Toedliche Traeume
Wäldern dunkler Nacht …
Sie wandte sich ab. »Zu einer solchen Selbstaufopferung wäre ich nicht bereit.«
»Von wegen. Ihr Leben wird seit Jahren von REM-4 überschattet.« Er hob eine Hand, als sie etwas sagen wollte. »Schließen Sie sich mir an und helfen Sie mir, das Zeug aus der Welt zu schaffen, oder töten Sie Sanborne und riskieren, dass es weiterbesteht. Mir ist es egal.«
»Reden Sie keinen Blödsinn. Das ist Ihnen alles andere als egal.«
Er lächelte schwach. »Okay, es ist mir nicht egal. Sie könnten es mir leichter machen. Vielleicht.«
Sie schwieg einen Moment. »Was sagt Jock dazu?«
»Jock ist hin- und hergerissen. Er muss nach Schottland zurück. Er weiß, dass ich in der Lage bin, mich um Sie zu kümmern, aber er weiß auch, dass ich es nicht tun würde, wenn Sie mir nicht nützlich wären. Mit beidem hat er recht.«
Ja, Royd würde nur tun, was ihm nützlich erschien. Aber das, was er vorhatte, war tatsächlich genau das, was sie schon seit Jahren angestrebt hatte. »Ich werd’s mir überlegen.«
»Überlegen Sie nicht zu lange. Ich möchte, dass Sie von hier verschwinden. Ich schätze, dass uns noch ein paar Stunden bleiben, bis Sanborne jemanden schickt, der nach Caprio sehen soll. Vielleicht weiß er aber auch schon, dass Caprio es vermasselt hat, und ist längst dabei, jemand anderen mit demselben Auftrag zu betrauen.«
»Ich habe einen Beruf. Ich kann nicht einfach sang- und klanglos verschwinden.«
»Melden Sie sich krank. Sie sind Ärztin. Lassen Sie sich ein paar überzeugende Symptome einfallen.«
»Ich lüge nicht.«
»Ich schon. Wenn ich damit mein Leben retten kann.« Er stand auf. »Ich werde mich mal draußen ein bisschen umsehen. Halten Sie Ihr Handy griffbereit.« Er reichte ihr eine Karte mit seiner Handynummer. »Ich werde in Rufweite bleiben. Wenn ich nichts von Ihnen höre, komme ich in einer Stunde zurück. Dann können Sie mich Ihrem Sohn vorstellen, damit wir miteinander vertraut werden. An Ihrer Stelle würde ich ihn nicht in die Schule gehen lassen. Könnte gefährlich sein.«
Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. »Ich werde darüber nachdenken. Aber Michael würde es nicht verstehen.«
»Das ist auch besser so. Der Junge hat schon genug, womit er sich rumplagen muss.« Er runzelte die Stirn. »Er könnte sich als Problem erweisen. Ich werde mir was einfallen lassen.«
»Lassen Sie meinen Sohn aus dem Spiel. Ihn werden Sie nicht benutzen.«
Royd lächelte. »Sehen Sie, Sie haben schon akzeptiert, dass ich Sie benutzen werde. Die unglaubliche Macht der Schuld.«
Sie sah ihn entgeistert an. »Ich glaube, Sie sind ein schrecklicher Mensch, Royd.«
»Da haben Sie womöglich recht.« Er ging zur Tür. »Aber wer wäre besser geeignet, Sie von einem noch schrecklicheren Menschen zu befreien? Sie müssten sich nicht mal darum sorgen, wer von uns beiden ins Gras beißt.« Er schaute sie an. »Ich setze frischen Kaffee auf. Dann rufe ich Jock an und sage ihm, er soll herkommen. Er wird aus Ihrem Mund hören wollen, dass es in Ordnung ist, wenn er nach Schottland zurückkehrt.«
»Das habe ich ihm bereits gesagt.«
»Aber jetzt haben Sie überzeugendere Argumente.«
»Bisher habe ich noch keine Entscheidung getroffen, Royd.«
»Dann tun Sie es gefälligst. Ich bin Ihre einzige Chance. Ich verspreche Ihnen sogar, dass weder Sie noch Ihr Sohn ums Leben kommen werden, wenn Sie tun, was ich Ihnen sage.«
Seine Schritte entfernten sich, dann hörte sie, wie die Haustür zugeschlagen wurde.
Herr im Himmel.
Sie ließ sich zurück aufs Kopfkissen sinken und dachte über Royds Worte nach. Bis er aufgetaucht war, hatte sie geglaubt, das ganze Leid, das sie über so viele Menschen gebracht hatte, tilgen zu können, indem sie Sanborne tötete. Das hatte sich inzwischen geändert. Das Ganze entpuppte sich als wesentlich komplizierter, als sie es sich je hätte träumen lassen.
Aber sie wäre nicht allein.
Royd würde sowieso weiter versuchen, Sanborne zu erledigen, egal, was sie tat. Royd brauchte sie für das, was er tun wollte. Nein, das stimmte nicht. Vielleicht versuchte er, sie zu zwingen und zu benutzen, wie er gesagt hatte, aber wenn sie ihrerseits ihn benutzte, wäre das nichts Verwerfliches.
Sie war viel zu aufgekratzt, um noch länger im Bett liegen zu bleiben. Sie stand auf und ging ins Bad. Eine Viertelstunde später war sie angezogen und auf dem Weg in die Küche.
In der Tür blieb sie wie angewurzelt stehen.
Dieser manipulative
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