Tödliche Versuchung
Glück sagen, dass du ein Bekannter von Steph bist«, sagte Moon. »Ich wüsste nicht, was Dougie und ich ohne Steph machen würden. Die meisten Kopfgeldjäger verfrachten unsereins einfach bloß mit Gewalt zurück ins Gefängnis, aber Steph, die…«
Elwood sah aus, als hätte ihn jemand mit einem Bolzenschussgerät einen Stromschlag versetzt. »Kopfgeldjäger?«
»Der beste weit und breit«, sagte Moon.
Ich beugte mich etwas vor, damit ich leiser sprechen aber immer noch von Elwood verstanden werden konnte. »Vielleicht ist es besser, wenn wir rausgehen. Da können wir uns ungestört unterhalten.«
Elwood wich zurück. »Nein! Ich komme nicht mit! Lassen Sie mich in Ruhe!«
Ich machte mich daran, ihm die Handschellen anzulegen, aber er stieß mich beiseite.
Lula griff nach ihrer Schreckschusspistole und zielte. Elwood ging hinter Moon in Deckung, und Moon fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
»Hoppla«, sagte Lula. »Ich glaube, ich habe den Falschen erwischt.«
»Sie haben ihn getötet!«, kreischte Elwood.
»Halt die Luft an, Jungchen«, sagte Lula. »Brüll mir nicht so ins Ohr!«
Ich bekam eine Hand von ihm zu packen und legte ihm eine Handschelle um.
»Sie haben ihn getötet! Sie haben ihn umgebracht!«, sagte Elwood.
Lula stemmte die Fäuste in die Hüften. »Haben Sie einen Schuss gehört? Ich jedenfalls nicht. Ich habe ja nicht mal eine Pistole dabei, weil unser lieber Friedensengel hier mich genötigt hat, meine Pistole im Auto zu lassen. Kommt Ihnen auch zugute, sonst hätte ich noch auf Sie geschossen, Sie miese kleine Ratte.«
Ich versuchte immer noch, auch Elwoods andere Hand zu fesseln, aber die Leute um uns herum rückten näher. »Was geht hier vor?«, wollten sie wissen. »Was machen Sie mit Captain Kirk?«
»Wir verfrachten ihn ins Kittchen, da kann er sich seinen fetten Arsch platt sitzen«, sagte Lula. »Platz da!«
Aus den Augenwinkeln sah ich etwas durch die Luft fliegen. Es traf Lula seitlich am Kopf.
»He!«, sagte Lula. »Was soll das?« Sie fasste mit der Hand an die Stelle am Kopf. »Das ist eins von den stinkenden Käsekremebällchen-Hors d’oeuvres. Wer wirft denn hier mit Käsebällchen?«
»Freiheit für Captain Kirk!«, rief jemand.
»Das könnte euch so passen«, sagte Lula.
Zack! Ein Platschen Krabbenmus klatschte an Lulas Stirn.
»Jetzt reicht’s aber!«, sagte sie.
Zack! Zack! Zack! Drei Frühlingsrollen.
Der ganze Raum brüllte im Chor: »Freiheit für Captain Kirk! Freiheit für Captain Kirk!«
»Nichts wie raus hier«, sagte Lula. »Die Leute sind ja völlig durchgeknallt. Die haben sie einmal zu viel hochgebeamt.«
Ich stieß Elwood vor mir her Richtung Tür, wurde unterwegs mit scharfer Soße für die Frühlingsrollen bespritzt, danach mit einigen Käsebällchen beworfen.
»Schnappt sie euch!«, rief jemand. »Die entführen Captain Kirk.«
Lula und ich zogen die Köpfe ein und kämpften uns durch ein Sperrfeuer aus geklauten Hors d’oeuvres und hässlichen Drohungen. Wir erreichten den Ausgang und stürzten nach draußen, liefen über den Gehsteig und mussten Elwood quasi hinter uns her ziehen. Wir warfen ihn auf den Rücksitz von meinem Auto, und ich trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Jedes andere Auto wäre wie eine Rakete losgedüst, aber der Buick glitt gemächlich aus der Parklücke und röhrte dann lautstark die Straße entlang.
»Weißt du was? Diese Raumschiffer sind ein Haufen Schlappschwänze«, sagte Lula. »Wenn das in meinem Viertel passiert wäre, hätten in den Käsebällchen Pistolenkugeln gesteckt.«
Elwood schmollte hinten auf dem Rücksitz und sagte keinen Ton. Er hatte versehentlich einige Käsebällchen und Frühlingsrollen abbekommen, und seine Captain-Kirk-Uniform entsprach auch nicht mehr den Vorschriften der Föderation. Ich setzte Lula ab und fuhr weiter zur Polizeiwache. Jimmy Neeley saß am Empfang. »Meine Güte«, sagte er, »was stinkt denn hier so?«
»Das sind Käsebällchen«, klärte ich ihn auf. »Und Frühlingsrollen.«
»Hast du eine Schlacht am Büffet hinter dir?«
»Die Romulaner haben angefangen«, sagte ich. »Diese blöden Romulaner.«
»Ja«, sagte Neeley, »Romulanern ist nicht zu trauen.« Ich bekam die Empfangsbestätigung und befreite Captain Kirk von den Handschellen. Danach verließ ich die Polizeiwache und ging nach draußen an die frische Nachtluft. Der Parkplatz der Polizeiwache war von Halogenflutlicht taghell erleuchtet. Der Himmel jenseits der Lampen war dunkel und
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