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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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vielleicht Royd.
    Wie war der Gedanke ihr bloß in den Sinn gekommen? Royd war rau und gefährlich. Er hatte nichts von der Sanftheit, die Jocks tödliche Gefährlichkeit überdeckte. Er war grob und zielstrebig und besaß etwa so viel Feingefühl wie ein wütendes Rhinozeros.
    Und doch hatte er geahnt, dass Michael es im letzten Moment mit der Angst bekommen würde.
    Das lag an seiner Menschenkenntnis und hatte nichts mit Sensibilität zu tun. Und an seiner Intelligenz hatte Sophie keine Zweifel.
    Sie durfte nicht an ihn denken. Sie würde die Zeit nutzen, um sich zu entspannen und einen klaren Kopf zu bekommen. Sie war erregt und wütend, und Michael fehlte ihr jetzt schon. Michael war immer bei ihr gewesen, entweder in Wirklichkeit oder zumindest in Gedanken. Jeder Tag begann und endete mit ihrem Sohn. Dass er jetzt so weit fort war, tat weh.
    Statt sich selbst zu bemitleiden, sollte sie lieber tun, was getan werden musste. Und immerhin waren sie jetzt nur deshalb voneinander getrennt, damit sie später wieder in Frieden zusammenleben konnten. Sie war nicht nur eine Mutter, sie war eine Frau mit Verstand und einem starken Willen.
    Und dieser Wille musste ganz auf Sanborne ausgerichtet werden.
     
    Royd saß am anderen Ende des Zimmers in einem Sessel, ein Bein über der Armlehne, den Kopf zurückgelegt.
    Tiger, Tiger, Feuerpracht.
    »Aufgewacht?« Royd setzte sich auf und lächelte. »Sie waren fast im Koma. Möchte wissen, wie lange Sie schon unter Schlafmangel leiden.«
    Sie schüttelte den Kopf, um wach zu werden, und zog sich die Decke bis unters Kinn. »Seit wann sitzen Sie schon da?«
    Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. »Seit drei Stunden. Ich hab zwei Stunden gebraucht, um eine passende Garderobe und eine Reisetasche für Sie zu besorgen.«
    Fünf Stunden. »Sie hätten mich wecken sollen.« Sie schwang die Beine aus dem Bett. »Oder selbst ein bisschen schlafen.«
    »Schlafen kann ich später noch. Allerdings scheint es allmählich zur Gewohnheit zu werden, dass ich derjenige bin, der Sie weckt. Aber diesmal hat es mir Vergnügen bereitet.«
    »Was reden Sie für einen –« Sie brach ab, als sich ihre Blicke begegneten. Sinnliche Augen. So sinnlich wie die Art, wie er sich im Sessel räkelte – träge wie eine Katze. Sie wandte sich ab. »Suchen Sie sich gefälligst etwas anderes zu Ihrem Vergnügen«, sagte sie. »Ich mag es nicht, wenn man in meine Privatsphäre eindringt, Royd.«
    »Ich dringe nirgendwo ein. Ich habe mich, seit ich gekommen bin, nicht aus diesem Sessel gerührt. Und ich habe Ihnen lediglich beim Schlafen zugesehen.« Er lächelte. »Tut mir leid. Ich habe mich wohl zu lange im Dschungel herumgetrieben.« Er stand auf. »Ich gehe in mein Zimmer und stelle das chinesische Essen in die Mikrowelle. Ihre Kleider finden Sie in den beiden Plastiktüten dahinten. Ich hoffe, es passt alles. Ich habe mich bemüht, etwas Modisches auszusuchen.« An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Aber Sie werden nie etwas finden, das Ihnen besser steht als dieses Laken.«
    Sie starrte auf die Tür, die er hinter sich zugezogen hatte. Herrgott, ihre Wangen waren ganz heiß, und ihre Brüste fühlten sich plötzlich voll und empfindlich an. Sie fühlte sich – Darüber wollte sie lieber gar nicht erst nachdenken. Und auch nicht über den Mann, der diese Gefühle in ihr wachgerufen hatte. Das Ganze war einfach völlig absurd. Sie hatte sich immer von intelligenten, kultivierten Männern wie Dave angezogen gefühlt. Royd mochte vielleicht intelligent sein, aber an ihm war nichts Kultiviertes. Er lebte nach seinen eigenen Regeln, alles andere interessierte ihn nicht.
    Es war in Ordnung, solche Gefühle zu haben. Diese spontane Reaktion war rein biologisch und normal, vor allem wenn man bedachte, dass sie seit der Trennung von Dave keinen Sex mehr gehabt hatte. Unter den gegebenen Umständen hätte sie wahrscheinlich auf jeden x-beliebigen Mann so reagiert.
    Oder vielleicht doch nicht. Royd hatte etwas Animalisches, das –
    Nicht darüber nachdenken. Es würde nicht wieder vorkommen. Sie stand auf und nahm sich die Plastiktüten vor. Sie würde sich anziehen, die restlichen Kleider in die Reisetasche packen, in Royds Zimmer gehen und mit ihm zu Mittag essen. Danach konnte sie vielleicht schon mit Jock und Michael telefonieren.
     
    »Ich habe gerade die Abendnachrichten gesehen«, sagte Boch, als Sanborne das Gespräch entgegennahm. »Die Polizei weiß immer noch nicht, ob die beiden in dem

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