Toedliche Traeume
ich.«
»Können wir das Gas riechen, wenn wir ein Leck im Haus haben?«, fragte Michael, als sie an der Straßensperre vorbeifuhren.
»Bestimmt. Dem Gas wird zur Sicherheit extra ein Geruch beigemischt, damit man es bemerkt und sofort bei den Gaswerken anrufen kann.« Sie fuhren an keinen weiteren Lastwagen mehr vorbei, und auch in ihrer Straße war alles ruhig. »Ich glaube, wir rufen einfach für alle Fälle bei den Gaswerken an«, sagte Sophie, als sie in ihre Einfahrt einbog und per Knopf das Garagentor öffnete. »Am besten vielleicht sogar, bevor wir –«
»Stopp!« Royd stand neben ihrem Fenster. »Sofort!«
Instinktiv trat sie auf die Bremse.
»Raus aus dem Wagen! Alle beide!«
Er klang so eindringlich, dass sie sofort die Fahrertür öffnete. »Michael, steig aus.«
»Mom, was ist denn …« Er stieg jedoch ohne Widerrede aus.
»Okay.« Royd setzte sich ans Steuer. »Steigen Sie mit ihm in meinen Wagen, der braune Toyota vor Ihrem Haus. Der Zündschlüssel steckt. Bringen Sie ihn von hier fort. Ich melde mich, sobald Sie wieder in Ihr Haus können.«
Sie zögerte.
»Machen Sie, dass Sie wegkommen!«
Sie packte Michael an der Hand und lief zu dem Toyota hinüber.
Eine Minute später waren sie schon unterwegs.
»Mom, wer war das?«
»Schsch.« Sie schaute in den Rückspiegel. Was zum Teufel … Ihr Van rollte langsam auf die offene Garage zu und machte plötzlich einen Satz.
Gleichzeitig sah sie, wie Royd aus dem Wagen sprang und sich über den Rasen rollte, während der Van in der Garage verschwand.
Was in aller Welt …?
Michael drehte sich um. »Was macht der denn? Warum hat er uns gesagt –«
Das Haus flog in die Luft!
Die Fenster des Toyota wackelten von der Wucht der Explosion.
Flammen.
Holzbalken, Türen und Glasscherben prasselten auf den Rasen.
Royd!
Wo war Royd?
Als sie ihn zuletzt gesehen hatte, war er über den Rasen gerollt, doch jetzt quoll schwarzer Rauch aus den Trümmern des Hauses, und der Vorgarten war übersät mit brennenden Balken.
Ihr Handy klingelte.
»Biegen Sie um die Ecke und fahren Sie bis zum Ende der Straße«, sagte Royd. »Halten Sie unterwegs nicht an. Ich erwarte Sie dort.«
»Was ist passiert? Was haben Sie getan?«
Die Leitung war unterbrochen.
Sie steckte das Handy weg und bog um die Ecke. Aus dem Augenwinkel sah sie Leute, die aus ihren Häusern kamen und die Straße hinunter zu ihrem Haus liefen.
Ihr Haus. Ihr Heim. Michaels Heim.
Sophie schaute ihren Sohn an. Er war blass und hielt seine Schultasche umklammert. »Halt durch, Michael. Es wird uns nichts passieren.«
Kopfschüttelnd drehte er sich nach vorn und starrte aus dem Fenster. Wahrscheinlich hatte er einen Schock erlitten.
Wer konnte es ihm verdenken? Sie selbst stand auch unter Schock.
Royd hatte sich an der Straßenecke postiert. Sie hielt direkt neben ihm und er stieg hinten ein. »Los, geben Sie Gas. Ich will nicht, dass Sie gesehen werden.«
Sie hörte die Feuerwehrsirene, als sie losfuhr. »Warum nicht?«
»Später. Fahren Sie aus der Ortschaft raus und biegen Sie an der Kreuzung links ab.« Er klappte sein Handy auf und wählte eine Nummer. »Hier ist der Teufel los, Jock. Wir treffen uns im La Quinta Inn auf dem Highway Forty.« Er beendete das Gespräch. »Halten Sie an und setzen Sie sich mit dem Jungen nach hinten. Ich fahre.«
»Hören Sie auf, mich rumzukommandieren, Royd«, entgegnete Sophie. »Ich brauche ein paar Antworten von Ihnen.«
»Der Junge braucht jetzt etwas ganz anderes«, sagte er ruhig. »Aber im Moment kann ich ihm nicht helfen.«
Er hatte recht. Michael hatte gerade erlebt, wie sein Heim vor seinen Augen in die Luft geflogen war, und der Schock lähmte ihn regelrecht. Er brauchte sie jetzt. Sie hielt am Straßenrand. »Komm, Michael. Wir setzen uns nach hinten.«
Er sträubte sich nicht, doch seine Bewegungen waren steif und unkoordiniert.
»Es ist alles gut, Michael.« Das war gelogen. »Nein, es ist nicht gut.« Sie legte ihm einen Arm um die Schultern. »Es ist ganz schrecklich, aber wir werden dafür sorgen, dass es wieder gut wird.«
Er schaute sie nicht an, sondern starrte Royd an, der sich ans Steuer gesetzt hatte. »Wer ist das?«
»Er heißt Matt Royd.«
»Er hat unser Haus in die Luft gesprengt.«
»Nein, das hat er nicht. Er will uns nichts zuleide tun.«
»Warum hat er dann –«
»Ich erkläre es dir, sobald ich es weiß. Kannst du warten, bis wir in dem Motel sind und ich mit Royd geredet habe? Jock wartet dort auf
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