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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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„Meine Liebe, wie oft habe
ich dir gesagt, du sollst dich an mich wenden, wenn du in Schwierigkeiten
bist. Ich weiß, wo dieser Bericht ist.“
    Wir fielen alle über ihn her und wollten des
Rätsels Lösung erfahren. Die Kellnerin hatte sich gerade diesen Augenblick
ausgesucht, um ein mit Käse, Salami, Pasteten und Obst beladenes Tablett auf
unseren Tisch zu stellen. Murray nutzte die Gelegenheit, um mehr Bier zu
bestellen, und ich sagte zu Max, daß ich einer weiteren Flasche Wein nicht
abgeneigt wäre, wenn es ihm ebenso erginge.
    Max erklärte sich erfreut einverstanden. „Aber
keinen Clos d'Estournel, Vic. Ich will nicht länger mitansehen müssen, wie Sie
ihn hinunterspülen, als wäre es Coca Cola.“ Er stand auf und inspizierte gemächlich
die Weinregale.
    „Es ist zum Verrücktwerden“, sagte Lotty. „Warum
hast du nur nach Wein gefragt, Vic? Du hättest wissen müssen, daß er dafür
mindestens zehn Minuten brauchen wird.“
    Ich nahm mir ein Stück von der hausgemachten
Pastete, Lotty biß in einen Apfel - wenn
sie angespannt ist, kann sie kaum essen -, und Murray machte sich über den Käse
her.
    Max kehrte mit einer Flasche Bordeaux an den Tisch
zurück. Während die Kellnerin sie öffnete und zeremoniell einschenkte,
parlierte er über die angemessene Art, guten Wein zu trinken.
    „Du hast den falschen Beruf“, informierte ihn
Lotty, als die Kellnerin endlich gegangen war. „Du hättest Schauspieler werden
sollen - erst die Leute bis dahin bringen, daß ihnen die Nerven vor lauter
Spannung zerreißen und sie dann warten lassen. Aber das hier ist ernst, Max.
Wenn du Malcolms letztes Diktat hast, warum habe ich es bislang nicht gesehen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht gesagt, daß
ich es habe, Lotty. Ich weiß - oder vermute -, wo es ist. Malcolm hat die
Kassette ins Beth Israel gebracht, damit sie dort abgetippt wird. Mich wundert
es, daß du nicht daran gedacht hast. Wahrscheinlich liegt sie im Büro einer
Sekretärin in einem Umschlag, auf dem sein Name steht und der darauf wartet,
abgeholt zu werden.“
    Lotty wollte sofort ins Beth Israel aufbrechen,
aber ich hielt sie zurück. „Wir wollen noch wissen, was Dr. Hatcher über
Ahercrombie gesagt hat. Und Murray muß uns noch hoch und heilig versprechen,
seine Geschichte nicht eher zu bringen, als bis wir es ihm erlauben.“
    In Murrays blauen Augen blitzte es ärgerlich. „Sieh
mal, Warshawski, ich danke dir für den Tip und den Knüller. Aber mein Kopf oder
die Zeitung gehört nicht dir. Das, was ich heute herausgefunden habe zusammen
mit dem, was ihr drei mir erzählt, ergibt die Hauptschlagzeilen und die
Titelstory für die nächste Woche.“
    „Mensch, Murray! Gebrauch deinen Grips! Hier sitzt
Lotty, die wegen Vernachlässigung ihrer beruflichen Sorgfaltspflicht vor
Gericht gezerrt wird. Wir sind auf ungesetzliche Weise in den Besitz von Kopien
des Beweismaterials gekommen, die belegen, daß ausschließlich im Krankenhaus
die Behandlung vernachlässigt wurde. Wenn du die Geschichte bringst,
vernichten sie die Originale von Peters Notizen, streiten alles ab, und womit
soll sie sich dann verteidigen?“ Ich hielt inne, um einen Schluck Wein zu
trinken. Er schmeckte nicht so vollmundig wie der Clos d'Estournel, und
deswegen spülte ich ihn nicht so hinunter wie Coca Cola. Dann nahm ich den Faden
wieder auf. „Es besteht die Möglichkeit, daß sie Lottys Akte über Consuelo noch
haben. Wenn du deine Geschichte bringst, wird sie schneller verschwinden als
die Demokratie in Chile. Ich möchte einen Überraschungscoup landen.“
    „Von mir aus, in Ordnung.“ Murray blickte eine
Zeitlang mißmutig drein, aber bei seiner angeborenen Gutmütigkeit hielt sein
Groll nicht lange an. „Und was schlägst du vor?“
    „Ich habe da eine Idee.“ Ich nahm mir noch ein
Stück von der Pastete. „Max, die Leute vom Friendship kennen Lottys Namen, aber
ich wette, Ihren kennen sie nicht. Am Freitag wird dort eine Tagung
stattfinden. Irgendwas mit Fruchtwasser. Können Sie morgen dort anrufen und
sich anmelden? Und erklären, daß Sie - ihr kommt doch mit, Lotty? Murray? -
vier Leute mitbringen werden?“
    Max lächelte. „Aber gewiß. Warum nicht? Ich werde
meinen stärksten Akzent auflegen und behaupten, ich riefe aus New York an und
würde extra für die Tagung herfliegen.“
    „Sie müssen nicht hin. Lassen Sie nur fünf Plätze
reservieren. Vielleicht sollten wir uns alle Pseudonyme zulegen für den Fall,
daß sich Peter die

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