Tödliche Unschuld
Angesicht.«
So, wie sie es machte, dachte er. Und so wie er es selber tat.
»Statt öffentlich für sein Anliegen zu werben wie ein Gebrauchtwagenverkäufer für irgendeinen Sportwagen, den er verhökern will. Iss ein paar Bissen von dem Sandwich, ja?«
»Ich habe das Gefühl, wir sind einander in dieser Sache näher, als ich bisher dachte.«
Ein wenig beruhigt griff sie nach dem Brot und biss vorsichtig hinein. »Himmel, was ist denn da alles drauf?«
»Ich nehme an, etwas von allem. Der Junge schaufelt in sich rein, als würde das Essen bald verboten und er müsste vorher noch so viel wie möglich erwischen.«
Sie biss zum zweiten Mal hinein. »Ziemlich lecker. Ich glaube, ich schmecke Corned Beef. Und eventuell Schokolade.«
»Würde mich nicht im Geringsten überraschen. Also, kommen wir beide jetzt wieder miteinander klar?«
»Ja. So weit das möglich ist.«
»Bevor wir einen Schlussstrich unter dieses Thema ziehen, werde ich dir noch einen Grund nennen, aus dem ich heute Nachmittag an die Kiste gegangen bin.«
»Weil du gerne angibst?«
»Natürlich, aber das wollte ich nicht sagen. Ich habe es getan, weil ich bei allem, was ich denke oder empfinde, immer an dich glaube. So, und jetzt spülst du das Sandwich am besten mit ein paar Schlucken Kaffee runter, und dann zeigen wir dir, was wir haben.«
Sie war keine Computerfachfrau, aber den grundlegenden Erklärungen der Männer konnte sie folgen. Als sie jedoch auf den Ausdruck mit den Daten starrte, die Roarke dem inzwischen geschmolzenen Cogburn’schen Gerät hatte entlocken können, waren das für sie lediglich Hieroglyphen.
»Das Programm ist echt obercool«, erklärte Jamie ihr, während er den Ablauf des Dekodierprogramms, das er entwickelt hatte, überwachte. »Wirklich obermegacool. Wer auch immer es entwickelt hat, ist eindeutig ein Genie. Ein normaler Hobby-Hacker hätte das niemals geschafft. Dafür muss man ausgesprochen super sein.«
»Auch wenn du Recht hast, wage ich zu bezweifeln, dass das das Werk eines normalen Programmierers war. Alles, was wir bisher sicher wissen, ist, dass man hervorragende Kenntnisse im Programmieren und dazu auf dem Gebiet der Neurologie besitzen muss.«
»Sie arbeiten bestimmt als Team«, stimmte Feeney zu. »Und sie brauchen ein erstklassiges Labor, eine tolle Ausrüstung, einen Isolationsraum und für all das jede Menge Geld.«
»Wie viel habt ihr bisher über die Funktionsweise dieses Programms herausgefunden?«
»Es dringt über Augen und Ohren in den Anwender ein«, erklärte Jamie, wandte sich einem anderen Computer zu und drückte ein paar Knöpfe. »Licht und Geräusche.«
»Licht und Geräusche.«
»In einem ganz bestimmten Spektrum und auf einer ganz bestimmten Frequenz. Man schaltet den Computer ein, lädt zum Beispiel World Dominiation, weil man sich ein bisschen die Zeit mit einem netten Spiel vertreiben will, und wird plötzlich mit Licht und mit Geräuschen bombardiert, die die Augen und die Ohren gar nicht registrieren. Sie kennen doch sicher diese Hundepfeifen, die Menschen nicht hören können?«
»Ja, kapiert.«
»Okay, soweit ich das sagen kann, läuft es ähnlich mit diesem Virus. Bisher haben wir weder das Spektralmuster noch die Frequenzen rausgefunden, aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Das Schöne an der Sache ist, dass sich dieser Virus zwar in den Computer einschleicht, ihn aber nicht befällt und auch keins der Programme, die schon drauf sind oder die noch aufgezogen werden, davon in Mitleidenschaft gezogen wird. Er hält sich irgendwo versteckt.«
»Bis er zuschlägt und den Benutzer umbringt«, vollendete Eve.
»Ja, genau«, pflichtete ihr Jamie bei. »Wir müssen noch herausfinden, wie lange es dauert. Vermutlich muss man aber mindestens ein, zwei Stunden vor der Kiste hocken, bis der Virus auf die grauen Zellen überspringt.«
»Das ist noch nicht sicher«, erinnerte ihn Feeney.
»Der erste Schutzschild hat versagt«, fügte McNab hinzu. »Aber er hat lange genug gehalten, um genügend Daten von dem Ding runterzuladen, damit wir einen neuen Schild entwickeln können, der vielleicht besser hält.«
»Wie lange wird das dauern?«
»Bis wir einen Probefilter haben, zwei, drei Stunden.« McNab zuckte mit seiner gesunden Schulter. »Wenn wir warten müssen, bis der Code geknackt ist, womöglich länger.«
»Mann, das Ding ist so was von gut geschützt.« Jamie griff nach seiner Dose Pepsi und schlürfte sie genüsslich leer. »Wenn man einen Schutzwall
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