Toedliche Verfolgung
aufgebauschte Frisur, die direkt aus den Siebzigern zu stammen schien. Der Blick, mit dem sie Jack maß, war ausgesprochen argwöhnisch.
»Keine Angst, er beißt nicht.«
Jack funkelte Lissa warnend an. Anscheinend hatte das Getränk sie bereits belebt. »Ein Bier, alkoholfrei.«
Die Frau schrieb die Bestellung auf ihren dünnen Spiralblock und kehrte eilig zur Theke zurück. Wahrscheinlich hatte sein knurriger Tonfall sie endgültig davon überzeugt, dass er besser mit einigem Abstand zu genießen war. Aber solange sie sein Essen brachte, war ihm das ziemlich egal. Seine Finger trommelten auf den zerkratzten Holztisch, während er Lissa unauffällig betrachtete. »Woher willst du das wissen?«
»Wie bitte?«
»Dass ich nicht beiße.«
Lissas Lächeln schoss ihm direkt in den Unterleib. »Tust du es denn?«
Jack ließ einen Bierdeckel zwischen seinen Fingerspitzen kreiseln. Ein Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus. Er schaute tief in Lissas Augen und versuchte zu ergründen, ob sie das Knistern zwischen ihnen auch spürte. »Gelegentlich … ja.«
Lissa ließ geräuschvoll die Luft entweichen und fing dann an zu lachen. »Du gefällst mir, Jack.«
Langsam beugte er sich vor und brachte sein Gesicht dicht an ihres. Deutlich konnte er dunklere Punkte in ihrer violetten Iris erkennen. Unzählige Sommersprossen bedeckten ihre erhitzt wirkende, helle Haut. Sie war eindeutig an ihm interessiert. Der Gedanke ließ sein Herz schneller schlagen. »Darf ich dich beißen?«, entfuhr es ihm, ehe er sich bremsen konnte.
Hitze durchströmte Lissas Körper.
Wow, dieser Mann war wirklich gefährlich!
Sie hatte es schon die ganze Zeit geahnt, aber wenn sie ihn jetzt so ansah, mit den zerzausten Haaren, den funkelnden Augen und der rauen Stimme, erinnerte er sie an einen schwarzen Panther. Ruhig und geduldig wartete er darauf, dass sie einen Fehler machte, um dann zuzubeißen. Wenn sie nicht aufpasste, könnte er ihr wirklich zum Verhängnis werden. Sie betrachtete seinen Mund: Schmal, die Unterlippe etwas voller als die Oberlippe. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er seinen Mund hart und fordernd auf ihre Lippen senkte.
Ihre Wangen glühten, und es gelang ihr nicht, die Augen abzuwenden. »Später vielleicht.« Hastig schlug Lissa die Hand vor den Mund. Das hatte sie nicht sagen wollen, aber nun war es zu spät.
Jacks Augen verengten sich, sein Blick wanderte zu ihrem Mund. Seine Finger hatten jede Bewegung eingestellt, er sah aus, als wäre er jederzeit zum Sprung bereit. Er beugte sich weiter über den Tisch, kam ihr immer näher. Sein Atem streifte ihren Mund.
»Ihre Bestellung: zweimal Cheeseburger extra large, Pommes und ein Bier. Sonst noch was?« Die quäkende Stimme der Bedienung schnitt wie ein Messer durch die erotische Spannung.
Erleichtert und gleichzeitig ein wenig enttäuscht lehnte Lissa sich zurück und bemühte sich, ihre Fassung wiederzugewinnen. Was hatte dieser Mann nur an sich, dass sich jedes Mal ihr Verstand abschaltete, wenn sie den Mund aufmachte? Dass sie Dinge sagte, die sie sich sonst nicht trauen würde. Vielleicht war sie ja krank. Mit der Hand kontrollierte sie die Temperatur an ihrer Stirn. Zwar war sie warm, aber nicht fiebrig. Außer man würde diese heimtückische Lust als Krankheit bezeichnen, die sie immer häufiger durchströmte, wenn sie Jack nur ansah. Doch sie sollte lieber daran denken, dass dieser Mann jeden Moment für immer aus ihrem Leben verschwinden könnte. Das musste sie sich unbedingt vor Augen halten, bevor sie eine Dummheit beging und womöglich Gefühle in ihn investierte oder sich ihm gar an den Hals warf.
Lissa bedankte sich bei der Bedienung, die umständlich die Teller und Gläser auf dem Tisch arrangiert hatte, und blickte auf ihr Essen hinunter. Man musste schon ziemlich hungrig sein, um dieses zermatschte Etwas appetitlich zu finden. Aber nach einem ganzen Tag auf dem Motorrad, mit nur einigen kleineren Snacks zwischendurch, brauchte sie dringend Nahrung. Jack schien es genauso zu gehen, denn er zögerte nicht, sich sofort auf den Berg Pommes frites zu stürzen, der als Beilage gereicht wurde. Eine Weile herrschte einträchtige Stille, nur unterbrochen vom gelegentlichen Klicken und Knacken der schmelzenden Eiswürfel. Von den anderen Gästen war Gemurmel zu vernehmen, im Hintergrund spielte Countrymusik.
Als sein Teller bis auf die Salatbeilage leer war, lehnte Jack sich zurück. Durch das Essen hatte sich seine Stimmung etwas gebessert, seine
Weitere Kostenlose Bücher