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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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hindurchzwängen konnte. Meine Fingernägel waren abgebrochen, und meine Finger bluteten. Ich befand mich jetzt in einem kleinen Büroraum neben der Toilette. Ich versuchte, die Tür zu öffnen, sie war verschlossen. Ach, du Scheiße! Musste ich mir jetzt den ganzen Weg aus diesem Scheißgebäude freitreten? Moment. Ich Blödmann. In dem Büro gab es ein Fenster. Ich zwang mich, tief Atem zu holen. Ich war nicht in bester gedanklicher Verfassung. Meine Angst war viel zu groß. Ich versuchte, das Fenster zu öffnen, aber es bewegte sich nicht. Wahrscheinlich war es zu lange verschlossen gewesen, der Fenstergriff war mehrmals überstrichen worden. Ich legte meine Jacke ab, wickelte sie um meine Hand und schlug das Fenster ein. Ich brach so viel Glas wie nötig heraus und sah nach draußen auf den Boden. Es war recht tief, aber ich konnte es schaffen. Ich streifte einen Schuh ab und haute damit die restlichen Splitter aus dem Rahmen, damit ich mich nicht mehr als nötig schnitt. Ich zog den Schuh wieder an und schwang ein Bein aufs Fensterbrett.
    Das Fenster ging nach vorne hinaus. Bitte, lieber Gott, mach dass Habib und Mitchell nicht ausgerechnet in dem Moment vorbeifahren, wenn ich aus dem Fenster springe. Langsam ließ ich mich durch die Öffnung gleiten, mit dem Rücken zur Straße, damit ich mich an den Händen festhalten und mir mit den Schuhspitzen an den Backsteinen eine Stütze suchen konnte. Als ich in voller Länge an der Wand hing, ließ ich los, landete mit den Füßen zuerst und fiel dann auf den Hintern. Ich lag etwa eine Minute wie benommen da, ausgestreckt auf dem Gehsteig, und der Regen fiel mir ins Gesicht.
    Ich holte tief Luft, sprang auf die Beine und fing an zu laufen. Ich überquerte die Straße, rannte durch eine Nebenstraße und überquerte noch eine weitere Straße. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich lief, Hauptsache so weit wie möglich weg von dem Backsteingebäude.

14
    Ich blieb stehen, um Atem zu schöpfen, knickte vor Schmerzen in der Lunge in der Taille ein und kniff die Augen zusammen. Meine Jeans waren an den Knien zerrissen, meine Knie von den Glasscherben zerkratzt, und an den Händen hatte ich mich geschnitten. In der Eile hatte ich meine Jacke verloren, die ich um eine Hand gewickelt und dann einfach liegen gelassen hatte. Ich trug nur ein T-Shirt und darüber ein Baumwollhemd. Ich war bis auf die Haut durchnässt. Vor Kälte und Angst klapperte ich mit den Zähnen. Ich drückte mich an eine Hauswand und lauschte den vom Regen gedämpften Verkehrsgeräuschen auf der Broad Street.
    Bis dahin wollte ich nicht laufen, da wäre ich zu exponiert gewesen. Außerdem befand sich die Straße in einem Stadtteil, in dem ich mich nicht besonders gut auskannte. Mir blieben nicht viele Möglichkeiten. Ich musste bei einem der Häuser klingeln und Hilfe holen. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, befand sich eine Tankstelle mit einem Laden, aber das kam auch nicht in Frage, denn sie war von allen Seiten einsehbar. Ich stand neben einem Gebäude, das wie ein Bürohaus aussah. Ich glitt durch den Eingang und gelangte in eine kleine Vorhalle. Links befand sich ein Paternoster, daneben eine Brandschutztür aus Stahl, die zu einer Treppe führte. Die Hinweistafel an der Wand listete die Namen der Firmen in dem Gebäude auf. Fünf Geschosse, nur mit Firmen besetzt. Ich stieg die Treppe hoch zum ersten Stock und klopfte wahllos an die erstbeste Tür. Sie führte in einen Raum voller Metallregale, und die Regale waren beladen mit Computern, Druckern und sonstiger Hardware. Ein Mann mit krausem Haar, in einem T-Shirt, bastelte an einem Tisch direkt neben dem Eingang. Er schaute auf, als ich den Kopf durch die Tür steckte.
    »Was machen Sie hier?«, fragte ich.
    »Wir reparieren Computer.«
    »Dürfte ich mal Ihr Telefon benutzen? Es ist nur für ein Ortsgespräch. Mir ist auf der nassen Straße das Fahrrad unterm Sattel weggerutscht, und ich möchte jemanden bitten mich abzuholen.« Dass da draußen Männer auf mich warteten, die mich verstümmeln wollten, mit dieser Information wollte ich ihn lieber nicht behelligen.
    Er musterte mich. »Wollen Sie wirklich bei der Geschichte bleiben?«
    »Ja. Ganz bestimmt.« Im Zweifelsfall immer lügen. Er deutete zum Telefon an der Tischkante. »Bedienen Sie sich.«
    Meine Eltern wollte ich nicht anrufen. Ihnen hätte ich meine Lage unmöglich erklären können. Joe wollte ich ebenfalls nicht anrufen, weil er nicht erfahren sollte, wie unsäglich dumm ich mich

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