Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
der Straße waren hingegen schwieriger auszumachen. An keinem waren die Fensterläden geschlossen.
    Ich sah auf die Uhr. Die gleiche Zeit, die gleiche Stelle. Nur Ramos fehlte. Zehn Minuten später klingelte mein Handy.
    »Yo«, meldete sich Ranger.
    »Selber Yo.«
    »Du hältst dich wohl nicht gern an Ratschläge.«
    »Meinst du deinen Rat, den Job als Zigarettenschmuggler nicht anzunehmen? So was konnte ich mir nicht entgehen lassen.«
    »Sei bloß vorsichtig, hast du mich verstanden?«
    »Verstanden.«
    »Unser Mann hat Schwierigkeiten, sich aus dem Haus zu entfernen. Bleib dran.«
    »Woher weißt du überhaupt Bescheid? Wo bist du?«
    »Halt dich bereit. Die Show fängt an«, sagte Ranger. Die Leitung wurde unterbrochen.
    Alexander Ramos hatte das Tor passiert und kam über die Straße auf mein Auto zugelaufen. Er riss die Beifahrertür auf und warf sich in den Wagen. »Los!«, rief er. »Fahren Sie!«
    Ich ließ den Motor an und sah noch zwei Männer in Anzügen durch das Tor kommen und hinter uns her sprinten. Ich gab Gas, und wir brausten los.
    Ramos sah überhaupt nicht gut aus. Er war blass und schwitzte und japste nach Luft. »Meine Fresse«, sagte er, »ich hätte nicht gedacht, dass ich es schaffen würde. Das reinste Irrenhaus. Wie gut, dass ich gerade aus dem Fenster geguckt habe und Ihr Auto sah. Ich bin beinahe verrückt geworden da drin.«
    »Soll ich Sie wieder zu dem Zigarettengeschäft bringen?«
    »Nein. Da werden sie zuerst nach mir suchen. Zu Sal’s kann ich auch nicht.«
    Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Hatte ich einen der Tage erwischt, an denen Alexander seine Medikamente mal nicht eingenommen hatte?
    »Fahren Sie mich nach Asbury Park«, sagte er. »Ich kenne da eine Kneipe.«
    »Wieso haben die beiden Männer Sie verfolgt?«
    »Mich hat niemand verfolgt.«
    »Ich habe sie doch selbst gesehen…«
    »Gar nichts haben Sie gesehen.« Er wies mit dem Finger die Richtung. »Halten Sie an der Bar da drüben.«
    Wir betraten zu dritt die Bar, setzten uns an einen Tisch, und es spielte sich das gleiche Ritual wie tags zuvor ab. Der Kellner brachte ungebeten eine Flasche Ouzo an unseren Tisch. Ramos kippte zwei Gläser, danach zündete er sich eine Zigarette an.
    »Sie scheinen ja hier bekannt zu sein wie ein bunter Hund«, sagte ich.
    Er ließ seinen Blick die Nischen entlanggleiten, die eine Wand der Kneipe säumten, dann über den dunklen Mahagonitresen, der die gesamte andere Wand einnahm. Hinter dem Tresen stand die übliche Ansammlung von Flaschen, hinter den Flaschen befand sich der übliche Barspiegel. Ein Hocker am anderen Ende des Raums war besetzt. Der Mann starrte in sein Glas. »Ich komme seit ein paar Jahren hierher«, sagte Ramos.
    Immer, wenn ich von den Irren zu Hause Abstand brauche.« »Welche Irren?«
    »Meine Familie. Ich habe drei nutzlose Söhne großgezogen, die das Geld schneller ausgeben als ich es einnehme.« »Sie sind Alexander Ramos, nicht? Ich habe Ihr Foto vor einiger Zeit in
Newsweek
gesehen. Tut mir Leid wegen Homer. Ich habe in der Zeitung von dem Brand gelesen.«
    Er goss sich noch ein Glas ein. »Ein Irrer weniger, mit dem man sich abplagen muss.«
    Mir stockte das Blut in den Adern. Wie konnte ein Vater nur so über seinen Sohn reden.
    Er zog einmal kräftig an der Zigarette, schloss die Augen und genoss den Moment. »Die glauben, der alte Herr wüsste nicht, was vor sich geht. Da haben sie sich getäuscht. Der alte Herr weiß alles. Ich habe das Unternehmen nicht aufgebaut, weil ich blöd bin. Und auch nicht, weil ich so nett bin. Die sollen sich bloß vorsehen.«
    Ich schaute verstohlen zur Eingangstür. »Sind wir hier auch wirklich in Sicherheit?«
    »Mit Alexander Ramos ist man immer in Sicherheit. Alexander Ramos ist unberührbar.«
    Das wüsste ich aber. Deswegen flüchten wir ja auch nach Asbury Park. Irgendwie kam mir das alles ziemlich gaga vor. »Ich werde nur beim Rauchen nicht gerne gestört«, sagte er.
    »Ich will mir nicht die ganze Zeit die Blutsauger ansehen müssen.«
    »Werfen Sie sie doch einfach aus dem Haus. Dann sind Sie sie los.«
    Er kniff die Augen vor dem Zigarettenqualm zusammen. »Wie würde das denn aussehen? Wir sind eine Familie.« Er ließ die Zigarette zu Boden fallen und trat sie aus. »Es gibt nur eine Möglichkeit, eine Familie loszuwerden.«
    Ach, du Scheiße.
    »Wir können gehen. Ich bin fertig«, sagte er. »Ich muss zurück, sonst reißt mein Sohn mich noch in tausend Stücke.«
    »Hannibal?«
    »Mister

Weitere Kostenlose Bücher