Toedliche Traeume
lehnte sich in ihrem Sessel zurück. So müde sie auch war, sie wollte die Augen nicht schließen. Schlafen konnte sie, sobald Michael in dem Flugzeug saß. Am besten, sie rief MacDuff an und erkundigte sich, ob er auch den richtigen Monitor besorgt hatte. Sie würde ohnehin mit ihm reden müssen. Auch wenn sie Jock vertraute, wollte sie sich vergewissern, dass MacDuff so war, wie Jock ihn ihr beschrieben hatte.
»Mom?«, sagte Michael schläfrig. »Mach dir nicht so viele Gedanken …«
»Es geht mir gut, Michael«, antwortete sie leise.
»Nein, es geht dir nicht gut, das spüre ich ganz genau. Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Es ist nicht deine Schuld …«
Er war eingeschlafen.
Sophie beugte sich vor und hauchte ihm sanft einen Kuss auf die Stirn.
7
ROYD BEOBACHTETE MICHAEL, wie er zusammen mit Jock unsicher die Stufen zu dem Privatjet hinaufstieg. »Er wird schlappmachen«, sagte er leise. »Jetzt wird ihm erst richtig klar, was ihm bevorsteht.«
Großer Gott, hoffentlich nicht. Michael war auf dem ganzen Weg zum Flughafen so still gewesen, aber dass es ihn traurig machen würde, sich von seiner Mutter verabschieden zu müssen, war normal. »Vielleicht auch nicht. Jock war sehr überzeugend.«
»Er wird schlappmachen«, wiederholte Royd. »Machen Sie sich darauf gefasst.«
Wie sollte sie sich –
Michael drehte sich um, wankte die Stufen hinunter und kam auf Sophie zugerannt. Weinend warf er sich in ihre Arme. »Ich will nicht weg«, flüsterte er. »Ich will nicht weg, Mom.«
Sie drückte ihn an sich. »Doch, du musst«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht das Beste für dich wäre.«
Nach einer Weile löste er sich aus ihren Armen und schaute sie mit tränenerfüllten Augen an. »Versprichst du mir, dass dir nichts passieren wird? Versprichst du es mir ganz fest?«
»Ja, ich verspreche es dir ganz fest. Das haben wir doch längst besprochen.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Und Royd hat es dir auch versprochen. Sollen wir es dir schriftlich geben?«
Er schüttelte den Kopf. »Aber manches passiert einfach. Manchmal verrückte Sachen.«
»Mir nicht.« Sie sah ihm in die Augen. »Machst du einen Rückzieher?«
Wieder schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich würde lieber bei dir bleiben, aber Jock sagt, ohne mich ist es sicherer für dich.«
»Ja, da hat er recht.«
»Also gut, dann fliege ich.« Er umarmte sie noch einmal mit beinahe verzweifelter Innigkeit, dann wandte er sich an Royd und sagte eindringlich: »Passen Sie bloß gut auf sie auf, verstanden? Wenn meiner Mutter irgendwas zustößt, bring ich Sie um.«
Ehe Royd antworten konnte, rannte Michael schon wieder zurück zum Flugzeug, wo Jock auf ihn wartete. Einen Augenblick später schloss sich die Tür hinter ihnen.
Royd lachte in sich hinein. »Mein lieber Schwan. Ich glaube, ich traue es ihm tatsächlich zu. Ihr Sohn gefällt mir immer besser.«
»Ach, seien Sie doch still.« Sophie wischte sich die Augen, während sie zusah, wie das Flugzeug auf die Startbahn zu rollte. Sie fühlte sich, als würde sie in Stücke gerissen. Es war das Beste, hatte sie Michael erklärt. Und am frühen Morgen hatte sie mit MacDuff telefoniert, der ihr versichert hatte, ihren Sohn zu beschützen. Aber all das machte es ihr nicht leichter. Erst als das Flugzeug nicht mehr zu sehen war, wandte sie sich ab. »Fahren wir.« Sie ging in Richtung Parkplatz. »Haben Sie schon mit Ihrem Freund Kelly gesprochen?«
»Ich konnte ihn gestern Abend nicht erreichen. Er hat mir gesagt, er würde sich nur mit mir in Verbindung setzen, wenn er sich damit nicht in Gefahr bringt.« Er ging neben ihr her. »Wenn Sanborne dabei ist, jeden, der in irgendeiner Weise mit REM-4 zu tun hatte, aus dem Weg zu schaffen, dann wird es immer schwieriger werden, an diese Unterlagen ranzukommen.«
»Soll das heißen, Sie werden es erst gar nicht versuchen?«
»Blödsinn«, erwiderte er kühl. »Es bedeutet, dass ich abwarten werde, bis sich mir eine sichere Gelegenheit bietet.«
»Und wenn sich Ihnen keine bietet? Wenn es ihm gelingt, sich mit seinen Unterlagen in einem uneinnehmbaren Stützpunkt im Ausland zu verkriechen?«
Royd hielt ihr die Wagentür auf. »Dann werde ich ihn aufstöbern und ihn mitsamt seinem kleinen Stützpunkt in die Luft jagen.«
Seine Stimme klang leidenschaftslos, und sein Gesichtsausdruck war unverändert, und doch war die entschlossene Wut, die ihn antrieb, beinahe mit den Händen greifbar. Sophie
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