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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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du sowieso nachgucken«, sagte ich.
    »Ich brauche nicht nachzugucken«, sagte er. »Ich weiß genau, von wem es ist, und es verheißt bestimmt nichts Gutes.« Er las die digitale Anzeige, verzog das Gesicht und lief zum Telefon in der Küche. Als er zurückkam, eine Papierserviette mit einer hingekritzelten Adresse in der Hand, sah ich ihn erwartungsvoll an.
    »Ich muss gehen«, sagte er. »Aber ich komme wieder.«
    »Wann? Wann kommst du wieder?«
    »Spätestens Mittwoch.«
    Bullenhumor. Ich verdrehte die Augen zur Decke.
    Er gab mir einen flüchtigen Kuss und war verschwunden.
    Ich drückte die Taste für die Wahlwiederholung an meinem Telefon. Eine Frau meldete sich, und ich erkannte die Stimme. Terry Gilman.
    »Das ist ja ein Ding!«, sagte Grandma. »Das Krokodil hat gerade eine ganze Kuh gefressen. Das kriegt man auch nicht alle Tage zu sehen.«
    Ich setzte mich neben Grandma. Zum Glück wurden keine weiteren Kühe mehr verspeist – obwohl Tod und Zerstörung durchaus ihren Reiz auf mich ausübten, jetzt, da ich wusste, dass Joe auf dem Weg zu Terry Gilman war. Die Tatsache, dass es sich hierbei um ein rein geschäftliches Treffen handelte, verdarb mir ein bisschen die Freude daran, deswegen sauer zu sein. Trotzdem, wenn ich nicht so hundemüde gewesen wäre, hätte ich mich ziemlich gut in meine Wut hineinsteigern können.
    Nach der Sendung über Krokodile schalteten wir noch um in den Shopping-Kanal.
    »Ich haue mich hin«, sagte Grandma schließlich. »Ich brauche meinen Schönheitsschlaf.«
    Kaum hatte sie das Zimmer verlassen, holte ich mein Kissen und meine Steppdecke hervor, machte das Licht aus, warf mich auf die Couch und fiel umgehend in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Er hielt leider nur kurz an, Grandmas Schnarchen weckte mich wieder auf. Ich stand auf, um die Tür zu schließen, aber die Tür war bereits geschlossen. Ich seufzte, halb aus Selbstmitleid und halb aus Bewunderung, dass sie bei diesem Lärm überhaupt schlafen konnte. Man sollte meinen, sie würde durch ihr eigenes Schnarchen wach. Bob schien das alles nicht zu stören. Er lag, alle Viere von sich gestreckt, schlummernd auf dem Boden zu Fuß der Couch.
    Ich kroch wieder unter meine Decke und zwang mich zur Ruhe. Ich wälzte mich hin und her, hielt mir die Ohren zu, wälzte mich wieder hin und her. Die Couch war unbequem, die Decke verrutscht, und Grandma schnarchte ungestört weiter. »Grrr!«, knurrte ich. Bob rührte das nicht im Geringsten.
    Grandma musste wieder ausziehen, es gab keine andere Lösung. Ich stand auf und schlich in die Küche, durchsuchte die Regale und den Kühlschrank. Nichts Interessantes. Es war kurz nach zwölf. Eigentlich noch gar nicht so spät. Ich konnte ja raus gehen und mir einen Schokoriegel kaufen, um meine Nerven zu beruhigen. Schokolade tut das doch, oder?
    Ich zog mir Jeans und Schuhe an und warf einen Mantel über das Oberteil meines Nachthemds, griff mir die Umhängetasche vom Garderobenhaken und verließ die Wohnung. Der Schokoriegelsprint würde nur zehn Minuten dauern, dann wäre ich wieder zu Hause und würde ganz sicher umfallen vor Müdigkeit.
    Ich betrat den Aufzug, halb in Erwartung, auf Ranger zu tref’ fen, aber Ranger tauchte nicht auf. Auf dem Parkplatz war er auch nicht. Ich brachte den Buick auf Touren, fuhr zu dem Laden und kaufte ein Milky Way und ein Snickers. Das Snickers aß ich sofort, das Milky Way hob ich mir für später im Bett auf. Aber dann, auf einmal, war das Milky Way auch aufgegessen.
    Ich dachte an Grandma und ihr Schnarchen und konnte mich nicht recht erwärmen für zu Hause, deswegen fuhr ich weiter zu Joe. Joe wohnte außerhalb von Burg in einem Reihenhaus, das er von seiner Tante geerbt hatte. Anfangs konnte ich mir Joe als Hausbesitzer kaum vorstellen, aber irgendwie hatte sich Joe der Situation angepasst. Es war ein hübsches Heim in einer ruhigen Straße, ein Reihenhaus, in dem die Zimmer alle miteinander übergingen, die Küche lag nach hinten raus, die Schlafzimmer und das Bad im ersten Stock.
    Das Haus war dunkel. Kein Lichtschein hinter den Vorhängen. Kein Auto vorne an der Straße. Kein Anzeichen von Terry Gilman. Na gut, vielleicht war ich wirklich ein klein bisschen bescheuert. Und vielleicht waren die Schokoriegel nur eine Entschuldigung dafür, dass ich hierher gekommen war. Ich wählte Joes Nummer auf meinem Handy. Keine Antwort.
    Schade, dass ich keinen Dietrich dabei hatte. Ich hätte mir Zugang verschafft und mich in Joes Bett gelegt. So wie

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