.“
    „Aber es stimmt nicht, Mann! Es stimmt nicht! Ich
bin auf ganz legale Weise zu dem Auto gekommen. Das kann ich beweisen.“
    Ich schlug die Tür wieder zu und lehnte mich
dagegen. „Dann beweis es.“
    Er leckte sich die Lippen. „Der Mann vom
Krankenhaus - er hat mir fünftausend Dollar gegeben, wegen Consuelo. Weil es
ihm leid getan hat, daß das Baby gestorben

Weitere Kostenlose Bücher