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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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holte tief Luft und wechselte das Thema. »Wo fahren wir hin? Zurück zum Motel?«
    Royd schüttelte den Kopf. »Wir verlassen die Stadt. Ich habe in einem Motel, etwa achtzig Kilometer von hier entfernt, zwei Zimmer reserviert. Ich will nicht riskieren, dass Sie jemand hier sieht und erkennt. Laut den Nachrichten von gestern Abend sind Sie und Michael tot, und ich will, dass Sie so lange wie möglich weiter als tot gelten.«
    »Das heißt also, ich kann auch meinem Exmann nicht mitteilen, dass Michael lebt.«
    »Nein, verdammt!«
    Eigentlich logisch. »Das wird hart für ihn. Schließlich liebt er Michael.«
    »Pech.« Er setzte aus der Parklücke zurück. »Was ist mit Ihnen? Liebt er Sie immer noch?«
    »Er ist wieder verheiratet.«
    »Das hab ich nicht gefragt.«
    Sie zuckte die Achseln. »Wir haben ein gemeinsames Kind. Woher soll ich wissen, was er noch für mich empfindet?«
    »Wie steht’s mit Ihnen?«
    Sie schaute ihn an, doch er hielt den Blick auf die Straße gerichtet. »Wie bitte?«
    »Was empfinden Sie für ihn?«
    »Das geht Sie nichts an. Wieso interessiert Sie das überhaupt?«
    Er schwieg eine Weile. »Vielleicht suche ich nach möglichen Schwachstellen. Das wäre jedenfalls klug.«
    »Und? Ist es so?«
    »Nein.«
    »Reine Neugier?«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht. Keine Ahnung.«
    »Verschonen Sie mich mit Ihrer Neugier. Sie brauchen nicht mehr zu wissen, als dass ich nicht zu Dave laufen werde, um ihm mitzuteilen, dass wir beide leben.« Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Und jetzt hab ich keine Lust mehr, mit Ihnen zu reden. Das fühlt sich immer an, als müsste ich mich durch ein Dornengestrüpp kämpfen. Wecken Sie mich, wenn wir beim Motel angekommen sind.«
     
    Das Zimmer im Holiday Inn Express war sauber und einfach eingerichtet, aber es verfügte immerhin über etwas mehr Komfort als das Zimmer, in dem sie die vergangene Nacht verbracht hatten.
    Nachdem Royd sich im Zimmer umgesehen hatte, reichte er Sophie den Schlüssel. »Ich habe das Nebenzimmer.« Er lächelte. »Michael würde mich übel beschimpfen, wenn ich mich nicht in Rufnähe halten würde.«
    Sophie warf ihre Tasche aufs Bett. »Ich brauche was zum Anziehen. Alles, was ich hatte, war in dem Haus.«
    »Ich fahre los und besorge Ihnen was.« Er musterte sie. »Größe sechsunddreißig?«
    »Achtunddreißig. Schuhgröße neununddreißig. Und ich brauche einen Laptop. Ich werde jetzt duschen und dann ein wenig schlafen.« Sie ging zum Bad. »Würden Sie sich erkundigen, ob es irgendwelche Neuigkeiten über unser Ableben gibt?«
    »Alles, was Sie wünschen.«
    »Wie außerordentlich zuvorkommend. Man würde Sie nie für den Mann halten, der alles zerstört hat, was ich je besessen habe.«
    »Ich verspreche Ihnen, dass ich alles Wertvolle ersetzen werde.«
    »Das können Sie gar nicht. Die Möbel und der ganze andere Kram interessieren mich nicht. Aber was ist mit meinen Fotoalben? Und mit den Andenken und den Lieblingsspielsachen meines Sohnes?«
    »Nein, das alles kann ich natürlich nicht ersetzen«, erwiderte er ruhig. »Daran hatte ich wohl nicht gedacht. Ich bin bei acht verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen, Familienfotos habe ich nie besessen. Aber ich werde mich bemühen, es für Michael wiedergutzumachen. Nur Sie können entscheiden, ob die Zeit, die wir gewonnen haben, das wert ist, was ich Ihnen genommen habe.«
    Natürlich war das den Verlust wert. Michael war auf dem Weg in die Sicherheit. »Sie haben getan, was Sie für das Beste hielten.«
    »Ja, allerdings. Aber das bedeutet nicht, dass es die beste Methode war. Ich bin nicht perfekt.« Er nickte. »Ich bringe uns auf dem Rückweg vom China-Imbiss was zu essen mit. Ich schließe die Tür ab. Machen Sie niemandem auf außer mir.«
    Er zog die Tür hinter sich zu.
    Machen Sie niemandem auf außer mir.
    Er hatte die Worte ganz beiläufig ausgesprochen, aber sie jagten ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Sie befand sich immer noch in Lebensgefahr, und das gefiel Royd zweifellos. Warum hatte sie dann nicht mehr Angst? Sie fühlte sich erschöpft und gereizt, aber seltsamerweise empfand sie keine Angst. Wahrscheinlich, weil Michael jetzt in Sicherheit war. Solange sie sich keine Sorgen um ihren Sohn machen musste, würde sie mit jeder Situation fertig werden.
    Sie trat unter die Dusche und ließ das heiße Wasser über ihren Körper laufen. Michael würde gut aufgehoben sein. Niemand konnte sich besser um ihn kümmern als Jock.
    Außer

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