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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Amerikaner in der zweiten Generation, und er hackte gern auf Ausländern herum, Verwandte ausgenommen. Er trat einen Schritt zurück, als er sah, dass die Schildkröte hier der Wortführer war.
    »Das ist Myron«, stellte Grandma ihn vor. »Er begleitet mich heute Abend.«
    »Schönes Haus haben Sie«, sagte Myron. »Es geht doch nichts über Aluminiumverkleidung. Das ist doch AluminiumVerkleidung, oder nicht?«
    Bob lief wie eine verrückte Töle durchs Haus, ganz high von den Essensdünsten. Wieder in der Diele, blieb er stehen und schnüffelte genüsslich am Hintern meines Vaters.
    »Schafft den Hund raus«, sagte mein Vater. »Wo kommt der überhaupt her?«
    »Das ist Bob«, sagte Grandma. »Der will dich nur begrüßen. Ich habe im Fernsehen mal einen Film über Hunde gesehen, da hieß es, Schnüffeln am Hintern ist für Hunde wie das Händeschütteln bei Menschen. Ich kenne mich mit Hunden aus. Wir können von Glück sagen, dass sie Bobs Klöten rechtzeitig abgeknipst haben. Jetzt kommt er gar nicht mehr auf den Gedanken, sich an jedem Bein reiben zu wollen. So etwas einem Hund abzugewöhnen, soll wirklich sehr schwierig sein.«
    »Ich hatte als Kind einen Hasen, der auch so ein Beinsammler war«, erzählte Myron. »Wenn der einen erstmal in der Zange hatte, wurde man ihn so schnell nicht wieder los. Dem war es egal, mit wem er es trieb. Einmal hatte er unsere Katze im Schwitzkasten und hätte sie beinahe erwürgt.«
    Ich spürte, dass Morelli hinter mir sich innerlich vor Lachen bog.
    »Ich habe einen Mordshunger«, sagte Grandma. »Sollen wir essen?«
    Wir nahmen unsere Plätze am Tisch ein, außer Bob, der in der Küche aß. Mein Vater tat sich ein paar Scheiben Schweinebraten auf und reichte den Rest an Morelli weiter. Dann wurde das Kartoffelpüree herumgereicht, die grünen Bohnen, die Apfelsauce, das Gurkenglas, das Brotkörbchen, die eingelegte Rote Beete.
    »Für mich keine Rote Beete«, sagte Myron. »Davon kriege ich Durchfall. Ich weiß auch nicht, woher das kommt, aber wenn man älter wird, kriegt man von allem möglichen Durchfall.«
    Rosige Aussichten.
    »Sei froh, dass du noch kannst«, sagte Grandma. »Sei froh, dass du kein Metamucil brauchst. Jetzt, wo Dealer Pleite ist, werden die Medikamentenpreise in die Höhe schnellen. Und an andere Sachen kommt man dann auch nicht mehr ran. Mein Auto habe ich gerade noch rechtzeitig gekauft.«
    Meine Mutter und mein Vater sahen von ihren Tellern auf.
    »Hast du dir ein Auto gekauft?«, fragte meine Mutter. »Hat mir ja gar keiner erzählt.«
    »Ein ganz schickes«, sagte Grandma. »Es ist ein roter Corvette.«
    Meine Mutter bekreuzigte sich. »Du lieber Himmel«, sagte sie.

10
    »Wie kommt es, dass du dir einen Corvette leisten kannst?«, fragte mein Vater. »Du beziehst doch nur eine kleine Rente.«
    »Ich hatte noch Geld von dem Hausverkauf damals«, sagte Grandma. »Außerdem habe ich ihn günstig bekommen. Selbst Moonnan meinte, es sei ein gutes Geschäft.«
    Meine Mutter bekreuzigte sich wieder. »Moonnan«, sagte sie mit einem Anflug von Hysterie in der Stimme. »Hast du das Auto vom Moonnan gekauft?«
    »Nein, nicht von Moonnan« sagte Grandma. »Moon verkauft keine Autos. Ich habe das Auto bei Dealer gekauft.«
    »Na, Gott sei Dank«, sagte meine Mutter und legte eine Hand aufs Herz. »Im ersten Moment dachte ich… also, ich bin ja schon froh, dass du wenigstens zu einem richtigen Händler gegangen bist.«
    »Ich war nicht beim Autohändler«, klärte Grandma sie auf. »Ich habe das Auto bei dem Metamucil-Dealer gekauft und 450 Dollar dafür bezahlt. Das ist doch ein guter Preis, oder nicht?«
    »Das kommt darauf an«, sagte mein Vater. »Ist ein Motor drin?«
    »Ich habe nicht nachgeguckt«, sagte Grandma. »Ich dachte, alle Autos hätten einen Motor.«
    Joe sah gequält aus. Er wollte meine Oma nicht wegen Hehlerei verraten müssen.
    »Als Louise und ich uns die Wagen ansahen, waren gerade einige Männer bei Dealer im Hof. Die schimpften alle auf Homer Ramos«, erzählte Grandma. »Er wäre ein großer Autolieferant. Ich wusste gar nicht, dass die Familie Ramos auch Autos verkauft. Ich dachte immer, die handeln mit Waffen.«
    »Die Autos, die Homer Ramos verkauft hat, waren gestohlen«, sagte mein Vater, über den Teller gebeugt. »Das weiß doch jedes Kind.«
    Ich wandte mich Joe zu. »Stimmt das?«
    Joe zuckte die Schultern. Kein Kommentar. Er hatte sein Bullengesicht aufgesetzt. Wenn man die Zeichen zu lesen verstand, dann besagte dies:

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