Toedliche Worte
Paula ganz genau an. Schaut!«
Er hatte recht. Als der Mann näher an Paula herankam, ging er langsamer, hob den Kopf und begutachtete sie von der Seite und von hinten. Er ging an ihr vorbei und überquerte dann die Straße. An der Ecke kehrte er um, schlenderte zurück, und als er fast auf gleicher Höhe mit Paula war, überquerte er die Fahrbahn und ging schneller.
»Oho«, sagte Jan, als er auf den Gehsteig trat und Paula fast anrempelte, so dass sie einen Schritt zurückweichen musste.
»Machen wir ’n Geschäft, du und ich?« Die Stimme des Mannes klang wie lautes Brummen in ihren Kopfhörern.
»Was willst’n haben?«, sagte Paula, die versuchte, sich an ihrem Platz zu behaupten, dann aber doch zurückweichen musste, als er auf sie zukam.
»Blas mir einen«, verlangte er, bedrängte sie weiter und schob sie auf eine Lücke zwischen den Häusern zu, wo eine schmale Gasse zu den Hinterhöfen führte.
»Team A, geht in Stellung«, rief Carol. Sofort begannen vier der scheinbar ziellos herumlaufenden Passanten sich auf Paulas Standort zuzubewegen.
Jetzt waren sie in der Gasse. Es war schwierig zu sehen, was sich da abspielte, aber sie hörten einen dumpfen Aufschlag und dann Paulas Protestschrei. »Hey, Mistkerl, sei nicht so grob«, rief sie.
»Halt deine verdammte Klappe«, brummte der Mann.
»Team A, haltet euch bereit«, sagte Carol. Die vier Gestalten standen seitlich an der Ecke der Gasse. Carol hörte eine Bewegung, darauf einen Schmerzensschrei. Dann war Paulas Stimme zu vernehmen. »Das ist ein Polizeiausweis, du Arschloch.«
»Was zum …«
»Ja, ich bin bei der Polizei.« Carol hörte Paula schnell und heftig schnaufen. »Jetzt verpiss dich schleunigst, Scheißkerl, bevor ich in Versuchung komm, dich wegen tätlicher Bedrohung festzunehmen.«
Carol lachte laut. »Team A, abbrechen.«
Der Mann kam aus der Gasse herausgeschossen, fing unbeholfen an zu laufen, und als er über die Schulter zurücksah, wäre er mit angstverzerrtem Gesicht fast gestolpert. Hinter ihm kam Paula aus der Gasse und zog ihren Rock glatt.
»Sie ist gut«, sagte Jan.
Carol wischte sich die Schweißperlen von der Oberlippe. »Sie ist sehr gut. Hoffen wir, dass der Mörder das auch findet.«
Tony war gerade dabei, sein Glas zum Mund zu führen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Er fuhr zusammen und verschüttete Bier auf sein Hemd. »Mist!«, sagte er, wich zurück und versuchte vergeblich, den Fleck abzuwischen. Er sah auf. »Wo kommst du her?«, fragte er.
Carol machte eine Kopfbewegung nach hinten zur Bar. »Durch die Hintertür.« Sie stellte zwei Flaschen Bier auf den Tisch.
»Du hast mich zu Tode erschreckt«, beschwerte sich Tony, nahm eine der Flaschen und füllte sein fast leeres Glas nach.
»Ich soll den Leuten einen Schrecken einjagen. Schließlich bin ich Polizistin.« Carol setzte sich und nahm einen Schluck Bier. »Wie du ja bestimmt gemerkt hast, haben wir für heute Abend Schluss gemacht. Ich hab mich hier an der Ecke absetzen lassen.«
»Hab ich bemerkt. Ich wollte nur noch austrinken, dann hätte ich den Bus genommen.«
Carol grinste. »Dein Raffinement erstaunt mich immer wieder. Was hast du gegen ein Taxi?«
»Im Nachtbus hat man ’ne bessere Auswahl von Irren. Dazu passe ich prima.«
Das konnte sie nicht abstreiten. »Also, warum bist du hier? Ich dachte, du hättest dich aus der Undercover-Aktion heraushalten wollen.«
Er schüttelte den Kopf. »Das hab ich nie gesagt. Nur dass ich nichts Nützliches beizutragen hätte.« Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Aber jetzt schon.«
Sie hob fragend die Augenbrauen.
»So wird es nicht funktionieren, Carol«, sagte Tony entschieden.
Hätte irgendjemand anders so etwas gesagt, wäre es ein Grund gewesen, beleidigt zu sein. Aber sie kannte ihn zu gut. »Was ist das Problem? Du glaubst nicht, dass Brandons Trick ihn zum Handeln zwingen wird?«
Tony verzog das Gesicht. »Die Herausforderung ist in Ordnung. Der Köder ist das Problem.«
»Du meinst, Paula sieht nicht wie ’ne Nutte aus? Ich fand, dass Jan ihre Sache gut gemacht hat, so wie sie sie eingekleidet hat. Oder meinst du, sie ist seinem Typ nicht ähnlich genug?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie sieht wie ’ne Nutte aus. Und sie ist sein Typ. Das ist es nicht. Carol, dieser Mann kennt Temple Fields. Es ist sein Revier. Wie ich schon sagte, ich glaube, es ist gut möglich, dass er hier arbeitet. Und das heißt, er kennt die Straßen, er kennt die Frauen, die hier
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