Tödliche Versuchung
und fuhr zu meinen Eltern.
Als Grandma um zwei Uhr früh nach Hause kam, waren meine Mutter und ich auf dem Sofa eingeschlafen.
»Wo warst du so lange?«, bellte meine Mutter sie an. »Wir sind fast gestorben vor Angst.«
»Ich habe eine sündige Nacht verbracht«, sagte Grandma. »Dieser Myron kann küssen, da bleibt einem die Spucke weg. Ich glaube, er hatte sogar eine Erektion, aber das ließ sich schwer feststellen, weil er seine Hose immer so hochzieht.«
Meine Mutter bekreuzigte sich, und ich suchte in meiner Handtasche nach Pfefferminzbonbons.
»Also, ich muss jetzt ins Bett«, verkündete Grandma. »Ich hin hundemüde. Morgen habe ich wieder Fahrprüfung.«
Als ich aufwachte, lag ich allein auf dem Sofa, unter einer warmen Steppdecke. Das Haus war erfüllt von dem Duft nach Kaffee und gebratenem Speck, und in der Küche lärmte meine Mutter mit Töpfen und Pfannen.
»Wenigstens bügelst du nicht«, sagte ich. Wenn meine Mutter das Bügeleisen hervorholte, wussten wir, dass sich ein häusliches Gewitter zusammenbraute.
Sie knallte den Deckel auf den Suppentopf und sah mich an. »Wo ist deine Unterwäsche?«
»Ich bin gestern in den Regen geraten und habe mir Kleidung von Dougie Kruper geliehen. Er hatte nur keine Unterwäsche da. Ich wäre ja nach Hause gefahren, um mich umzuziehen, aber da draußen laufen zwei Männer durch die Gegend, die mir einen Finger abhacken wollen, und ich dachte, vielleicht sind die längst in meiner Wohnung und warten nur auf mich.«
»Na, Gott sei Dank«, sagte sie. »Ich hatte schon befürchtet, du hättest deine Unterwäsche in Morellis Auto liegen lassen.«
»Wir treiben es nicht im Auto. Wir treiben es immer noch im Bett.«
Meine Mutter hielt ein schweres Fleischermesser in der , Hand. »Ich bringe mich um.«
»Mir kannst du nichts vormachen«, sagte ich und goss mir Kaffee ein. »Du würdest dich niemals umbringen, wenn eine Suppe auf dem Herd steht.«
Grandma kam in die Küche geschlurft. Sie hatte Make-up aufgetragen und ihr Haar war pink.
»Schreck lass nach«, sagte meine Mutter. »Was soll denn das nun schon wieder?«
»Wie findest du meine Haarfarbe?«, fragte mich Grandma. »Ich habe mir diese Tönung im Drogeriemarkt gekauft. Man reibt das Zeug einfach bei der Haarwäsche ein.«
»Dein Haar ist pink«, sagte ich.
»Ja, das habe ich auch schon festgestellt. Auf der Packung steht, es würde flammend rot.« Sie sah auf die Wanduhr. »Ich muss los. Louise kommt jeden Moment. Ich habe den ersten Termin für die Fahrprüfung. Es macht dir doch nichts aus, dass ich Louise gebeten habe, mich hinzubringen, oder? Ich wusste ja nicht, dass du hier sein würdest.«
»Geht in Ordnung, meine Süße«, sagte ich. »Streng dich an.«
Ich schmierte mir einen Toast und trank meinen Kaffee aus. Von oben im ersten Stock war die Toilettenspülung zu hören, und ich wusste, dass jeden Augenblick mein Vater herunterkommen würde. Meine Mutter sah aus, als überlegte sie, ob sie nicht doch das Bügeleisen hervorholen sollte.
»Tja dann«, sagte ich und sprang von meinem Platz auf. »Die Arbeit ruft.«
»Hier, ich habe noch ein paar Weintrauben für dich gewaschen. Nimm sie mit«, sagte meine Mutter. »Und im Kühlschrank ist noch Schinken für ein Sandwich.«
k h sah weder Habib noch Mitchell, als ich auf unseren Mieterparkplatz fuhr, aber für alle Fälle hielt ich die Glock bereit. Ich parkte verbotenerweise direkt neben dem Hintereingang, ließ zwischen Auto und Tür so wenig Platz wie möglich und ging schnurstracks die Treppe hoch zu meiner Wohnung. Oben angekommen, merkte ich, dass ich keinen Schlüssel dabei hatte, und Joe hatte die Tür abgeschlossen, als er gegangen war.
Da ich der einzige Mensch weit und breit war, der meine Wohnungstür nicht ohne den passenden Schlüssel aufbekam, musste ich mir von meiner Nachbarin Mrs. Karwatt den Zweitschlüssel holen.
»Ist das nicht ein wunderschöner Tag heute?«, sagte sie.
Man könnte glauben, es ist Frühling.«
»War wohl sehr ruhig hier heute Morgen«, sagte ich. »Kein Lärm und keine fremden Männer im Treppenhaus?« »Das wäre mir aufgefallen.« Sie sah auf meine Pistole. »Eine schöne Glock haben Sie da. Meine Schwester trägt auch eine.
Sie ist ganz vernarrt in das Ding. Ich habe schon mal daran gedacht, meine Fünfundvierziger einzutauschen, aber dann habe ich es doch nicht übers Herz gebracht. Mein Mann hat sie mir zu unserem ersten Hochzeitstag geschenkt. Er ruhe in Frieden.« »Wie
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