Toedliche Traeume
hast bestimmt noch nicht gefrühstückt, und ich dachte, du könntest ein paar Kalorien gebrauchen. Immerhin sitzt du schon seit vier Stunden hier.«
»Woher weißt du das?« Sie entriegelte die Beifahrertür, nahm den Cheeseburger entgegen und wickelte ihn aus. »Bist du mir etwa gefolgt?«
»Nein, Royd ist dir gefolgt, dann habe ich übernommen. Er meinte, er hätte ein paar Dinge zu erledigen, aber ich glaube, er wollte, dass ich ein bisschen für ihn die Wogen glätte. Er denkt, er hat vielleicht was gesagt, das nicht die beabsichtigte Wirkung erzielt hat.«
»Dieser Scheißkerl.« Sie biss sich auf die Lippe. »Verdammt, der Typ ist ein Eisklotz.«
»Eigentlich nicht – ich würde sogar das Gegenteil vermuten. Er ist ein Vulkan. Pommes frites?«
Sie nahm eine. »Du verteidigst ihn auch noch?«
»Nein, ich versuche, ihn dir zu erklären. Ich würde meine Zeit nicht dafür vergeuden, wenn ich nicht dächte, dass das wichtig für dich sein könnte.«
»Warum sollte das wichtig für mich sein?«
»Ich glaube, das weißt du selbst. Du bist wütend, aber dir ist längst klar, dass Royd dir helfen kann.«
»Und jetzt willst du mir nahelegen, ihm zu vertrauen, oder was?«
Jock nickte. »MacDuff meint, du kannst ihm vertrauen.«
»Wie bitte?«
»Ich habe ihn gebeten, sich über Royds jüngste Operationen in Kolumbien zu erkundigen.«
»Und?«
»Ein Freund bei der CIA hat Ralph Soldono angerufen, den Agenten, der mit Royd in Kolumbien zusammengearbeitet hat. Soldono ist ziemlich beeindruckt von Royd, er hält ihn offenbar für eine Art Superman. Er sagt, Royd führt jeden Auftrag aus, und zwar entweder selbst oder mit einigen seiner Männer.«
»Was für Aufträge?«
»Zum Beispiel eine Geisel aus den Händen der Rebellen zu befreien oder eine besonders gewalttätige Bande von Banditen auszuschalten. Er ist schnell und klug, und er gibt niemals auf.«
Sie musste daran denken, wie selbstsicher Royd wirkte. »Das hätte ich mir alles denken können.«
»Soldono hat auch gesagt, dass Royd noch nie einen Auftrag abgebrochen hat, egal, wie gefährlich oder schmutzig sich eine Aktion entwickelte.« Er sah sie ernst an. »Und dass er immer sein Wort hält. Das ist dir doch wichtig, oder?«
»Ja, das ist mir wichtig.« Sie seufzte. »Er hat mir versprochen, dafür zu sorgen, dass Michael nichts zustößt und dass REM-4 von der Erdoberfläche gelöscht werden wird. Soll ich ihm also glauben?«
Jock lächelte. »Ich werde mich hüten, mich in deine Entscheidungen einzumischen. Ich kann dir nur die Informationen geben, die ich habe. Offenbar ist Royd verdammt gut, und Soldono hält ihn für absolut zuverlässig. Abgesehen davon ist er weder feinfühlig noch höflich, und er wird wahrscheinlich nicht davor zurückschrecken, dein Leben aufs Spiel zu setzen. Du musst selbst wissen, ob du ihm zutraust, dein Leben zu schützen, und ob du bereit bist, das Risiko einzugehen. Und wahrscheinlich wird er dir von morgens bis abends auf die Nerven gehen.«
Sie verdrehte die Augen, als sie sich an die beiden Schlingen auf der Küchenanrichte erinnerte. »Garantiert.«
Jock musterte ihr Gesicht. »Aber du bist schon drauf und dran, dich auf ihn einzulassen, nicht wahr?«
»Du weißt, dass ich in die Fabrik eindringen und alle Unterlagen über REM-4 vernichten wollte, aber es ist mir einfach nicht gelungen. Royd hat jemanden bei Sanborne eingeschleust, und er weiß mehr als ich. Wahrscheinlich viel mehr. Er sagt, er wird mich benutzen. Soll er es versuchen.« Sie tat den Rest ihres Cheeseburgers in die Tüte zurück. »Womöglich werde ich ihn am Ende auch benutzen.« Sie sah Jock an. »Aber ich will, dass du aus der Sache raus bist, Jock. Fahr nach Hause.«
»Das sagt mir im Moment jeder.« Er verzog das Gesicht. »Wenn mir gefällt, was Royd vorhat, fahre ich vielleicht für eine Weile zurück zu MacDuff’s Run. Hast du Michael schon irgendwas gesagt?«
»Nein, ich hab ihn ein bisschen zu spät geweckt und das als Vorwand genommen, ihn zur Schule zu fahren.«
»So kann das nicht weitergehen. Er wird –«
»Das weiß ich«, fiel sie ihm ins Wort. »Aber ich werde ihm erst etwas sagen, wenn es unbedingt sein muss. Es ist auch so schon schwierig genug, ihn nicht zu beunruhigen. Ich will ihm nicht noch mehr Stoff für seine Alpträume liefern.«
Jock nickte. »Sei einfach darauf vorbereitet.« Er öffnete die Beifahrertür. »Ich setze mich in meinen eigenen Wagen. Ich muss ein paar Telefonate erledigen. Wenn du
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