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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sofort das Büro und ging auf das Einsatzzentrum zu. Evans schraubte seinen Markenfüller zusammen, schob ihn in seine Innentasche und folgte ihr. Inzwischen nahm Tony zwanglos an Jans Schreibtisch Platz und wartete anscheinend, bis Carol mit ihm sprechen konnte.
    »Wie lange wird es dauern, bis Sie ein Ergebnis von AFIS bekommen?«, fragte sie.
    Von niemandem bemerkt, beugte sich Tony hinunter und machte Jans Handtasche auf. Er schob die Hand hinein und tastete darin herum, bis er ihr Schlüsselbund fand. Dann schloss er die Hand um die Schlüssel, zog sie geräuschlos heraus und steckte sie in seine Hosentasche.
    »Schwer zu sagen«, antwortete der Mann von der Spurensicherung. »Es kommt darauf an, wie intensiv das System durch Anfragen beansprucht ist.«
    Tony stand auf. »Ich geh mir nur ’n Kaffee holen.«
    Carol nahm seine Worte kaum wahr. »Können Sie es extra dringend machen?«
    »Hab ich schon«, hörte Tony den Mann sagen, als er das Büro verließ. Tony eilte ins Erdgeschoss in den vorderen Aufnahmebereich der Polizeistation. Am Schalter blieb er einen Augenblick stehen.
    »Wissen Sie, wo der nächste Schlüsseldienst ist?«, fragte er.
    Der Mann in Zivil hinter dem Tisch überlegte einen Moment. »Wenn Sie ins Einkaufszentrum um die Ecke gehen, ist einer ganz hinten im Untergeschoss.«
    Tony lief eilends los. Als er den Schlüsseldienst erreichte, war er außer Atem. Der Geruch von Lösungsmitteln und Kleber löste einen Hustenreiz aus und trieb ihm das Wasser in die Augen. Glücklicherweise wartete niemand vor ihm. Er legte das Schlüsselbund auf den Ladentisch. Außer den Autoschlüsseln bestand er aus einem Steckschlüssel, zwei BKS-Schlüsseln und noch zwei kleinen Schlüsseln. »Ich brauche Zweitschlüssel von allen außer den Autoschlüsseln«, sagte er. »Und leider hab ich’s eilig.«
    Der junge Mann hinter dem Tisch besah sich die Schlüssel kurz. »Kein Problem. Zehn Minuten, geht das?«
    »Prima. Bin gleich wieder zurück.« Er eilte aus dem Laden und rannte die Passage mit kleinen Läden entlang zum Kaffeestand bei der Rolltreppe. Wieder ging es ohne den Stress einer Warteschlange ab. »Großer Kaffee Macchiato zum Mitnehmen, bitte.« Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch, während er wartete, bis der schrecklich lahme Typ am Tresen endlich mit der Technik klarkam und sein Getränk zusammenmischte. Er schnappte sich den Pappbecher und kehrte eilig wieder zum Schlüsseldienst zurück.
    Fünf Minuten später ging er unbekümmert auf Jans Sportwagen zu. Er setzte seinen Kaffee auf dem Boden ab, schloss den Wagen auf und steckte die Schlüssel ins Zündschloss. Dann machte er sich auf den Weg zurück zum Einsatzzentrum und bemühte sich auszusehen wie einer, der an nichts Anstrengenderes als an Kaffee und das Profil eines Serienmörders zu denken hat.
    Er betrat gerade den Raum, als Jan ihre Tasche auf ihrem Schreibtisch ausleerte. Sie sah frustriert aus. »Sie haben nicht gesehen, was ich mit meinen Schlüsseln gemacht habe, oder?«
    Tony kratzte sich am Kopf und runzelte die Stirn, als versuche er angestrengt nachzudenken. »Also, ich kann mich gar nicht erinnern, dass Sie den Wagen wirklich abgeschlossen haben«, sagte er.
    »Scheiße.« Jan schaufelte alles in ihre Tasche zurück, griff sich ihre Jacke und rannte los. Evans sah Tony an und hob die Augenbrauen, während er ihr in gemütlicherem Tempo folgte.
    Tony zuckte mit den Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Ich wirke eben so auf Frauen.«

    Honey – die in Wirklichkeit Emma Thwaite hieß – hatte gemeint, sie wisse nun so langsam, wo es langgeht. Ihr Wissen hatte sich innerhalb von Monaten entwickelt, seit damals, als sie die beschissene Sozialwohnung in Blackburn verlassen hatte, um der Verantwortung zu entgehen, drei jüngere Brüder großziehen zu müssen, während ihre Mutter ihre Zeit im Pub verbrachte und sich Drinks von Männern bezahlen ließ, die sie dann mit nach Hause brachte und auf der Wohnzimmercouch bediente. Aber diese Monate in Temple Fields schienen ihr so lang wie ein ganzes Leben. Sie konnte sich kaum daran erinnern, wer sie vorher gewesen war.
    Sie wusste, sie hatte Glück gehabt, dass Jackie sie unter ihre Fittiche nahm, und sie war so naiv gewesen zu glauben, sie hätte in dieser relativ sicheren Situation so viel gelernt, dass sie alleine klarkommen würde. Aber die letzten paar Tage hatten ihr die Erkenntnis gebracht, dass sie bei weitem nicht so fähig war, mit der Welt zurechtzukommen, wie sie

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