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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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verstehen, was es bedeutet, ein unerwünschtes Kind zu
sein.“
    Er sagte kein Wort, aber ich bildete mir ein, daß
er etwas versöhnlicher dreinsah. Ich holte tief Luft und fuhr mit zitternder
Stimme fort: „Es geht um meinem Mann, verstehen Sie. Er - er hat mich wegen
einer anderen Frau verlassen. Als ich mit unserem fünften Kind schwanger war.
Er - er wollte, daß ich abtreibe, aber ich habe mich natürlich geweigert. Er
ist ein sehr begüterter Rechtsanwalt, verlangt zweihundert Dollar pro Stunde,
aber er zahlt keinen Pfennig Unterhalt für die Kinder. Wir haben fünf
wunderbare Kinder. Aber ich bin mittellos, und er weiß, daß ich es mir nicht
leisten kann, ihn vor Gericht zu bringen.“ Ich kam mir so herzerweichend vor,
daß ich beinahe in Tränen ausgebrochen wäre.
    „Wenn Sie wegen Geld gekommen sind, kann ich Ihnen
nicht helfen, junge Frau.“
    „Nein, nein. Darum würde ich Sie nie bitten. Aber
mein Mann ist Dick - Richard Yarborough. Ich weiß, daß er Ihr Anwalt ist. Und
ich dachte - ich dachte, wenn ich herausfände, wer Ihre Rechnung zahlt, könnte
ich ihn überreden, mir das Geld zu geben, damit die kleine Jessica und Monica
und Fred und - und die anderen was zu Essen bekommen, verstehen Sie?“
    „Wieso heißen Sie nicht Yarborough?“ wollte er wissen
und leitete damit den letzten Akt des Melodrams ein.
    Weil ich den Namen dieses Arschlochs nicht einmal
auf einen ungedeckten Scheck schreiben würde, dachte ich und sagte: „Als er
mich verlassen hat, war ich so aufgebracht, daß ich Papas Namen wieder angenommen
habe.“
    In seinem Gesicht zuckte es unsicher. Wie alle
Fanatiker war er nicht in der Lage, über irgend etwas nachzudenken, das ihn
selbst nicht direkt betraf. Vielleicht hätte er mir den Namen des anonymen
Spenders genannt, aber Marjorie mußte auch noch ihren Senf dazugeben. Sie
schlurfte auf ihren geschwollenen Beinen herüber und nahm ihm meine Karte aus
der Hand.
    „Ich dachte, Sie hätten einen spanischen Namen -
Rosemary Hirn - oder so ähnlich.“
    „Ich - ich wollte meinen richtigen Namen nicht nennen,
wenn es nicht unbedingt nötig wäre“, sagte ich mit brechender Stimme.
    Monkfishs Augen traten noch weiter aus ihren
Höhlen. Ich hatte Angst, sie würden ihm aus dem Kopf und mir ins Gesicht
springen. Marjorie hatte den Namen nicht wiedererkannt, aber er - Rosemary
Jiminez war die erste Frau gewesen, die bei einer illegalen Abtreibung ums
Leben kam, nachdem der Staat die öffentlichen Gelder für mittellose Frauen
gestrichen hatte. Sie war in Illinois zu einer Art Symbolfigur für die
Befürworter der Abtreibung geworden.
    „Sie sind nichts als eine widerliche Abtreiberin.
Rufen Sie die Polizei, Marjorie, vielleicht hat sie etwas gestohlen.“
    Er griff nach meinem Handgelenk und versuchte, mich
ins Zimmer zurückzudrängen. Ich machte mit, bis wir über der Schwelle waren und
er mir nicht mehr den Weg abschnitt. Dann entwand ich ihm meinen Arm und lief
den Flur entlang.
     
    17   Die IckPiff-Akten
     
    Den Nachmittag verbrachte ich mit dem Besitzer der
Kartonfabrik, der mir Horrorgeschichten über den Drogenhandel auf dem Firmengelände
erzählte. Ich entwarf den Plan einer verdeckten Beobachtung in der Fabrik, an
der ich und ein paar junge Männer beteiligt wären. Die Streeter-Brüder, die
eine Umzugsfirma und einen Wachdienst betreiben, helfen mir oft bei solchen
Jobs. Der Mann war begeistert, bis ich das Honorar erwähnte, das sich bei
solchen Aufträgen auf zehntausend Dollar im Monat beläuft; er beschloß, das
Wochenende darüber nachzudenken und abzuwägen, ob die Verluste durch Diebstahl
und Ausfallzeiten nicht höher wären als mein Honorar.
    Obwohl es schon Ende August war, war es
unerträglich schwül, besonders während der Verkehrsstaus am Nachmittag. Ich
fuhr nach Hause, zog mir bequeme Sachen an, packte den Badeanzug ein und begab
mich für den Rest des Tages an den See.
    Am späten Abend fuhr ich wieder zu IckPiff.
Eingedenk der Alkoholiker, die zu mehreren und in betrunkenem Zustand aggressiv
sein konnten, hatte ich kein Kleingeld dabei, dafür aber die Smith &
Wesson, und meine Brieftasche steckte in einer der vorderen Taschen der Jeans.
Letzten Winter hatte ich meine Dietriche verloren, aber als Notbehelf trug ich
eine Sammlung der am weitest verbreiteten Schlüssel und ein Plastiklineal bei
mir.
    Während der Fahrt dachte ich darüber nach, warum es
mir so viel bedeutete zu wissen, wer Dicks Rechnung bezahlte. Natürlich war ich
wütend, weil

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