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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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weinten, andere waren starr vor Zorn. Wieder andere knieten und falteten die Hände wie Märtyrer, ehe man sie wilden Löwen zum Fraß vorwarf.
    »Mit dem Gesicht nach unten auf den Boden und die Hände schön brav hinter die Köpfe.«
    Als sie Richter Lincoln in seine Jacke greifen sah, wirbelte sie herum. »Tun Sie es«, forderte sie leise. »Geben Sie mir einen Grund.«
    Er zog die Hand zurück und sah sie ausdruckslos an. Sein Gesicht wirkte wie fein gemeißelter, kalter, dunkler Stein. Sie hatte bereits in seinem Gerichtssaal Zeugenaussagen gemacht. Hatte auf die Gerechtigkeit seiner Entscheidungen vertraut.
    Sie entwendete ihm die Waffe und tastete ihn ab.
    »Wir sind die Lösung«, meinte er. »Wir sind mutig genug, etwas zu unternehmen, während andere tatenlos herumsitzen und nur darauf warten, dass etwas geschieht.«
    »Ich wette, Hitler hat etwas Ähnliches gesagt. Auf den Boden.« Sie drückte ihn unsanft auf die Knie. »Aufs Gesicht, Hände hinter den Kopf.«
    Sie legte ihm persönlich Fesseln an. »Das ist für Colleen Halloway«, sagte sie leise dicht an seinem Ohr. »Sie weiß mehr über Mut und Tapferkeit, als Sie jemals wissen werden.
    Sie sind eine gottverdammte Schande.«
    Damit stand sie wieder auf. »Baxter, klären Sie diesen Haufen Helden über ihre Rechte auf.«
    Es war bereits halb drei, als sie endlich nach Hause kam. Statt bloßer Müdigkeit jedoch empfand sie eine derartige geistige und körperliche Erschöpfung, dass sie sich nur noch mit größter Mühe auf den Beinen hielt.
    Sie verspürte nichts von der gewohnten Euphorie des Siegers, von der belebenden Gewissheit, dass ein Fall erfolgreich abgeschlossen worden war. Als sie die Haustür hinter sich ins Schloss schob, hatte sie noch nicht einmal genügend Energie, um Summerset, der auf sie lauerte, mit einer unflätigen Bemerkung zu erfreuen.
    »Werden Ihre Gäste trotz der vorgerückten Stunde nach ihrer Rückkehr noch eine Erfrischung oder etwas anderes wünschen?«
    »Nein. Sie haben eigene Wohnungen und fahren heute Nacht dorthin zurück.«
    »Waren Sie erfolgreich?«
    »Sie haben acht Menschen ermordet, bevor ich ihnen das Handwerk legen konnte. Ich schätze, ob ich erfolgreich war, hängt deshalb von der Definition des Wortes ab.«
    »Lieutenant.«
    Sie war viel zu fertig, um irritiert zu sein. Auf der zweiten Stufe blieb sie stehen und drehte sich um.
    »Was wollen Sie denn noch?«
    »Während der Innerstädtischen Revolten gab es eine ganze Reihe von Zivilpersonen gegründeter Organisationen. Ein paar von diesen Menschen haben ihre Leben aufs Spiel gesetzt, um ihre Nachbarschaft zu schützen oder um zerstörte Häuser wieder aufzubauen.
    Es gab jede Menge echter Heldentaten. Aber es gab auch andere, ebenfalls organisierte Gruppen, denen einzig an Zerstörung, Bestrafung oder einer Fortführung des Kriegs gelegen war. Einige von diesen Gruppen haben eigene Gerichte gebildet und Verhandlungen geführt. Seltsamerweise endeten all diese Prozesse ausnahmslos mit Schuldspruch und Exekution.
    Alle diese Gruppen«, fuhr er mit ruhiger Stimme fort, »hatten mit ihren Vorhaben beachtlichen Erfolg. Es ist halt so, dass die Geschichte der Menschheit von der einen Art Gruppierung erhellt und von der anderen besudelt worden ist.«
    »Ich habe kein Interesse daran, Geschichte zu machen.«
    »Das ist bedauerlich«, erklärte er, als sie sich wieder abwandte. »Denn genau das haben Sie heute Nacht getan.«
    Als Erstes ging sie ins Labor und fand dort Jamie. Er hatte seine Arbeit für den Abend offenbar beendet und jetzt ein Bild des Yankee-Stadions auf seinem Monitor. Er spielte gegen Baltimore, das am Ende der sechsten Runde mit zwei Läufen in Führung lag.
    »Scheiße, bist du blind?« Er schlug auf den Computer, als der Schiri einen Schlag erklärte. »Das Ding ging doch meterweit daneben, Arschloch.«
    »Es ging haarscharf in die Ecke«, widersprach ihm Eve. »Hat die Schlagzone also gerade noch erwischt. Ein wirklich guter Schlag.«
    »So ein Quatsch.« Er drückte auf den Pausenknopf und fuhr zu ihr herum. »Wollen Sie mal Ihr Glück versuchen? Macht mehr Spaß, wenn man gegen einen Menschen als gegen den Computer spielt.«
    »Du kannst gerne ein andermal gegen mich verlieren. Jetzt geht’s nämlich ins Bett.«
    »He, he, warten Sie!« Er rappelte sich hoch. »Wollen Sie mir nicht erzählen, wie’s gelaufen ist?«
    »Es ist gelaufen.«
    »Das wusste ich bereits. Feeney hat uns angerufen und es uns erzählt. Aber er hat keine

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