Toedliche Traeume
Scheißkerl. Zum Teufel mit ihm.
Auf der Anrichte, gleich neben der Kaffeemaschine, wo sie auf keinen Fall zu übersehen waren, lagen die beiden Schlingen, die Jock in den Papierkorb geworfen hatte.
»Also gut, du wirst dort nicht länger gebraucht«, sagte MacDuff. »Komm nach Hause, Jock.«
»Sanborne macht Ärger. Er hat versucht, sie ermorden zu lassen.«
»Und Royd hat es verhindert. Du hast mir selbst gesagt, dass Royd für ihre Sicherheit garantiert. Vertraust du ihm denn nicht?«
»Ich vertraue dem Mann, den ich vor einem Jahr kennengelernt habe, und ich glaube, ich vertraue ihm auch heute noch. Aber es ist nicht mein Leben, das auf dem Spiel steht. Könnten Sie Venable bei der CIA anrufen und ihn um ein möglichst ausführliches Gutachten über Royd bitten?«
»Venable ist nicht mehr für Südamerika zuständig. Außerdem ist er nach dem Erfolg mit Reilly befördert worden. Er wird womöglich nicht bereit sein, seinen Job zu riskieren, indem er derart geheime Informationen preisgibt.«
»Dann überreden Sie ihn halt. Er hat bestimmt irgendwelche Kontaktleute in Kolumbien. Ich muss es einfach wissen.«
»Und wenn der Bericht positiv ist, kommst du dann nach Hause?«
Jock antwortete nicht gleich. »Ich werde mir erst eine Weile ansehen, wie es läuft.«
MacDuff fluchte leise vor sich hin. »Jock, das ist kein –« Er unterbrach sich. »Ich rufe dich gleich zurück.« Dann legte er auf.
Jock steckte sein Handy ein und stand auf. Er würde sich duschen und anschließend wieder zu Sophie fahren. Royd hatte gesagt, er habe ihr eingeschärft, im Haus zu bleiben und Michael nicht zur Schule gehen zu lassen, aber Royd kannte Sophie nicht. Sie würde sich nicht um Royds Anweisungen scheren, sondern tun, was sie für richtig hielt.
Mit etwas Glück erhielt MacDuff schon bald die benötigten Informationen. Wenn MacDuff sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann verfolgte er sein Ziel mit unbeirrbarer Entschlossenheit. Er wollte, dass Jock nach Hause zurückkehrte, und er würde alles tun, um dieses Ziel zu erreichen.
Und wenn MacDuff seinen Kopf nicht durchsetzen konnte, würde er garantiert mit dem nächsten Flugzeug nach Washington kommen, dachte Jock. Er wollte den Gutsherrn nicht in diesen Schlamassel verwickeln, verdammt. MacDuff hatte ihm schon einmal nicht nur das Leben gerettet, sondern auch verhindert, dass er den Verstand verlor, und allein das Wissen, dass er immer im Hintergrund über ihn wachte, verlieh Jock Stabilität. Aber irgendwann musste Schluss sein mit dieser Abhängigkeit.
Sein Handy klingelte.
»Sie ist gerade mit dem Jungen in ihr Auto gestiegen«, sagte Royd. »Wo zum Teufel will sie hin?«
»Hatte sie Gepäck dabei?«
»Nein.«
»Dann bringt sie Michael in die Schule. Wahrscheinlich wird sie draußen warten, um sich zu vergewissern, dass ihm nichts passiert.«
»Ich hab ihr gesagt, sie soll den Jungen zu Hause halten, verflucht.«
»Folgst du ihr?«
»Na klar.«
»Falls du sie aus den Augen verlieren solltest, Michael geht auf die Thomas Jefferson Middle School. Und in deiner derzeitigen Stimmung solltest du sie lieber nicht zur Rede stellen, jedenfalls nicht, wenn du willst, dass sie mit dir kooperiert. Du musst sie mit irgendwas aufgebracht haben. Kann das sein?«
»Ja, kann sein. Es war ein kalkuliertes Risiko – ich dachte, entweder kriegt sie einen derartigen Schrecken, dass sie sich auf meine Seite schlägt, oder sie geht auf die Barrikaden.«
»Tja, dann ist der Schuss offenbar nach hinten losgegangen.«
»Ja, aber sie könnte diejenige sein, die den Schaden davon hat. Boch und Sanborne werden inzwischen wissen, dass Caprio seinen Auftrag nicht ausgeführt hat, und jemand anderen schicken.«
»Aber die werden das Haus und die Umgebung erst mal auskundschaften.«
»Sie kann nicht in dem Haus bleiben, das ist zu gefährlich. Wahrscheinlich ist sie auch nirgendwo sonst in dieser Stadt mehr in Sicherheit. Davon musst du sie unbedingt überzeugen.«
Jock überlegte. »Ist sie bei dir in Sicherheit?«
»Ich hab’s ihr versprochen. Und ich halte meine Versprechen. Rede mit ihr, Jock.«
»Mal sehen.«
Royd schwieg einen Moment. »Ich bin nicht wie du. Ich werde nicht lieb und nett mit ihr umgehen oder ihr großherzig verzeihen, wenn sie die Sache vermasselt. Ich werde sie manipulieren und benutzen, um zu kriegen, was ich will. Aber am Ende wird REM-4 von der Erdoberfläche getilgt sein, und sie wird es überleben. Das wollen wir doch beide,
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