Toedliche Verfolgung
Rutenhalter und lehnte sich auf der Bank des Ruderbootes vor. »Sie hat dir nicht gesagt, dass sie gehen würde?«
»Nein.« Sie hatte ihm nur einen Zettel hinterlassen, auf dem sie ihm für die schöne Zeit dankte und erklärte, dass sie nun gehen müsse. Sonst nichts. Er konnte es einfach nicht begreifen. Sie waren so glücklich zusammen gewesen, jede Minute neu und aufregend. Nur selten hatten sie es geschafft, länger als ein paar Minuten die Finger voneinander zu lassen. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so geliebt gefühlt – bis sie nach zwei Wochen einfach verschwunden war.
Ein Finger schnippte vor seiner Nase und riss ihn aus seinen Grübeleien. »Hörst du mir überhaupt zu?«
»Gerade nicht.«
»Dann tu das gefälligst, wenn ich mich schon mit deinem Liebesleben auseinandersetzen muss. Also, habt ihr darüber gesprochen, wie es weitergehen soll?«
»Nicht richtig, ein paarmal waren wir nahe davor, aber es kam immer etwas dazwischen.« Nackte Körper, gierige Hände, entflammte Leidenschaft. Jack räusperte sich. »Ich dachte, wir hätten noch viel Zeit dafür.«
»Aber du wusstest doch, dass sie nach – woher kommt sie noch mal? – zurückkehren würde.«
»Amarillo. Im Grunde wusste ich es schon, aber ich habe es verdrängt. Ich wollte nicht, dass sie mich verlässt.«
»Hast du ihr das gesagt?«
Jack blitzte Hawk warnend an. »Sicher, dass du in Liebesdingen so viel Ahnung hast?«
»Ich bin halt vielseitig.« Er seufzte übertrieben. »Also hast du es ihr nicht gesagt. Und du wusstest, dass sie zu ihrem Job zurückkehren würde. Was tut sie eigentlich?«
Jacks Gesicht färbte sich rot. »Irgendwie …«
»… bist du nie dazu gekommen, sie zu fragen. Ihr wart wohl sehr beschäftigt, was?« Er hielt eine Hand hoch. »Nein, ich möchte es gar nicht wissen.«
»Schön, dass du die Situation lustig findest, es geht hier um mein Leben.«
Hawk wurde völlig ernst. »Ich weiß, und deshalb will ich dir auch helfen. Okay?« Jack nickte stumm. »Glaubst du, eure Beziehung ist Lissa genauso wichtig wie dir?«
»Bis vor einer Woche war ich mir sicher.«
»Gut, wenn nichts geschehen ist, was sie verscheucht haben könnte, dann kann ihre eilige Abreise nur einen Grund haben.«
»Und der wäre?«
»Sie hat auf etwas gewartet, aber es ist nichts geschehen.«
»Das heißt?«
»Du hast einen Fisch an der Angel.«
»Wie bitte?«
Hawk nahm ihm die Angel aus der Hand und holte selbst die Leine ein, die sich unter dem Gewicht des Fisches stramm spannte. Eilig kurbelte Hawk gegen die Fluchtversuche des Tieres an, dann durchbrach der Barsch die Wasseroberfläche. »Ein Prachtstück.«
»Hey, das ist meiner!«
»Falsch, du schuldest mir noch etwas, laut Abmachung bekomme ich den ersten Fisch.«
Jack schwieg. Es war sowieso ein Wunder, dass Hawk noch mit ihm sprach, nachdem er ihn praktisch beschuldigt hatte, ein Verräter zu sein. Glücklicherweise hatte der Agent es ihm nicht übel genommen und war jetzt sogar so etwas wie ein Freund. Er beobachtete, wie Hawk den Fisch vorsichtig vom Haken löste, ihn begutachtete und dann wieder in die Fluten entließ. »Das war unser Mittagessen.«
»Du wirst drüber hinwegkommen. Wo war ich stehen geblieben?«
»Sie hat auf etwas gewartet …«
»Ach ja. Vielleicht hat sie gehofft, du würdest ihr sagen, dass sie bleiben soll. Oder was auch immer. Woher soll ich das wissen, schließlich warst du mit ihr zusammen, nicht ich.« Hawk spießte umständlich einen neuen Wurm auf den Haken und warf die Leine aus. Erst dann sprach er weiter. »Wenn es dir ernst ist, solltest du zu ihr fahren und ihr klarmachen, dass du sie nicht gehen lassen willst.«
»Leicht gesagt, ich weiß ja nicht mal, wo sie ist!«
Hawk betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ich dachte, du warst beim Militärgeheimdienst?«
»Ja, aber …«
»Dann wird es doch wohl nicht so schwer sein, ihre Adresse zu besorgen. Oder ruf Gladstone an. Oder noch einfacher: die Telefonauskunft.«
»Das habe ich schon versucht, sie ist nicht gelistet. Aber Gladstone könnte ich fragen …«
»Tu das.«
»Der eigentliche Grund, warum ich noch nicht ernsthaft nach ihr gesucht habe, ist, dass ich nicht weiß, ob sie mich überhaupt noch sehen will. Wenn sie es wollte, hätte sie mir doch irgendetwas gesagt und wäre nicht einfach so verschwunden.«
»Das wirst du nur herausfinden, wenn du zu ihr fährst und sie fragst. Natürlich könnte sie dich abweisen, aber was ist, wenn sie nur darauf
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