Tödliche Unschuld
irgendwelche Infusionen, nähen sie zusammen, und dann kann sie wahrscheinlich hier raus.«
Sie sah, dass er auf ihre Hände starrte. Sie hatte sich bisher noch nicht die Zeit genommen, sie zu waschen, weshalb sie sie jetzt fluchend in ihre Hosentaschen schob.
»Welcher Behandlungsraum?«
»B. Um die Ecke und dann links.«
Er humpelte im Eiltempo davon, und sie fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht.
»Ich halte es hier drin nicht länger aus«, murmelte sie und stürzte an Roarke vorbei auf den Klinikflur.
»Ist es ernster, als du McNab verraten hast?«, fragte Roarke, während er ihr gelassen folgte.
»Ich glaube nicht. Der Sanitäter hat einen guten Eindruck auf mich gemacht. Er meinte, zwar wäre es zu ernst, um sie nicht mitzunehmen, aber es wäre nicht gravierend.
Sie hat jede Menge Blut verloren.«
Jetzt starrte sie selbst auf ihre Hände.
»Du hast offenbar ebenfalls was abgekriegt.« Er strich mit seinen Fingern über ihren Kiefer, wo sie von Gellers Nägeln getroffen worden war.
»Das ist harmlos. Gottverdammt, das ist nun wahrlich nicht der Rede wert.« Hastig wandte sie sich ab und trat gegen den Reifen eines Krankenwagens, der in der Einfahrt stand. »Ich habe sie mit dorthin genommen.«
»Ist sie weniger ein Cop als du?«
»Darum geht es nicht. Himmel, darum geht es nicht.« Sie wirbelte zu ihm herum. »Ich habe sie und sechs andere Beamte mit dorthin genommen. Ich habe den Einsatz beschlossen und geleitet. Ich bin der Schere ausgewichen, als Geller sie nach mir geworfen hat.«
Da ihr Tränen in die Augen stiegen und ihre Stimme brach, nahm er sie bei den Schultern und blickte sie durchdringend an. »Und Peabody hat sich nicht schnell genug bewegt.
War das etwa deine Schuld?«
»Es geht hier nicht um Schuld, sondern um Vernunft. Ich habe sie und all die anderen mit dorthin genommen, um eine Frau ins Krankenhaus zu bringen, die wahrscheinlich sowieso nicht überleben wird. Ich habe diese Menschen angewiesen, ihre Leben zu riskieren, damit sie eventuell gerettet werden kann. Eine Frau, die kleine Mädchen an irgendwelche perversen Lüstlinge verkauft. Junge, das nenne ich Ironie des Schicksals.
Peabodys Blut klebt an meinen Händen wegen einer Frau, die Kinder für Sexspiele verkauft.«
Sie griff nach seinem Hemd und ballte ihre Fäuste. »Warum? Verdammt noch mal, warum?«
»Lieutenant.«
Als sie Ians Stimme hörte, zuckte sie zusammen und fuhr dann zu ihm herum.
Niemals vorher hatte er sie weinen sehen. Hatte nicht einmal gewusst, dass sie dazu in der Lage war. »Sie ist wieder bei Bewusstsein. Sie hatten Recht. Sie wollen sie noch eine Stunde hier behalten, weil sie noch etwas benommen ist, aber dann darf sie nach Hause.
Sie hat nach Ihnen gefragt.«
»Ich werde sofort zu ihr gehen.«
»Dallas.« McNab trat ihr in den Weg und packte sie am Arm. »Wenn Sie sie fragen würden, was der Grund von all dem ist, würde sie Ihnen garantiert dasselbe sagen wie jetzt ich. Wenn etwas getan werden muss, sind wir diejenigen, von denen man erwartet, dass sie es tun. Auch wenn ich bei dem Einsatz nicht dabei gewesen bin, bin ich überzeugt, dass Sie als Erste durch die Tür gegangen sind. Sie wissen also ganz genau, warum Sie diese Dinge tun.«
»Vielleicht hatte ich es nötig, dass jemand mich daran erinnert.«
Als sie zurück ins Krankenhaus ging, schaute Roarke ihr hinterher. »Sie sind ein guter Mensch, Ian.« Er legte McNab eine Hand auf die Schulter und wandte sich ebenfalls zum Gehen. »Und jetzt lassen Sie uns ein paar Blumen für Peabody kaufen.«
»Normalerweise klaue ich Grünzeug irgendwo.«
»Dann machen wir heute mal eine Ausnahme, okay?«
21
W hitney nahm Eves mündlichen Bericht in seinem Büro entgegen. Sie stand in Hemdsärmeln vor seinem Schreibtisch und hatte auf der Bluse noch einen kleinen Fleck getrocknetes Blut.
»Wurde Peabody inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen?«
»Sie waren dabei, ihre Entlassung vorzubereiten, als ich gefahren bin. Trotzdem wird sie ein paar Tage krankgeschrieben werden.«
»Sorgen Sie dafür, dass sie alles hat, was sie zur vollständigen Genesung braucht. Dwier und Price sitzen in U-Haft und werden dort unter Verschluss gehalten, bis der Einsatz abgeschlossen ist. Das Haus in Albany wird überwacht. Wenn Sie hier fertig sind, nehmen die Kollegen dort Dukes fest. Sie sind doch ebenfalls der Meinung, dass wir mit der Verhaftung warten sollten, bis die Versammlung heute Abend von Ihnen gestürmt worden ist?«
»Ja, Sir. Dwier
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