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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Omnipotenz. Ich hätte ihn nicht aufs College schicken sollen.« Er stand auf und legte ein Bündel Banknoten auf den Tisch. »Und Sie? Sind Sie aufs College gegangen?«
    »Ja.«
    »Was machen Sie jetzt beruflich?«
    Wenn ich ihm sagte, ich sei Kopfgeldjägerin, würde er mich auf der Stelle erschießen. »Och, dies und das«, sagte ich.
    »Erst höhere Bildung, und jetzt nur dies und das?«
    »Sie hören sich an wie meine Mutter.«
    »Ihre Mutter kann bestimmt den Hals nicht voll genug kriegen.«
    Das brachte mich zum Lachen. Ramos war durchgeknallt, dass einem Angst und Bange werden konnte, aber irgendwie mochte ich ihn. Er erinnerte mich an meinen Onkel Punky. »Wissen Sie, wer Homer getötet hat?«
    »Homer hat sich selbst getötet.«
    »In der Zeitung stand, man hätte keine Pistole gefunden, deswegen wurde Selbstmord ausgeschlossen.«
    »Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten sich umzubringen. Mein Sohn war dumm und geizig.«
    »Ah… Sie haben ihn nicht zufällig getötet, oder?«
    »Ich war in Griechenland, als er erschossen wurde.«
    Unsere Blicke verschmolzen ineinander, und wir beide wussten, dass das keine Antwort auf meine Frage war. Ramos konnte die Exekution seines Sohnes auch aus der Ferne angeordnet haben.
    Ich brachte ihn zurück nach Deal und hielt in einer Seitenstraße, einen Block von dem rosa Haus entfernt.
    »Wenn Sie sich wieder mal zwanzig Dollar verdienen wollen, brauchen Sie nur an der Straßenecke aufzukreuzen«, sagte Ramos.
    Ich lächelte. Bis jetzt hatte ich kein Geld von ihm angenommen, und ich würde wahrscheinlich nicht wieder hier aufkreuzen. »Gut«, sagte ich, »dann halten Sie die Augen auf.«
    Ich fuhr los, sobald Ramos ausgestiegen war. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, von den Männern in den Anzügen entdeckt zu werden. Zehn Minuten später klingelte mein Handy.
    »War ja nur eine Stippvisite«, sagte Ranger.
    »Er trinkt, er raucht, und dann will er wieder nach Hause.«
    »Hast du was erfahren?«
    »Ich glaube, er ist nicht ganz richtig im Kopf.«
    »Das ist allgemeiner Konsens.«
    Manchmal hörte sich Ranger an, als wäre er auf der Straße groß geworden, und dann wieder redete er wie ein Börsenmensch. Ricardo Carlos Manoso, ein Mann voller Geheimnisse.
    »Kannst du dir vorstellen, dass Ramos seinen eigenen Sohn umgebracht hat?«
    »Möglich war’s.«
    »Er sagt, Homer sei getötet worden, weil er dumm und geizig gewesen sei. Du hast Homer doch gekannt. War der dumm und geizig?«
    »Homer war der Schwächste der drei Söhne. Er ist immer den Weg des geringsten Widerstands gegangen. Bloß, dieser Weg bringt manchmal auch Probleme mit sich.«
    »Welche zum Beispiel?«
    »Wenn er zum Beispiel hunderttausend beim Glücksspiel verliert und dann den Weg des geringsten Widerstands wählt, um an das Geld zu kommen… einen Lastwagen entführt oder mit Drogen handelt. Dabei kommt er unweigerlich der Mafia ins Gehege oder legt sich mit der Polizei an, und Hannibal muss ihn dann wieder gegen Kaution freikaufen.«
    Das brachte mich zu der Frage, was Ranger an dem Abend, als Homer erschossen wurde, eigentlich mit ihm zu schaffen gehabt hatte. Aber es wäre sinnlos gewesen, ihm die Frage zu stellen.
    »Bis später, Babe«, sagte Ranger. Dann war er wieder verschwunden.
    Als ich nach Hause kam, blieb noch Zeit für einen Spaziergang mit Bob. Ich duschte und verbrachte dann noch eine geschlagene halbe Stunde mit meiner Frisur. Sie sollte salopp wirken, so als würde ich für solche Dinge absolut keine Zeit verschwenden, da mein Haar schon von Natur aus so wunderschön war, dass ich ohne eigenes Zutun fantastisch aussah. Mir kam es wie ein Sakrileg vor: so eine sexy Frisur, und dann dieser fette, hässliche Pickel. Ich drückte ihn daher aus, bis es spritzte. Es hinterließ ein großes, blutverschmiertes Loch an meinem Kinn. Mist. Ich klebte einen Fetzen Klopapier auf das Loch, um das Blut zu stoppen, und trug mein Make-up auf. Dann schlüpfte ich in meine schwarze Stretchhose und in einen roten Pullover mit rundem Ausschnitt, zog den Klopapierfetzen vom Kinn und trat einen Schritt zurück, um mich im Spiegel zu betrachten. Die Ringe unter den Augen waren erheblich kleiner geworden, und das Loch an meinem Kinn verkrustete bereits. Keine Titelbildschönheit, aber bei gedämpftem Licht sah ich ganz erträglich aus.
    Ich hörte, wie die Wohnungstür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Grandma rauschte auf dem Weg zum Schlafzimmer am Badezimmer vorbei.
    »Diese Fahrerei ist

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