Tödliche Versuchung
Geschäft verrichten«, sagte ürandma.
Bob und ich trotteten also wieder runter auf den Parkplatz. Habib und Mitchell standen mit ihrem Verfolgerauto schon da, warteten geduldig darauf, dass ich sie zu Ranger fuhr, und Jocey hatte sich jetzt auch eingefunden und wartete. Ich machte kehrt, ging zurück ins Haus und benutzte den Hinterausgang. Bob und ich gingen die Straße entlang, bis zur nächsten Querstraße und schlugen dann den Weg zu einer Siedlung mit kleinen Einfamilienhäusern ein. Bob verrichtete in den paar Minuten bestimmt hundert mal sein Geschäft, und wir machten uns wieder auf den Heimweg.
Zwei Straßen weiter bog ein schwarzer Mercedes um die Ecke, und mein Herz schlug Kapriolen. Der Mercedes kam näher und mein Herz schlug weiter unregelmäßig. Es gab nur zwei Erklärungen: Drogenhändler oder Ranger. Das Auto hielt neben mir an, und Ranger bedeutete mir mit einer kleinen Kopfbewegung: »Steig ein.«
Ich verfrachtete Bob auf den Rücksitz und glitt auf den Beifahrersitz neben Ranger. »Drei Leute stehen auf dem Parkplatz vor meinem Haus und warten nur darauf, dich dingfest zu machen«, sagte ich. »Was hast du hier zu suchen?«
»Ich muss mit dir reden.«
Rangers Begabung als Einbrecher war eine Sache; seine übersinnlichen Fähigkeiten dagegen machten mir Angst. »Woher wusstest du, dass ich Bob ausführe? Kannst du hellsehen?«
»Es ist kein Geheimnis dahinter. Ich habe bei dir zu Hause angerufen, und deine Oma hat mir gesagt, du bist mit dem Hund spazieren.«
»Ach, wie enttäuschend. Als Nächstes sagst du mir noch, du wärst gar nicht Superman.«
Ranger schmunzelte. »Soll ich den Superman für dich spielen? Dann verbring eine Nacht mit mir.«
»Ich bin schon ganz aufgeregt«, sagte ich.
»Niedlich«, sagte Ranger.
»Worüber wolltest du mit mir reden?«
»Ich kündige hiermit dein Beschäftigungsverhältnis auf.« Die Aufregung legte sich, stattdessen keimte ein unbestimmtes Gefühl in mir auf, das sich in der Magengrube ausbreitete. »Du hast dich mit Morelli geeinigt, stimmt’s?«
»Wir haben uns verständigt.«
Ich wurde also aus dem Verkehr gezogen, einfach so. Wie ein Stück Ballast abgeworfen. Schlimmer noch, wie eine lästige Pflicht. In Sekunden schlug mein gekränktes Erstaunen in blinde Wut um.
»Ist Morelli auf die Idee gekommen?«
»Nein, ich. Hannibal hat dich gesehen. Alexander hat dich gesehen. Und in Trenton weiß jeder zweite Polizist, dass du in Hannibals Haus eingebrochen bist und Junior Macaroni in der Garage entdeckt hast.«
»Hat Morelli dir das erzählt?«
»Das haben mir tausend Leute erzählt. Mein Anrufbeantworter hatte gar nicht genug Platz zum Aufnehmen der Nachrichten. Es ist zu gefährlich, wenn du an dem Fall dranbleibst. Ich habe Angst, dass Hannibal dahinter kommt, und dann Jagd auf dich macht.«
»Deprimierender Gedanke.«
»Hast du Macaroni wirklich in einen Liegestuhl gesetzt?«
»Ja. Und was ich dich fragen wollte: Hast du ihn umgebracht?«
»Nein. Als ich durchs Haus ging, stand der Porsche nicht in der Garage, und Macaroni war auch nicht da.«
»Wie bist du an der Alarmanlage vorbeigekommen?«
»Genau wie du. Sie war ausgeschaltet.« Er sah auf die Uhr. »Ich muss jetzt los.«
Ich machte die Tür auf und wandte mich zum Gehen.
Ranger packte mich am Handgelenk. »Ich weiß, dass du Anweisungen nicht gerne befolgst, aber diesmal wirst du auf mich hören, verstanden? Halte dich aus der Sache raus. Und sei vorsichtig.«
Ich stieß einen Seufzer aus, stemmte mich aus dem Beifahrersitz hoch und zerrte Bob von der Rückbank. »Lass dich ja nicht von Joyce erwischen. Das würde mir echt den Rest geben für heute.«
Ich lud Bob in der Wohnung ab, schnappte mir die Autoschlüssel und meine Umhängetasche und ging wieder nach unten. Ich musste raus. Irgendwohin. Ich war so schlecht drauf, dass ich nicht alleine zu Hause rumhängen wollte. In Wahrheit war ich über die Beendigung meines Arbeitsverhältnisses gar nicht so unglücklich. Ich konnte es nur nicht ertragen, dass mir wegen Dummheit gekündigt worden war. Ich war von einem Baum gefallen, das musste man sich mal vorstellen, und dann hatte ich auch noch Macaroni in einen Liegestuhl gesetzt. Kann sich ein Mensch noch blöder anstellen? Also wirklich.
Ich brauchte was zu essen. Eiskrem. Süßigkeiten. Sahne. In der Shopping Mall gab es eine Eisdiele, die Portionen für vier Personen im Angebot hatte. Genau das, was ich brauchte. Ein Megaeis.
Ich bestieg Big Blue, und Mitchell
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