Tödliche Unschuld
matt den Kopf. »Das klingt wie aus einem Science-Fiction-Thriller, Dallas. Wenn man zu lange auf einen Computerbildschirm starrt, fängt man sich keinen Virus, sondern höchstens müde Augen ein.«
»Du hast Halloway auf Cogburns Computer angesetzt, und nach ein paar Stunden hat er dieselben Symptome wie Cogburn gezeigt. Science-Fiction oder nicht, Feeney, bin ich der festen Überzeugung, dass es an der Kiste liegen muss. Deshalb geht sie in Quarantäne, solange wir nicht wissen, wie sie die Leute infiziert.«
»Er war ein guter Junge. Manchmal hat er Mist gebaut, aber er war ein guter Junge und ein anständiger Polizist. Ich habe ihm heute Morgen einen Tritt verpasst, aber das hat er gebraucht. Dann habe ich heute Nachmittag gesehen, wie er sich mit McNab gestritten hat und …«
Er rieb sich die Schläfen. »O Gott.«
»McNab wird im Krankenhaus versorgt. Er wird wieder auf die Beine kommen. Er ist zäher, als er aussieht. Das muss er ja wohl sein, oder etwa nicht?« Sie zwang sich zu einem Lächeln, als sie das sagte, und versuchte nicht darauf zu achten, dass sich ihr Magen furchtsam zusammenzog.
»Vier von meinen Jungs sind verletzt, einer sogar tot. Ich muss dringend wissen, wie das passieren konnte.«
»Ja, das müssen wir wirklich dringend wissen.«
Sie spähte zu Halloways Schreibtisch, auf dem der alte, klapprige Computer stand.
Vollkommene Reinheit, dachte sie.
Dann kehrte sie zurück in das Büro von Feeney, wo Halloways Leichnam in einer schwarzen Tüte auf dem Boden lag. Das Blut, das aus seiner Nase und seinen Ohren geschossen war, nahm sich auf der trostlos beigefarbenen Wand wie das Gemälde eines Irren aus.
Sie wandte sich an den Sanitäter, der ihr die Tüte mit den Medikamenten gegeben hatte.
»Was halten Sie von dieser Sache?«
Genau wie sie fixierte er den Leichensack. »Irgendwas hat bei ihm ausgesetzt. Ich will verdammt sein, wenn ich es erklären kann. So etwas habe ich noch nie erlebt, zumindest nicht, ohne dass jemand vorher einen schweren Hirnschaden erlitten hat. Am besten sieht der Pathologe ihn sich mal genauer an. Vielleicht hatte er einen Hirntumor, vielleicht eine Embolie oder einen schweren Schlaganfall. Obwohl er dafür noch verdammt jung gewesen ist. War doch bestimmt noch keine dreißig.«
»Achtundzwanzig.« Er hatte eine Verlobte gehabt, die auf dem Rückweg von einer Geschäftsreise nach East Washington war. Und seine Eltern und sein Bruder kämen mit dem nächsten Flug aus Baltimore.
Wie sie Feeney kannte, würde Detective Kevin Halloway wie jedem Polizisten, der in Ausübung des Dienstes starb, ein Ehrenbegräbnis zuteil.
Denn genau das war passiert, dachte sie, als der Tote aus dem Raum getragen wurde.
Er hatte seinen Job gemacht und war deshalb gestorben.
Sie hatte keine Ahnung, wie oder weshalb es dazu gekommen war. Alles, was sie wusste, war, dass ein junger elektronischer Ermittler heute in Ausübung des Dienstes umgekommen war.
»Lieutenant.« Commander Whitney trat ins Zimmer.
»Sir.«
»Ich brauche so schnell wie möglich Ihren Bericht.«
»Selbstverständlich.«
»Das, was hier passiert ist …« Er starrte auf die blutbespritzte Wand. »Haben Sie dafür irgendeine Erklärung?«
»Bisher habe ich mehr Fragen als Antworten. Morris muss Halloway umgehend untersuchen. Ich glaube, er wird einen ähnlichen neurologischen Schaden wie bei Cogburn bei ihm finden. Einige der Antworten auf unsere Fragen finden sich in Cogburns Computer, aber den können wir nicht untersuchen, solange wir keinen Schild entwickelt haben, der den Benutzer schützt. Alles, was ich bisher sicher sagen kann, ist, dass Detective Halloway für das, was hier passiert ist, nicht verantwortlich gewesen ist.«
»Ich muss Chief Tibble und den Bürgermeister informieren, bevor jemand mit der Presse spricht. Das tun am besten Sie«, fügte er hinzu. »Vorläufig werden wir nur verlauten lassen, dass Detective Halloway an einer bisher nicht benannten Krankheit litt, infolge derer er massive Wesensveränderungen zeigte und an der er letztendlich gestorben ist.«
»Was wahrscheinlich sogar stimmt.«
»Mehr brauchen die Journalisten erst mal nicht zu erfahren. Aber ich will die genauen Ursachen wissen. Geben Sie dieser Sache Priorität. Sämtliche anderen Ermittlungen, die Sie zurzeit leiten, werden von Ihren Kollegen übernommen. Finden Sie die Antworten auf unsere Fragen.«
Er wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. »Detective McNab ist inzwischen wieder bei
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