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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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möchtest, kann ich hierbleiben und Michael nach der Schule nach Hause bringen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat heute Fußballtraining. Ich fahre dann auf dem Heimweg noch mit ihm bei Chuck E. Cheese’s vorbei.«
    »Hättest du gern ein bisschen Gesellschaft?«
    »Nein, danke. Ich habe mir heute freigenommen, und ich brauche Zeit zum Nachdenken.«
    »Ich bleibe noch eine Weile in der Nähe. Royd oder ich, einer von uns beiden, wird dich heute den ganzen Tag über beschatten. Ruf mich an, falls du es dir anders überlegst.«
    Sie schaute ihm nach. Ihr wäre es wesentlich lieber, Jock in ihrer Nähe zu haben als Royd, und sie wünschte, sie könnte es sich anders überlegen. Aber Royd war von seiner Mission besessen, und Jock musste nach Hause. Also musste sie mit dem verdammten Scheißkerl auskommen, bis sie sich einen konkreten Plan zurechtgelegt hatte.

6
    »WAS IST LOS, Mom?«, fragte Michael, den Blick aus dem Fenster gerichtet. »Was ist passiert?«
    Sophies Hände umklammerten das Steuerrad. Michael war während des Essens sehr still gewesen, und sie hatte mehr oder weniger damit gerechnet, dass er ihr diese Frage stellen würde. »Was meinst du?«
    »Du machst so ein besorgtes Gesicht. Erst hab ich gedacht, es wär wegen mir, aber es ist was anderes, stimmt’s?«
    Sie hätte wissen müssen, dass Michael ihren inneren Aufruhr spüren würde. Nach allem, was er durchgemacht hatte, war seine Wahrnehmung extrem geschärft. Manchmal fragte sie sich, wie er es schaffte, so normal zu sein, wie er war. »Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Ich hab Probleme auf der Arbeit.«
    Er schaute sie an. »Ehrlich?«
    Sie zögerte. Sie wollte ihn schützen, aber war es wirklich das Beste, ihn vor der Wahrheit zu schützen? Sie sahen schlimmen Zeiten entgegen, und irgendwann würde er unweigerlich mit der hässlichen Wahrheit konfrontiert werden. »Ja, es ist nichts, worüber du dir im Moment den Kopf zerbrechen musst. Und nein, es hat nichts mit meiner Arbeit zu tun.«
    Er schwieg eine Weile. »Hat es was mit Grandpa zu tun?«
    Sie biss sich auf die Lippe. Es war das erste Mal seit dem Tag auf dem Steg, dass er seinen Großvater erwähnte. »Zum Teil. Es kann sein, dass ich dich für eine Weile zu deinem Vater schicken muss.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Der will mich nicht bei sich haben.«
    »Natürlich will er das. Er hat dich doch lieb.«
    »Er benimmt sich immer so komisch, wenn ich da bin. Ich glaub, er freut sich jedes Mal, wenn er mich wieder nach Hause bringen kann.«
    »Vielleicht glaubt er, es gefällt dir nicht bei ihm. Ihr solltet mal miteinander reden.«
    Wieder schüttelte Michael den Kopf. »Er will mich nicht bei sich haben. Und ich würde sowieso nicht zu ihm gehen. Wenn du in Schwierigkeiten steckst, bleibe ich bei dir.«
    Das hatte man nun von der Ehrlichkeit. Sophie holte tief Luft. »Darüber reden wir, wenn wir zu Hause sind. Ich stecke nicht wirklich in Schwierigkeiten, und es gibt keinen Grund –«
    »Sieh mal die Laster da drüben.« Michael kurbelte sein Fenster herunter. »Was ist da los?«
    Drei blau-weiße Laster mit dem Logo von Baltimore Light and Gas standen mit eingeschaltetem Warnblinklicht am Straßenrand. Im Scheinwerferlicht sah Sophie einen Polizisten, der mitten auf der Straße mit dem Fahrer des Wagens vor ihr redete.
    Sie hielt an. »Ich weiß nicht. Aber wir werden es bestimmt erfahren.« Der Polizist winkte den Fahrer vor ihr durch und kam auf sie zu. »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Ein Leck in der Gasleitung. Wohnen Sie in diesem Block hier?«
    »Nein, drei Straßen weiter.« Sie schaute zu den grau uniformierten Leuten von den Gaswerken hinüber, die von Haus zu Haus gingen. »Werden die Häuser evakuiert?«
    »Nein, die Männer überprüfen nur die Gasleitungen in jedem Haus, und wir sorgen dafür, dass niemand hineingeht, bis sie fertig sind.« Er lächelte. »Bisher haben sie nur zwei winzige Lecks gefunden. Aber man kann nicht vorsichtig genug sein. Wir haben alle Anwohner gebeten, keinen Strom einzuschalten, bis wir Bescheid geben, dass alles in Ordnung ist.«
    »Ich wohne in der High Tower Street. Gilt das auch für uns?«
    Er warf einen Blick auf sein Klemmbrett. »Keine Leckmeldungen jenseits der Northrup Street. Bei Ihnen dürfte alles in Ordnung sein. Aber es kann bestimmt nicht schaden, ein paar Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.« Er winkte sie weiter. »Rufen Sie die Gaswerke an, falls Sie irgendwelche Fragen haben.«
    »Mach

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