Toedliche Verfolgung
Energiereserven waren wieder aufgefüllt. Vor allem war er von seinem Hormonhoch heruntergekommen und in der Lage, vernünftig zu denken. So gerne er auch von Lissa ›kosten‹ würde, er musste Prioritäten setzen. Und die lagen derzeit eindeutig bei seinem Truck.
»Würdest du mir dein Handy leihen?«
Bedächtig stellte Lissa ihr Glas zurück auf den Tisch. »Um damit den Truck zu finden?«
»Ja.«
»Nein.«
Enttäuscht ließ Jack den angehaltenen Atem entweichen. Er hatte geahnt, dass sie es ihm nicht so einfach machen würde. »Warum nicht?«
Lissa lehnte sich vor, die Arme auf die Tischplatte gestützt, ihr eindringlicher Blick ruhte direkt auf ihm. »Weil es dir nicht helfen würde. Du wüsstest dann vielleicht, wo dein Truck sich gerade befindet, aber du würdest nie schnell genug dorthin kommen. Oder glaubst du, jemand anders würde sofort seine Route ändern und dich dorthin fahren? Und wenn der Lastwagen dann längst wieder woanders ist, ihm hinterherjagen? Deine beste Chance ist es, bei mir zu bleiben und auf den nächsten Anruf zu warten.« Ihre Augen glitten durch den Raum, bevor sie wieder auf seine trafen. »Aber es ist deine Entscheidung, ich werde dich nicht aufhalten.«
Jack blieb stumm, während er im Kopf seine Möglichkeiten durchging. So sehr es ihm auch missfiel, sie hatte recht. Trotzdem würde es ihm schwerfallen, die ganze Nacht hier im Restaurant zu verbringen, Kaffee zu trinken und abzuwarten, bis etwas geschah. Und was wäre, wenn sich niemand mehr meldete, der den Truck gesehen hatte? Vermutlich hätte er schon längst zur Polizei gehen sollen, sicher hätten sie den Dieb bereits gefasst. Langsam richtete er sich auf. Wenn sich bis morgen früh keine Spur fand, würde er endlich die Polizei anrufen. Abrupt stand er auf und entschuldigte sich, bevor er zur Herrentoilette ging. Wenigstens für ein paar Minuten musste er aus Lissas Nähe entkommen, um klar denken zu können.
Kurze Zeit später kehrte er zum Tisch zurück. Sofort fiel sein Blick auf Lissa, die ihm mit einem leichten Lächeln entgegensah. Wortlos ließ er sich auf seiner Seite des Tisches nieder und trank einen großen Schluck Bier.
»Ärger?«
»Anderen, als dass mein Truck verschwunden ist und ich die Ladung deshalb nicht pünktlich abliefern kann? Nein.« Seine Stimme klang unwirsch, aber er entschuldigte sich nicht dafür. Vielleicht war es besser, wenn Lissa erkannte, was für ein unhöflicher, ungehobelter Kerl er war. Wenn sie sich von ihm fernhielt, würde es ihm vielleicht leichter fallen, dem Drang zu widerstehen, ihr näherzukommen.
Viel
näher.
Lissas Wangen färbten sich rötlich. »Das war eine blöde Frage, tut mir leid.«
»Kein Problem.«
»Wohin wolltest du die Lieferung bringen?«
»Einen Teil nach Nogales und den Rest nach Los Angeles.«
»Dann haben wir ja noch eine ganz schöne Strecke vor uns.«
Jack setzte sein Glas ab und lehnte sich vor. »Hör mal, ich erwarte nicht …«
»Das weiß ich. Aber da ich gerade nichts Besseres zu tun habe, werde ich selbst entscheiden, wie lange unsere Freundschaft dauert.«
Jacks Mundwinkel zuckte nach oben. »Wie du willst.«
»Genauso ist es.« Lissa streckte die Arme aus und gähnte. »Ich glaube, ich brauche jetzt ein Bett.«
Jack schluckte schwer, während sein Blick gierig über ihren Körper glitt. Es war keine gute Idee, sich jetzt bildlich vorzustellen wie sie … Abrupt richtete er sich auf. Er musste noch die ganze Nacht auf dieser unbequemen Bank durchstehen, besser, er fing gar nicht erst mit sexuellen Gelüsten an, die dann doch unbefriedigt bleiben mussten. »Du sagst mir Bescheid, wenn sich jemand wegen des Trucks meldet?«
»Natürlich, sofort.« Langsam erhob Lissa sich und legte den fälligen Betrag sowie ein stattliches Trinkgeld auf die Rechnung. Ihren Rucksack über die Schulter geschlungen wandte sie sich um.
Sehnsüchtig blickte Jack ihr nach. »Danke. Gute Nacht.«
Erstaunt blickte sie bereits auf halbem Weg zur Tür zu ihm zurück. »Wie, ›gute Nacht‹? Wo willst du denn hin?«
»Nirgends, aber du hast doch gesagt, du willst ins Bett. Wir sehen uns dann morgen früh hier.«
Lissa kam zu ihm zurück und blieb dicht vor ihm stehen. Als sie sich zu ihm herunterbeugte, berührte eine Haarsträhne sein Gesicht. Der Geruch von Sonne und Shampoo streifte seine Nase und ließ ihn wünschen, er könnte darin eintauchen. Hastig riss er die Augen wieder auf.
Prioritäten!
»Du willst hier im Restaurant bleiben? Die ganze
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