Toedliche Traeume
oder?«
»Und das Ziel rechtfertigt die Mittel?«
»Ja, verdammt. Tu doch nicht so, als würdest du nicht auch so denken.«
»Ich versuche es zumindest. So zu denken haben sie uns in Garwood beigebracht. Ich will nicht, dass diese Schweine noch irgendeinen Einfluss auf mich haben.«
»Aber es funktioniert nicht, oder?«
Nein, es funktionierte nicht ganz, dachte Jock frustriert. Die Gehirnwäsche, der sie unterzogen worden waren, hatte an die niedersten menschlichen Instinkte appelliert. »Manchmal.«
»Ja, manchmal. Aber nicht, wenn es um Boch und Sanborne geht.« Dann fügte er hinzu: »Ich fahre gerade durch einen Schulbezirk.«
»Welche Straße?«
»Sycamore.«
»Ich hab dir ja gesagt, sie bringt Michael zur Schule. Sie wird vor der Schule parken und das Gebäude im Auge behalten. Soll ich ihre Bewachung übernehmen?«
Schweigen. »Ja. Ich muss Kelly anrufen und Pläne machen. Ich ruf dich an, sobald ich dich ablösen kann.«
»Ich bin in einer halben Stunde da.«
Sturer Hund!
MacDuff stand auf, trat ans Fenster seines Arbeitszimmers und blickte hinunter auf die Wellen, die sich an der Klippe brachen. Das Problem, das Jock ihm präsentiert hatte, konnte er im Moment überhaupt nicht gebrauchen. Warum konnte der Junge nicht einfach tun, was man ihm sagte, und nach Hause kommen?
Weil Jock kein Junge mehr war und weil er tat, was er wollte, und nicht, was MacDuff ihm vorschrieb. In gewisser Weise war es einfacher gewesen, als Jock noch so krank und roboterhaft gewesen war, wie er ihn damals in der Klinik vorgefunden hatte.
Einfacher, aber nicht besser. Ganz allmählich entwickelte sich Jock zu dem Mann, der er vielleicht geworden wäre, wenn Thomas Reilly ihn nicht in die Finger bekommen hätte. Nein, das stimmte nicht. Die schrecklichen Erfahrungen hatten ihn verändert, und er würde nie wieder der lebhafte, fröhliche Junge sein, der all die Jahre im Schloss ein und aus gegangen war. Aber er hatte eine Chance, aus dem Dunkel ans Licht zu gelangen, und MacDuff würde ihm dazu verhelfen, verflucht noch mal.
Also gut, er musste ihn nach Hause holen. Er würde ihn an seinen Nachforschungen beteiligen und dafür sorgen, dass er Sophie Dunston und deren Probleme vergaß. Jock hatte weiß Gott genug Probleme mit sich selbst.
Er nahm sein Telefon und wählte Venables Nummer. »MacDuff hier. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
»Schon wieder? Ich habe Ihnen einen großen Gefallen getan, als ich dafür gesorgt habe, dass Sie die Vormundschaft für Jock übernehmen. Noch einmal werde ich nicht meinen Kopf hinhalten.«
»Es ist eine Kleinigkeit. Ich brauche nur ein paar Informationen.«
Venable schwieg einen Moment. »Ich hab Ihnen gesagt, dass ich, was Sanborne angeht, nichts tun kann. Der hat zu viel Einfluss. Gegen den kommt man nur an mit einer Lastwagenladung an Beweisen. Ich habe Garwood überprüfen lassen, aber es wurde nicht die geringste Verbindung zu Sanborne gefunden. Es handelte sich um eine Kunststofffabrik, die nach knapp einem Jahr pleitegegangen ist. Für die CIA ist Sophie Dunston eine durchgeknallte Hysterikerin, die sich an der Firma rächen will, die sie entlassen hat.«
»Jock glaubt ihr.«
»Glauben Sie etwa, die CIA würde ihn für glaubwürdiger halten als Dunston? Herrgott noch mal, der war doch auch in der Psychiatrie. Und er hat schon drei Selbstmordversuche hinter sich.«
Jocks Vergangenheit war ein Thema, das er lieber nicht vertiefen sollte, dachte MacDuff. Venable hatte sich damals gesträubt, ihm die Vormundschaft für Jock zu verschaffen, und er musste nicht unbedingt daran erinnert werden, wie labil Jock damals gewesen war. »Ich wollte Sie nicht bitten, sich Sanborne vorzuknöpfen.«
»Sehr gut, denn das hätte ich sowieso abgelehnt.«
»Ich brauche genaue Informationen über einen Mann, der mit einem Ihrer Agenten in Kolumbien zusammenarbeitet. Und ich brauche diese Informationen bald, in spätestens ein paar Stunden.«
»Das wird schwierig. Ich bin sehr beschäftigt.«
»Ich weiß. Aber es wird mir helfen, Jock wieder nach Hause zu holen. Sie sehen es doch auch nicht gern, wenn er sich allein da draußen herumtreibt.«
»Da haben Sie allerdings recht«, sagte Venable säuerlich. Er seufzte. »Okay, geben Sie mir den Namen.«
»Hallo, Sophie.«
Sie zuckte zusammen, entspannte sich jedoch wieder, als sie Jock auf ihren Wagen zukommen sah.
Er hielt eine McDonald’s-Tüte hoch. »Ich hab dir einen Cheeseburger und Pommes frites mitgebracht. Du
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