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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gedacht hatte. Sie wünschte, jemand würde an Jackies Stelle treten, jemand, der ihr helfen konnte, der Angst und Einsamkeit die Härte zu nehmen.
    Als sie also an diesem Nachmittag in Stan’s Café trat, steuerte sie direkt auf den Tisch zu, wo Dee Smart alleine saß, rauchte und aus dem Fenster starrte. »Hi, Dee«, sagte sie, »willst du noch ’ne Tasse Tee?«
    Dee musterte sie von oben bis unten, als schätze sie ihren Preis. »Ja, in Ordnung«, antwortete sie mit einem leichten Seufzer.
    Honey klapperte mit ihren hohen Absätzen davon und kam mit zwei Tassen und zwei Schokokeksen zurück. »Hier«, sagte sie, machte es sich Dee gegenüber bequem und wickelte ihren Keks aus.
    Dee starrte weiter auf die Straße hinaus. »Scheißbullen überall. Sie schrecken die Kunden ab.«
    »Je eher sie den kriegen, der das macht, desto besser für uns«, sagte Honey.
    Dee warf ihr einen verächtlichen Blick zu. »Das wird nicht so bald passieren.«
    »Meinst du?« Honey versuchte ihre Sorge zu verbergen.
    »Ich weiß es. Meinst du etwa, die Viper hat die Fäden nicht in der Hand?«
    Der Name überraschte Honey. Es war ihr nie eingefallen, die Viper mit diesen Verbrechen, die ihre Welt so schwierig und bitter gemacht hatten, in Verbindung zu bringen. »Das hat etwas mit der Viper zu tun?«, fragte sie.
    »Natürlich«, sagte Dee ungeduldig. »Sie sind mir alle auf die Pelle gerückt mit ihren Fragen. Ob ich die Viper kenne. Ob ich jemanden kenne, der Sandie auf dem Kieker hatte. Blah blah blah.«
    »Und du hast es ihnen nicht gesagt?« Honey verstand nicht, warum Dee etwas so Wichtiges verschwiegen hatte.
    Dees Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Bist du verrückt? Du meinst wohl, ich will die Nächste auf der schwarzen Liste sein?«
    Honey runzelte die Stirn. Sie wusste, dass sie nicht gerade den Preis als Superhirn Britanniens gewonnen hätte, aber sie fand das, was Dee sagte, widersinnig. »Wenn die Viper weggesperrt ist, wird es doch keine Liste mehr geben«, erklärte sie.
    Dee schnippte mit einer frustrierten Geste die Asche von ihrer Zigarette. »Sei doch kein Kindskopf, Honey. Sie werden die Viper nie kriegen.«
    »Aber trotzdem …«
    Dee schüttelte energisch den Kopf. »Du darfst nicht mal dran denken. Dann wäre es aus mit dir, Mädchen.« Sie schob den Tee von sich weg, als meine sie plötzlich, ihn zu trinken, würde sie zu sehr verpflichten. »Ich hätte doch gedacht, dass das, was mit Jackie passiert ist, eine Lektion für dich war. Wenn du nicht willst, dass es dir genauso geht, dann steck deine Nase nicht in das, was die Viper macht.«
    Als Dee hinausging, sah Honey ihr nach. Es schmerzte sie, dass ihre Annäherung abgewiesen worden war, aber der Grund dafür beunruhigte sie eigentlich mehr als die Tatsache selbst. Vielleicht hatte Dee ja recht, und das Beste war, den Kopf in den Sand zu stecken und lieber kein Aufsehen zu erregen. Aber wenn Dee nicht recht hatte?

    Don Merrick stellte fest, dass er die schottischen Highlands nicht mochte. Er war noch nie irgendwo gewesen, wo eine solche Leere herrschte. Er erinnerte sich an eine Reise, die er und Lindy unternommen hatten, bevor die Kinder da waren, eine Fahrt im Geländewagen in die Sahara. Im Vergleich zu der finsteren Leere hier war die Wüste direkt belebt gewesen. Nachdem er den Flughafen von Inverness in einem Mietwagen verlassen hatte, war es auf den ersten Meilen noch nicht so schlimm gewesen, aber als er die größeren Straßen verließ und gen Westen fuhr, befand er sich schnell mitten in der hinterletzten Pampa. Laut Karte sollte dies hier eine große, gute Fernstraße sein, dabei glich sie eher einer der kleinen Landstraßen im Peak District.
    Hier kann man ja verrückt werden, dachte er. Nichts als graue Felsen und grünbrauner Bewuchs. Halt, falsch. Nichts als graue Felsen, grünbraune Pflanzen und hier und da ein grünbrauner Teich. Manchmal stellte sich der graue Fels als der verfallene Giebel von etwas heraus, das einmal ein Haus oder eine Scheune gewesen sein mochte. Aber Anzeichen menschlichen Lebens waren selten. Die einzigen Lebewesen, die er sah, waren Schafe. In einer Stunde war er nur zwei Fahrzeugen begegnet, die beide in die entgegengesetzte Richtung fuhren: ein Landrover und ein roter Minibus mit einem Post-Logo auf der Seite. Don nahm an, dass es Leute gab, die diese Erhabenheit und Einsamkeit liebten, aber er sehnte sich nach dem geschäftigen Treiben und Gedränge der Stadt.
    Beim Betrachten der Karte hatte er geglaubt, Nick

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