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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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wirklich sagenhaft«, sagte sie. »Ich weiß gar nicht, wie ich all die Jahre ohne Führerschein ausgekommen bin. Heute nachmittag hatte ich wieder Fahrstunde. Danach ist Melvina gekommen, und wir sind zum Einkaufszentrum gefahren, wo ich ein paar Mal im Kreis fahren durfte. Ist alles gut gegangen. Außer einmal, da habe ich zu spät gebremst, und Melvina hat sich die Halswirbel verstaucht.«
    Es klingelte an der Tür. Ich machte auf und Myron Landowsky betrat schnaufend den Flur. Mit seinem vorgestreckten, mit Leberflecken übersäten Kahlkopf, den eingezogenen Schultern und der bis unter die Achseln hochgezogenen Hose erinnerte mich Landowsky immer an eine Hausschildkröte.
    »Eins sage ich Ihnen«, schimpfte er, »wenn die nicht bald was wegen dem Aufzug unternehmen, ziehe ich aus. Ich wohne seit zweiundzwanzig Jahren hier, aber wenn es sein muss, gehe ich. Die alte Bestier steigt mit ihrer Gehhilfe ein, und dann drückt sie beim Aussteigen auch noch den Halteknopf. Ich habe sie schon tausendmal dabei erwischt. Sie braucht eine Viertelstunde nur fürs Aussteigen, und dann verschwindet sie einfach und lässt den Hakeknopf gedrückt. Was sollen wir derweil oben im zweiten Stock machen? Gerade musste ich den ganzen Weg von oben bis hier unten zu Fuß gehen!«
    »Kann ich Ihnen ein Glas Wasser anbieten?«
    »Haben Sie keinen Alkohol im Haus?«
    »Nein.«
    »Dann nicht.« Er sah sich um. »Ich wollte sowieso nur Ihre Großmutter abholen. Wir wollen essen gehen.«
    »Sie zieht sich gerade um. Sie ist in fünf Minuten fertig.« Es klopfte an der Tür, und Morelli spazierte herein. Er sah mich an, dann sah er hinüber zu Myron.
    »Wir gehen zu viert zusammen aus«, sagte ich. »Das ist Grandmas Freund Myron Landowsky.«
    »Würden Sie uns bitte entschuldigen«, sagte Morelli und zog mich hinter sich her in den Hausflur.
    »Ich werde mich sowieso mal hinsetzen«, sagte Landowsky. »Ich musste den ganzen Weg von oben bis hier unten zu Fuß gehen.«
    Morelli schloss die Tür, drückte mich an die Wand und küsste mich. Als er fertig war, sah ich an mir herab, ob ich auch noch angezogen war.
    »Wow«, sagte ich.
    Er strich mit seinen Lippen über mein Ohr. »Wenn du die alten Herrschaften nicht bald aus deiner Wohnung wirfst, platze ich innerlich.«
    Das Gefühl kannte ich nur zu gut. Heute Morgen unter der Dusche war ich auch innerlich geplatzt, aber es hatte nicht viel genützt.
    Grandma machte die Tür auf und steckte den Kopf hindurch.
    »Ich dachte schon, ihr wärt ohne uns gegangen.«
    Wir fuhren mit meinem Buick, weil wir nicht alle in Morellis Truck passten. Morelli saß am Steuer, Bob neben ihm, ich auf dem Beifahrersitz. Grandma und Myron hatten auf der Rückbank Platz genommen und unterhielten sich über Medikamente gegen Magensäure.
    »Was Neues im Mordfall Ramos?«, fragte ich Morelli. »Nichts Neues. Barnes ist immer noch davon überzeugt, dass es Ranger war. Er hat einen Haftbefehl gegen ihn, und er sucht nach ihm, mit vereinten Kräften.«
    »Gibt es keine anderen Verdächtigen?«
    »Genug, um das Shea Stadium zu füllen. Aber keine Beweise gegen sie.«
    »Was ist mit der Familie?«
    Morelli schielte zu mir herüber. »Was soll mit der sein?«
    »Zählt die auch zu den Verdächtigen?«
    »Genau wie alle anderen Familienmitglieder in drei Ländern auch.«
    Meine Mutter stand in der Tür, als wir draußen vorfuhren. Es war komisch, sie so alleine dastehen zu sehen. In den vergangenen Jahren war Grandma immer an ihrer Seite gewesen: Mutter und Tochter, die ihre Rollen vertauscht hatten. Grandma, die sich mit Freuden von jeder Verantwortung lossagte. Meine Mutter, die diese Aufgabe widerwillig übernahm und sich abmühte, einen Platz für meine Großmutter zu finden, die urplötzlich zu einer Erwachsenen mutiert war, eine seltene Hybride aus toleranter Mutter und rebellischer Tochter. Und schließlich, im Wohnzimmer, mein Vater, der von alldem nichts wissen wollte.
    »Na, sowas!«, sagte Grandma. »Von außen betrachtet sieht alles ganz anders aus.«
    Bob stürzte aus dem Auto und fiel, angelockt durch den Bratengeruch, der aus der Küche herüberwehte, über meine Mutter her.
    Myron blieb ein Stück hinter uns. »Das ist ja ein tolles Auto«, stellte er fest. »Eine wahre Schönheit. So was wird gar nicht mehr gebaut. Heutzutage ist alles nur noch Schrott. Plastikschrott. Hergestellt von einer Horde Ausländer.«
    Mein Vater kam in die Diele geschlurft. Solches Gerede war nach seinem Geschmack. Mein Vater war

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