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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ich keinen Augenblick gedacht. Es schien mir einfach nicht relevant«, sagte er ohne großes Interesse.
    »Es kann einen auf der Straße angreifbar machen. Außer man tut etwas, um es zu seinem Vorteil zu nutzen. Man kann sich auf niemanden verlassen, das für einen zu tun. Jede Art von Abweichung kann die gleiche Auswirkung haben: Rasse, Behinderung … Das sind alles Dinge, die die Menschen irgendwie ausgleichen müssen.«
    Bei jeder Expedition in die menschliche Psyche, die er unternommen hatte, kam für Tony ein Augenblick, in dem sich etwas von entscheidender Bedeutung zusammenfügte und allem einen Sinn verlieh. Das Gesagte hätte nichts in ihm ausgelöst, wenn er an diesem Morgen nicht so intensiv über Macht und Verletzlichkeit nachgedacht hätte, aber weil seine Gedanken sich schon in diesen Bahnen bewegten, bekam es den richtigen Stellenwert. Endlich glaubte er zu verstehen. Und er wusste auch, es war vollkommen aussichtslos, Carol oder sonst jemanden zu überzeugen. Da er nicht wollte, dass Jan seine Reaktion bemerkte, sah er aus dem Beifahrerfenster. »Ja, wahrscheinlich. Für Evans und Chen muss es genauso schwierig sein«, sagte er beiläufig.
    »Ich weiß nicht, ich habe sie nie gefragt.«
    »Was? Keine Solidarität unter Minderheiten?«, fragte Tony. »Ich habe nichts gegen sie. Aber ich habe auch nichts mit ihnen gemeinsam. Warum sollte ich erwarten, dass sie für mich eintreten?«
    »Alles klar. Ich nehme also an, Brandon braucht sein Profil schon gestern? Deshalb hat er jemanden geschickt, um mich holen zu lassen?«
    »Ich nehme an, ja. Wir kommen mit nichts anderem voran. Carol kämmt mit Sam sogar alte Derek-Tyler-Fälle durch, um zu sehen, ob sich jetzt nicht noch irgendwelche ungeklärten Einzelheiten finden lassen.« Sie schaltete den CD-Player an, und Bonnie Raitt sang, Liebe kenne keinen Stolz.
    »Glauben Sie, dass man Paula noch lebend finden wird?«, fragte Tony.
    »Ehrliche Antwort?«
    »Ehrliche Antwort.«
    »Ich glaube, sie ist schon tot. Ich glaube, er macht sich einen Spaß mit uns.«
    Mehr als alles andere, was er an diesem Tag gehört hatte, trieben diese Worte die Angst wie ein Messer in Tonys Herz.

    Evans legte den Finger auf die Stelle, die er gerade gelesen hatte, und sah auf. »DCI Jordan? Ich kann keine Erwähnung von Paula auf der Originalliste zur alten Ermittlung finden.«
    Carol dachte einen Moment nach. »Sie war wahrscheinlich gar nicht dabei, Sam. Sie hat im Fall Thorpe als Aushilfe bei der Kripo mitgearbeitet, aber das war nur für sechs Monate. Sie ist damals wahrscheinlich schon wieder bei der Schutzpolizei gewesen. Meinen Sie, dass das von Bedeutung ist?«
    »Wenn ja, wüsste ich nicht, worin sie bestehen könnte«, sagte er. »Ich klammere mich an Strohhalme.« Sie machten sich mit gesenkten Köpfen und höchster Wachsamkeit wieder an die Arbeit, den Papierberg abzutragen.
    Eine halbe Stunde später wurden sie von einem Mann von der Spurensicherung unterbrochen. »Sind Sie DCI Jordan?«, fragte er.
    »Ja.« Carol versuchte jedes aufkommende Interesse bei sich zu unterdrücken. Sie konnte keine falschen Hoffnungen mehr ertragen.
    »Wir haben die Papierkörbe im Zielgebiet der Fahndung durchsucht und das Mikrofon und das Funkgerät gefunden, die DC McIntyre trug«, sagte er und klang äußerst zufrieden mit sich.
    Carol fuhr hoch und war ganz Aufmerksamkeit. »Und?« Sie nahm nebenbei wahr, dass Jan und Tony hereinkamen, aber ihre ganze Konzentration war auf den Kollegen von der Spurensicherung gerichtet.
    »Das Kabel zwischen Mikrofon und Funkgerät ist durchgeschnitten. Auf dem Funkgerät sind zwei unvollständige Fingerabdrücke. Wir arbeiten noch daran, sollten aber bald sagen können, ob sie zu irgendetwas in der AFIS-Datenbank passen.«
    Tony blieb diskret im Hintergrund, aber Jan legte Mantel und Tasche bei ihrem Schreibtisch ab und ging näher heran.
    »Warum hat es so lange gedauert, sie zu finden?«, fragte Carol. »Was habt ihr denn die letzten zwei Tage gemacht?«
    Er schien gekränkt. »Wir sind zweihundert Meter von der Stelle, wo sie zuletzt gesehen wurde, darauf gestoßen. Wir müssen eine Menge Zeug durchgehen.«
    »Wenn man nur von neun bis fünf arbeitet, ja. Jan, sehen Sie zu, ob Sie jemanden auftreiben, mit dem Sie wieder nach Temple Fields gehen können. Dann erweitern Sie den Suchbereich um die Stelle herum, wo das Mikrofon gefunden wurde. Sam, gehen Sie auch mit.«
    Jan hielt nicht inne, um die Anordnung zu besprechen, sondern verließ

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