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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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Und jetzt das noch.“ Sie schüttelte den Kopf und seufzte.
    „Ich werd mich mal darum kümmern, wohin sie die
Leute gebracht haben und Mr. Contreras rausholen“, sagte ich.
    „Willst du Anzeige erstatten? Wenn nicht, werden
diese Verbrecher mit einer Geldstrafe und einem Schulterklopfen davonkommen.“
    Sie blickte unschlüssig drein. „Ich weiß nicht. Ich
werde mit meinem Rechtsanwalt - meinem richtigen Rechtsanwalt - reden. Mal sehen,
wieviel Zeit das in Anspruch nehmen wird. Was soll ich mit den Fenstern
machen?“
    Ich erklärte ihr, daß wir jemand ausfindig machen
müßten, der sie mit Brettern vernagelte. Sie ging hinüber zu den Polizisten,
um ihnen zu sagen, wer sie sei und daß sie ins Haus wollte. Bevor es zu einer
längeren Debatte kam, tauchte Rawlings wieder auf.
    „Geht in Ordnung, Officer. Ich kenne sie. Lassen
Sie sie rein“, gab er Bescheid.
    Ich folgte Lotty, und Rawlings folgte mir. Der
Anblick, der sich uns bot, war unglaublich. An Lottys Stelle hätte ich wahrscheinlich
den Laden zugemacht und woanders neu angefangen. Im Wartezimmer war die ganze
Einrichtung zertrümmert, überall lagen Scherben. In den Büros herrschte ein
unglaubliches Chaos. Aktenschränke waren umgeworfen, Akten und zerbrochene
medizinische Instrumente lagen verstreut auf dem Boden. Lotty, die in dem
Schutt nach einem Telefon suchte, hob ein Stethoskop auf, das zwischen
schmutzigen Papieren lag, und wischte es wieder und wieder an ihrem Kittel ab.
    „Wir sollten Fotos für die Versicherung machen,
bevor du hier aufräumen läßt“, gab ich ihr zu bedenken. „Warum gibst du mir
nicht Name und Telefonnummer deines Versicherungsagenten, und ich ruf ihn an -
die kümmern sich auch darum, daß Bretter vor den Fenstern angebracht werden.“
    „Ja, gut. Wenn du das tun willst, Vic.“ Lotty war
kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    Ich wandte mich an Rawlings. „Könnten Sie Dr.
Hörschel nach Hause bringen, Detective? Sie soll sich dies hier nicht länger
ansehen. Ich bleib hier und kümmere mich um die Fenster.“
    „Aber natürlich, Miss Warshawski.“ Er lächelte
ironisch, und ein Goldzahn blitzte auf. „Die Polizei dein Freund und Helfer.“
Er nahm Lottys Arm und überredete sie, mit ihm zu kommen.
    „Ich schau heute abend vorbei“, versprach ich ihr.
„Geh jetzt nach Hause und nimm ein heißes Bad. Versuch, dich zu entspannen.“
     
    15   Begegnung im Gericht
     
    Um halb fünf waren die Fenster endlich mit Brettern
vernagelt. Lottys Versicherungsagentin, Claudia Fisher, eine füllige Frau
mittleren Alters, war sofort vorbeigekommen, um sich den Schaden anzusehen. Sie
hatte eine Polaroidkamera dabei und machte in der Praxis und auf der Straße
Aufnahmen.
    „Das ist wirklich ein Skandal“, sagte sie.
„Unglaublich. Ich werde dafür sorgen, daß die Versicherung die Aufräumarbeiten
bezahlt. Dr. Herschel sollte sich aber darum kümmern, daß ihr ein paar Leute
helfen, die etwas von Krankengeschichten und medizinischem Gerät verstehen und
hier Ordnung schaffen können - sonst ist das Durcheinander nachher noch
größer.“
    Ich nickte. „Daran habe ich auch schon gedacht. Ich
werde ihr vorschlagen, daß sie Schwestern und Pfleger vom Beth Israel bittet,
ihr zu helfen. Die könnten wahrscheinlich an einem Tag Ordnung schaffen.“
    Nachdem alles erledigt war, suchte ich nach Lottys
Anrufbeantworter und sprach eine Nachricht drauf: Die Praxis würde für den
Rest der Woche geschlossen sein. Im Notfall sollte man bei Lotty zu Hause
anrufen. Ich brachte Claudia Fisher zur Hintertür und fuhr nach Hause, um zu
baden, etwas zu essen, zu telefonieren und anschließend Mr. Contreras zu
suchen. Als ich daheim ankam, hatte sich meine adrenalingestützte Energie des
Nachmittags verbraucht. Auf bleiernen Beinen stieg ich die Treppe hoch.
    Ich legte mich in die Badewanne, ließ das Wasser so
heiß einlaufen, wie ich es gerade noch aushalten konnte, und döste vor mich
hin. Als das Telefon klingelte, stieg ich langsam aus der Wanne und wickelte
mich in ein Badetuch. Es war Burgoyne. Er hatte die Nachrichten gesehen und
wollte wissen, wie es Lotty und mir ging.
    „Wir sind okay“, versicherte ich ihm. „Aber die
Praxis ist ein einziges Chaos. Und der gute alte Contreras hat ein Loch im Kopf
und ist verhaftet worden. Ich werde ihn suchen gehen.“
    „Willst du morgen abend nach Barrington rauskommen
und mit mir essen gehen?“
    „Ich werde dich anrufen. Nach dem, was ich heute
mitgemacht habe, bin ich nicht mehr

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