Tödliche Versuchung
Haus wärst du in Sicherheit. Du könntest gleich mit einziehen, zu Bob und mir. Außerdem schuldest du mir ja noch einen Gefallen.«
»Willst du jetzt alle deine Schuldforderungen einziehen?«
»Je früher, desto besser.«
Das Telefon in der Küche läutete, und Grandma ging hin um abzuheben. »Es ist für dich, Stephanie«, rief sie. »Lula.«
»Ich habe den ganzen Nachmittag versucht, dich zu erreichen«, sagte Lula. »Du gehst ja nie ran. Dein Handy ist nicht eingeschaltet, und auf deinen Pager reagierst du auch nicht. Was ist los mit deinem Pager?«
»Ich kann mir nicht beides leisten, Pager und Handy. Deswegen habe ich mich fürs Handy entschieden. Was gibt’s denn so dringend?«
»Man hat Cynthia Lotte gefunden, in ihrem Porsche, mausetot. Eins kann ich dir sagen, in den Porsche würde ich mich nicht mal freiwillig reinsetzen. Am Ende kommt man nicht lebendig wieder raus.«
»Wann ist das passiert? Woher weißt du es überhaupt?«
»Sie wurde heute Nachmittag in dem Parkhaus in der Third Street entdeckt. Connie und ich haben die Nachricht über den Polizeifunk gehört. Das ist noch nicht alles. Ich habe noch einen Kautionsflüchtling für dich. Vinnie ist völlig ausgerastet, weil du nicht erreichbar warst, und es ist keiner da, der den Kerl übernehmen kann.«
»Was ist mit Joyce? Was ist mit Frankie Defrances?«
»Joyce können wir auch nicht ausfindig machen. Sie reagiert nicht auf ihren Pager. Und Frankie hat gerade eine Operation an der Leiste hinter sich.«
»Ich komme gleich morgen früh ins Büro.«
»Unmöglich. Vinnie hat gesagt, du sollst dir den Kerl noch heute Abend schnappen. Vinnie weiß auch, wo er sich aufhält. Er hat mir die Unterlagen gegeben.«
»Wie viel ist er denn wert?«
»Die Kaution beträgt hunderttausend Dollar. Vinnie zwackt zehn Prozent für dich ab.«
Ganz cool bleiben. »Ich hole dich in zwanzig Minuten ab.«
Ich ging zurück ins Esszimmer, wickelte zwei Stück Hühnchenfleisch in eine Serviette und tat das Fresspaket in meine Umhängetasche. Ich schlang kurz meine Arme um Bob und gab Joe einen flüchtigen KUSS auf die Wange. »Ich muss gehen«, sagte ich. »Einen Kautionsflüchtling schnappen.«
Morelli sah enttäuscht aus. »Sehen wir uns später noch?«
»Wahrscheinlich. Ich muss ja noch meine Schuld bei dir abtragen, und außerdem muss ich mich mal mit dir über Cynthia Lotte unterhalten.«
»Ich wusste, dass du darauf zurückkommen würdest.«
Lula wartete bereits draußen, als ich vor ihrem Haus vorfuhr. »Ich habe die Unterlagen dabei«, sagte sie, »und es hört sich gar nicht so schlecht an. Der Mann heißt Elwood Steiger, gegen ihn wird wegen Drogenmissbrauchs ermittelt. Er hat in der Garage seiner Mutter versucht, Methadon herzustellen, aber das ganze Viertel hat nach Phenol gestunken. Wahrscheinlich haben irgendwelche Nachbarn die Polizei gerufen. Seine Mutter hat das Haus als Sicherheit für die Kaution angeboten, und jetzt befürchtet sie, dass sich der gute Elwood nach Mexiko absetzen will. Er hat am Freitag seinen Gerichtstermin verpasst, und seine Mama hat in seiner Wäschekommode Flugtickets gefunden. Deswegen hat sie ihn bei Vinnie verpfiffen.«
»Wo hält er sich jetzt auf?«
»Laut Mama ist er ein Fan von
Raumschiff Enterprise
und heute Abend soll so eine
Raumschiff-Enterprise-Party
abgehen.
Sie hat mir die Adresse gegeben.«
Ich las mir die Adresse durch und stöhnte. Es war das Haus von Dougie. »Ich kenne den Typen, der da wohnt«, sagte ich.
»Dougie Kruper.«
Lula schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Der Name kam mir doch gleich so bekannt vor.«
»Ich will nicht, dass bei der Festnahme irgendjemand verletzt wird«, sagte ich.
»Hmhm.«
»Und wir stürmen die Bude auch nicht mit gezückten Pistolen.«
»Hmhm.«
»Wir werden überhaupt keine Waffen benutzen.« »Schon verstanden.«
Ich sah die Handtasche auf ihrem Schoß. »Ist da eine Pistole drin?«
»Natürlich. Was denkst du denn?«
»Steckt in deinem Hüfthalter auch eine Pistole?« »Die Glock.«
»Und im Wadenhalfter?«
»Nur Warmduscher tragen Wadenhalfter.«
»Ich will, dass du deine Pistole im Auto liegen lässt.« »Wir haben es hier mit
Raumschiff-Enterprise-Pans
zu tun.
Die nehmen einen in die Vulkanier-Todeszange.«
»Lass sie trotzdem im Auto!«, schrie ich sie an.
»Kein Grund, gleich ein postmenstruales Syndrom zu entwickeln, Mädchen.« Lula schaute aus dem Fenster. »Sieht aus, als würde bei Dougie in der Tat eine Party steigen.«
Vor dem
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