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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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ist und sie auch.“
    „Wart mal, ich muß ein Taschentuch suchen, diese Geschichte
bricht mir das Herz. Fünftausend? Ziemlich hoher Preis für deine Frau und ihr
Kind. Worin bestand deine Gegenleistung?“
    Er leckte sich wieder die Lippen. „Nichts weiter.
Ich mußte nichts machen. Nur was unterschreiben. Ein Papier wegen ihr und dem
Baby.“
    Ich nickte. Eine Verzichtserklärung. Genau wie ich
Paul gesagt hatte. Sie hatten ihn gekauft. „Du mußt ihnen 'ne tolle Geschichte
erzählt haben, mußt sie mordsmäßig eingeschüchtert haben. Keiner hier käme auf
die Idee, dir mehr als fünfhundert zu zahlen, damit du den Mund hältst. Was
hast du gemacht? Ihnen mit den Löwen gedroht und sie damit zu Tode
erschreckt?“
    „Was schnüffelt ihr ständig in meinen Angelegenheiten
herum, Mann? Du und diese jüdische Ärztin und Paul. Ihr denkt immer nur
schlecht von mir. Ich habe Consuelo wirklich geliebt. Es war mein Kind. Mann,
das ist mir echt nahegegangen.“
    Ich hätte kotzen können. „Spar dir diese Tour für
Schaumburg auf, Schätzchen. Die kannst du leichter an der Nase herumführen.“
    Er lächelte boshaft. „Das meinst du vielleicht, du
Miststück.“
    Mein Fuß juckte, und ich hätte ihm gern einen Tritt
in seine winzigen Eier verpaßt, aber ich beherrschte mich. „Kommen wir auf
Tregiere zurück, Fabiano. Du schwörst, du hast ihm kein Haar gekrümmt.“
    Er starrte mich an. „So ist es. Das kannst du mir
nicht anhängen.“
    „Aber du hast gesehen, wer es getan hat.“
    „Nie und nimmer, Mann. Nie und nimmer hab ich
irgendwas zu tun mit dem Tod von diesem feinen Pinkel. Ich hab ein Dutzend
Zeugen, die mich zur Tatzeit gesehen haben.“
    „Du weißt, um wieviel Uhr er ermordet wurde? Oder
hast du ein Dutzend Zeugen, die dich gesehen haben, egal, wann er umgebracht
wurde?“
    „Ich hör mir diese Scheiße nicht länger an,
Warshawski. Du willst mir einen Mord anhängen, und das werd ich verhindern.“
    Er drehte sich um und ging zurück in die Kneipe.
Ich blieb einen Augenblick stehen und betrachtete stirnrunzelnd den bunten
Hahn. Die Sache gefiel mir nicht. Ich wünschte, ich hätte mehr in der Hand
gegen Fabiano, um die Wahrheit aus ihm herauszuholen. Er verheimlichte mir
etwas, aber ich hatte keine Ahnung, ob es mit Malcolms Tod zu tun hatte oder
nicht.
    Ich stieg in meinen Chevy und fuhr nach Hause.
Sollte ich Rawlings informieren oder nicht? Ich überlegte den ganzen Nachmittag
hin und her, während ich ein Baseballspiel ansah und später gemächlich zwischen
den Bojen in Montrose Habor schwamm. Ich konnte nicht eher zu Lotty gehen und
mir die Sache vom Hals schaffen, bevor ich nicht mehr wußte. Um halb zehn zog
ich mir dunkle, bequeme Kleidung an. Statt der Joggingschuhe trug ich
Halbschuhe mit dicken Gummisohlen, in denen ich zwar nicht so schnell laufen,
dafür aber sicher sein konnte, daß es schmerzte, falls ich jemandem aus der
Nähe einen Tritt versetzen mußte.
    Wie an jedem Samstagabend war in Humboldt Park die
Hölle los. Autos fuhren die North Avenue rauf und runter, es wurde gehupt wie
verrückt, und die Radios waren auf volle Lautstärke gestellt. Mädchen in Schuhen
mit unglaublich hohen Absätzen und in Spitzenblusen schlenderten in Gruppen
hüftenschwingend auf und ab und lachten. Junge Männer und Betrunkene
umschwirrten sie, pfiffen, schrien und zogen wieder ab. Ich fuhr bis zur
Campell Avenue und parkte vier Blocks vom Treffpunkt entfernt unter einer
Straßenlampe. Es war eine ruhige, gepflegte Wohngegend, und Schilder zu beiden
Enden der Straße machten dies nachdrücklich klar: keine Radios, keine Graffiti,
kein Hupen. Der Zustand der Häuser unterstrich die Bereitschaft der Bewohner,
sich an die Regeln zu halten. Sollte ich fliehen müssen und es bis hierher
schaffen, würde vielleicht sogar jemand die Polizei rufen.
    Ich durchquerte das Gelände in westlicher Richtung.
Eine Straße weiter verschlechterte sich die Wohngegend. Ich bahnte mir
vorsichtig einen Weg zwischen zerbrochenen Flaschen, gesplitterten Brettern,
Autoreifen und anderen Objekten hindurch, die ich in der Dunkelheit nicht
identifizieren konnte. Die meisten Gebäude hier waren bescheidene Einfamilienhäuser,
und in vielen der kleinen Vorgärten gab es Hunde, die wütend an ihren Ketten
zerrten oder an den Zäunen hochsprangen, sobald sie mich hörten. Ein paarmal
sah ich Gesichter in den Fenstern, die herausspähten. Als ich über den letzten
Zaun stieg und auf der Washtenaw stand, war mein Mund

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