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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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ich raten? Du hast zufällig auf die Wahlwiederholung am Telefon gedrückt.«
    »Na gut. Ich gestehe: ich bin neugierig.«
    »Unsere Verbrecherlobby hat einige organisatorische Probleme. Ich habe erhöhtes Verkehrsaufkommen in den Privatklubs beobachtet, ein ständiges Rein und Raus. Ich habe Vito gegenüber meine Besorgnis zum Ausdruck gebracht. Deswegen hat er mir Terry geschickt. Sie sollte mich beruhigen, dass die Leute da keine Atomwaffen für den Dritten Weltkrieg bunkern.«
    »Ich habe Terry am Mittwoch zufällig gesehen. Sie überbrachte Hannibal Ramos einen Brief.«
    »Die Verbrecherlobby und die Waffenlobby versuchen gerade, ihre Territorien abzustecken. Homer Ramos hatte Grenzen überschritten, und jetzt, wo er von der Bildfläche verschwunden ist, müssen sie neu gezogen werden.»Morelli stupste mich mit einem Fuß an. »Na?«
    »Na was?«
    »Wie war’s?«
    Ich war so hundemüde, dass meine Lippen taub waren, und Morelli wollte rummachen. »Klar«, sagte ich. »Ich muss mich nur kurz hinlegen.«
    Ich legte mich hin, und als ich wieder aufwachte, war es Morgen. Von Morelli keine Spur.
    »Ich komme zu spät«, sagte Grandma, vom Schlafzimmer in die Küche trabend. »Ich habe verschlafen. Das kommt alles nur wegen der Unterbrechungen jede Nacht. Das ist ja hier wie auf der Grand Central Station. In einer halben Stunde fängt meine letzte Fahrstunde an, und morgen soll ich meine Prüfung machen. Ich wollte dich fragen, ob du mich hinbringen kannst. Gleich morgen früh.«
    »Natürlich. Kann ich machen.«
    »Danach ziehe ich aus. Nichts für ungut, aber das ist ja das reinste Irrenhaus hier.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Ich ziehe wieder zu deiner Mutter. Dein Vater muss es eben mit mir aushaken. Er hat es nicht anders verdient.«
    Es war Sonntag, und Sonntagsmorgens ging Grandma sonst immer in die Kirche. »Gehst du heute nicht in die Kirche?«
    »Keine Zeit für die Kirche. Gott muss heute mal ohne mich auskommen. Deine Mutter ist ja da, um die Familie zu vertreten.«
    Meine Mutter vertrat immer die Familie, weil mein Vater nicht in die Kirche ging. Mein Vater blieb zu Hause und wartete auf die Ankunft der weißen Bäckertüte. So lange ich denken kann, besuchte meine Mutter jeden Sonntagmorgen die Kirche und ging auf dem Nachhauseweg beim Bäcker vorbei. Jeden Sonntagmorgen kaufte meine Mutter Marmeladendoughnuts. Nur Marmeladendoughnuts, sonst nichts. An Wochentagen wurden Plätzchen, Mürbekuchen und Cannoli gekauft. Sonntags war Marmeladendoughnuttag. Es war wie die heilige Kommunion. Von Haus aus bin ich katholisch, aber in meiner ganz persönlichen Religion besteht die Dreifaltigkeit aus dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Marmeladendoughnut.
    Ich legte Bob die Leine an und ging mit ihm spazieren. Die Luft war kühl, der Himmel war blau, der Frühling konnte nicht mehr allzu fern sein. Habib und Mitchell waren nicht auf dem Parkplatz, wahrscheinlich hatten sie Sonntags dienstfrei. Joyce Barnhardt konnte ich auch nirgendwo entdecken, eine große Erleichterung.
    Grandma war weg, als ich zurückkam, und in der Wohnung war es traumhaft still. Ich gab Bob zu fressen und trank selbst ein Glas Orangensaft. Danach verkroch ich mich ins Bett. Um ein Uhr wachte ich auf, und mir fiel das Gespräch mit Morelli am Vorabend wieder ein. Ich hatte Morelli etwas verschwiegen, hatte ihm nicht gesagt, dass ich Ranger beim Verlassen von Hannibals Stadtvilla beobachtet hatte. Ich fragte mich, ob Morelli mir wohl auch Informationen vorenthielt. Die Wahrscheinlichkeit dafür war hoch. Unsere berufliche Beziehung funktionierte nach ganz anderen Regeln als unsere private. Morelli hatte von Anfang an den Ton angegeben. Es gab polizeiliche Dinge, die er einfach nicht mit mir teilte. Die Regeln für das Private waren noch im Entstehen begriffen. Er hatte seine Regeln, und ich hatte meine, gelegentlich stimmten wir überein. Vor kurzem hatten wir beide den Versuch unternommen, zusammenzuwohnen, aber Morelli wollte sich zu nichts verpflichtet fühlen, und ich wollte mich nicht eingeengt fühlen. Deswegen waren wir wieder auseinander gegangen.
    Ich machte mir eine Konservendose Nudelsuppe mit Hühnchenfleisch warm und rief Morelli an. »Tut mir Leid, wegen gestern Abend«, sagte ich.
    »Im ersten Moment dachte ich, du würdest sterben.«
    »Ich war müde.«
    »So weit reichte meine Fantasie auch.«
    »Grandma ist heute den ganzen Tag außer Haus, und ich muss arbeiten. Ich wollte dich fragen, ob du auf Bob aufpassen

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